E-Mobilität:China führt Quote für E-Autos ein

Smog in den Straßen von Peking

Stau und Smog in Peking: Mit einer E-Auto-Quote will die Regierung in China Hunderttausende Wagen mit alternativen Antrieben auf die Straßen bringen.

(Foto: dpa)
  • Ab 2019 müssen Autohersteller in China zehn Prozent ihrer Fahrzeuge als E-Autos verkaufen.
  • Die Regelung kommt damit ein Jahr später als zunächst angekündigt, außerdem gibt es zumindest im ersten Jahr etwas Flexibilität.

Von Christoph Giesen, Peking, und Max Hägler

Seit Wochen schon haben sie telefoniert, die Hersteller und Autolobbyisten mit den zuständigen Beamten im Ministerium. Jeden Tag fragten sie bang das gleiche: Wie genau stellt sich die chinesische Regierung nun den Weg in die Elektromobilität vor? Die Gesetzesvorlage aus dem vergangenen Jahr las sich konsequent. Was die Manager und Chinagesandten nun am Donnerstag auf der Seite des Pekinger Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie entdeckten, ist zwar noch immer hart, aber deutlich einfacher umzusetzen. Die Regelung tritt nun erst ein Jahr später in Kraft. Von 2019 an müssen Hersteller, die mehr als 30 000 Autos pro Jahr in China verkaufen, für zehn Prozent ihrer Wagen eine Elektroquote erfüllen. Für jeden dieser Quoten-Wagen muss dann ein sogenannter Kreditpunkt nachgewiesen werden.

Das System sieht vor, dass Elektroautos mit hoher Reichweite gleich mehrere dieser Kreditpunkte erhalten: Im besten Fall sind es bis zu fünf, Hybridfahrzeuge mit einer Mischung aus Verbrennungsmotor und Elektroantrieb sollen künftig zwei Punkte bekommen. Im Endeffekt müsste ein Hersteller, der nur reichweitenstarke Elektroautos im Angebot hat, deren Batterien eine Reichweite von mindestens 350 Kilometern garantieren, 2019 lediglich zwei Prozent seines Fahrzeugabsatzes elektrisch bestreiten.

VW müsste im ersten Jahr etwa 75 000 E-Modelle absetzen

Ein Hersteller, der hingegen ausschließlich auf Plug-in-Hybride setzt, müsste fünf von 100 verkauften Wagen mit dieser Technik ausstatten. Im Schnitt kalkulieren die meisten Autobauer mit vier Punkten pro Elektrofahrzeug. Für Volkswagen, den größten Hersteller in China, bedeutet dies, dass 2019 bei drei Millionen verkauften Wagen etwa 75 000 Elektro-Modelle gefertigt werden müssen.

In den kommenden Jahren steigt die Quote dann an. 2020 sind es zwölf Prozent. Schafft ein Hersteller es 2019 noch nicht, genügend Autos mit Elektroantrieb zu produzieren, kann er das mit einer gesteigerten Produktion 2020 einmalig nachholen oder muss sich Punkte von anderen Firmen kaufen. Dazu soll ein Kreditpunktehandel aufgebaut werden. Wie viel ein Punkt kostet, steht noch nicht fest. Wer keine Punkte nachweisen kann, dem droht eine staatlich verordnete Drosselung der Produktion konventioneller Autos.

Der bisherige Gesetzentwurf, den das Ministerium vor einem Jahr veröffentlicht hatte, sah einen Start zum kommenden Jahr vor. Viele Hersteller hatten jedoch erklärt, mit so kurzer Vorlaufzeit nur unter großen Anstrengungen die staatlichen Vorgaben erfüllen zu können. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in ihren Gesprächen mit der chinesischen Führung einen Aufschub verlangt - mit Erfolg.

Die deutsche Industrie gibt sich dementsprechend zufrieden. "Wir sind ein wenig erleichtert über den Aufschub, aber grundsätzlich gilt: Dieses Gesetz stärkt das Thema Elektromobilität", heißt es etwa von BMW. Das Gesetz werde Auswirkungen auf die ganze Welt haben: "China ist ein Leitmarkt für Elektromobilität." Es sei herausfordernd, aber nicht unmöglich, die Quote zu erfüllen. Für die Hersteller ist die Atempause von einem Jahr wichtig: Volkswagen zum Beispiel hat im vergangenen Jahr einen Elektroplan für den chinesischen Markt vorgelegt, dieser greift jedoch erst von 2020 an richtig. Dann will der Konzern 400 000 Elektroautos verkaufen, 2025 sollen es gar 1,5 Millionen Stück sein.

Problematisch für viele Hersteller könnte in den kommenden Jahren allerdings die Wahl der Batterien werden. Es kursiert derzeit eine Liste der Behörden, welche Akkus benutzt werden dürfen - ausschließlich chinesische Hersteller stehen darauf. Die gängigen Produkte, vor allem aus Südkorea, sind in China dagegen tabu. Sicherheitsmängel, heißt es zur Begründung.

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