Bischöfe:Irritiert von Religionsbehörde

Ein Gutachten der türkischen Religionsbehörde behauptet, Christen arbeiteten an der Zerstörung des Islams, indem sie die Gülen-Bewegung unterstützten. Die Bischöfe reagierten auf ihrer Herbstversammlung irritiert.

Von Matthias Drobinski

Die katholischen Bischöfe in Deutschland zeigen sich "irritiert" vom Verhalten des türkisch-islamischen Moscheevereins Ditib und der türkischen Religionsbehörde Diyanet nach dem Putschversuch in der Türkei. Sie wollen aber den christlich-islamischen Dialog fortsetzen. Das sagte der Limburger Bischof Georg Bätzig, der in der Bischofskonferenz zuständig für den christlich-islamischen Dialog ist. Auf ihrer Herbstversammlung beschäftigten sich die Spitzen der 27 katholischen Bistümer in Deutschland am Dienstag mit dem Verhältnis zum Islam und zu den muslimischen Verbänden.

Auf Unverständnis stieß dabei ein Rechtsgutachten der türkischen Religionsbehörde aus Ankara vom Oktober 2016. In ihm wird nach Angaben der christlich-islamischen Arbeitsstelle CIBEDO der Bischofskonferenz behauptet, Christen arbeiteten an der Zerstörung des Islams, indem sie die Gülen-Bewegung unterstützten, die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan für den Putschversuch verantwortlich macht. Der Prediger Fethullah Gülen wolle "durch den interreligiösen Dialog den muslimischen Glauben zerstören". Zudem rät das Gutachten von einem freundschaftlichen Umgang mit Juden und Christen ab. Die Bischöfe hätten an die Ditib geschrieben und auch eine Antwort bekommen, diese werde nun ausgewertet, sagte Bätzig. Er betonte, man werde sich "nicht vom Weg des Dialogs abbringen lassen" und widersprechen, wenn "eine Religion von ihrem Wesen her als gewaltaffin" beschrieben werde. Man dürfe aber auch nicht übersehen, dass ein Teil der Muslime versucht sei, Gewalt religiös zu rechtfertigen. Die Zahl der Muslime, die 2016 zum Katholizismus konvertierten, gab Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp mit 300 an. Man prüfe die Motive derer, die sich für das Christentum interessierten, sehr genau.

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