Bundestagswahl:Linke löst Ticket nach Berlin

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Und dann hat es doch noch geklappt: Als Eva Schreiber am Dienstag aufstand, stellte sie fest, dass sie von heute auf morgen ihr Leben umkrempeln muss. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wahlkreis-Kandidatin Eva Schreiber zieht überraschend in den Bundestag ein.

Von Sabine Wejsada und Wolfgang Krause, Landkreis

Fünf der acht Direktkandidaten aus dem Wahlkreis München-Land haben den Sprung in den neuen Bundestag geschafft. Neben dem direkt gewählten CSU-Abgeordneten Florian Hahn ziehen Anton Hofreiter von den Grünen, Jimmy Schulz von der FDP, Gerold Otten von der AfD und Eva Schreiber von der Linken über die Landesliste ins Parlament ein.

Während Hofreiter, Schulz und Otten aufgrund ihrer guten Listenplätze mit einem Mandat rechnen konnten, kommt der Erfolg Schreibers auch für sie selbst unerwartet. Sie war bei der Linken auf Platz sieben gesetzt und verdankt ihren Einzug dem überraschend guten Abschneiden der Partei in Bayern: Weil die Linke ihren Stimmenanteil im Freistaat um 2,3 Punkte auf 6,1 Prozent steigern konnte, schickt sie nun sieben statt vier Abgeordnete nach Berlin.

Eva Schreiber hat erst am Montag in der Früh von ihrem Einzug in den Bundestag erfahren. "Gestern vor Mitternacht waren die Ergebnisse so, dass ich noch draußen war, heute Morgen bin ich drin", freut sich die 59-Jährige zwischen dem Unterricht als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und dem Kofferpacken für die Reise nach Berlin. In die Hauptstadt zur Fraktionssitzung der Linken geht es gleich am Dienstag - "mit dem Zug, weil alle Flüge natürlich ausgebucht sind", wie Schreiber sagt.

Komplett neuer Lebensabschnitt

Ein bisschen aufgeregt ist die neue Bundestagsabgeordnete für den Landkreis München schon, wie sie zugibt: "Jetzt beginnt ein komplett neuer Abschnitt für mich." In Berlin gebe es viel zu tun: Wohnung suchen, Büro einrichten und nicht zuletzt das Leben zwischen ihrem Wohnort München-Allach und der Hauptstadt zu organisieren.

Ihre Familie freue sich mit ihr, sagt Eva Schreiber - und ist vermutlich genauso platt wie sie selbst, dass sie den Einzug über die Landesliste geschafft hat, mit dem nur die wenigsten gerechnet haben. "Ich bin begeistert vom Bayern-Ergebnis der Linken", sagt Schreiber. Die Menschen im Landkreis München will die Linke optimal in Berlin vertreten - und sich regelmäßig bei ihnen blicken lassen, auch wenn sie in der Stadt wohnt.

Das Wahlkreismandat sicherte sich laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis CSU-Kandidat Hahn mit 43,5 Prozent der Erststimmen vor Bela Bach von der SPD (16,3 Prozent). Der Grüne Hofreiter kam auf 13,7, der Liberale Schulz auf 9,3, AfD-Mann Otten auf 8,4 und die Linke Schreiber auf 3,9 Prozent. Bei den Zweitstimmen kam die CSU im Landkreis auf 37,3 Prozent. Die FDP liegt mit 15,1 Prozent noch vor der SPD (14,0 Prozent) und den Grünen (12,1 Prozent). Die AfD kam auf 9,4, die Linke auf 5,1 Prozent.

© SZ vom 26.09.2017 / sab, wkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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