"Maximilian" auf ZDF:Wenn das Hirn schon im Bett ist

Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe

"Deine Bestimmung ist alles, du bist nichts." Als Kaiser Friedrich III. muss Tobias Moretti solche Sachen sagen.

(Foto: ZDF und Thomas W. Kiennast)

Nur dann ist der Historien-Dreiteiler "Maximilian" zu ertragen. Da kann Tobias Moretti noch so böse schauen und schnarren.

Von Willi Winkler

Die Hauptdarsteller hätten bei den Dreharbeiten wunderbar harmoniert, heißt es, und das, obwohl Jannis Niewöhner seinen Maximilian deutsch sprach und Christa Théret ihre Maria von Burgund französisch. In der Fassung, die das lange Wochenende zur deutschen Einheit verschönert, wird selbstverständlich kräftig synchronisiert, wenn auch manchmal ein späthabsburgisches Österreichisch durchschlägt und ausgerechnet im Kölner Rathaus sächsisch gedröhnt wird. Trotzdem hätte man gerne gewusst, wie sich der zeitlose Satz "Wir schaffen das!" aus dem Munde von Mlle. Théret anhörte, mit dem sie die Flüchtlinge aus der Picardie willkommen heißt. Vielleicht Nous pouvons y arriver? Klingt aber lange nicht so gut wie bei Angela Merkel.

Doch keine Angst, der historische Dreiteiler mit seinem "Spiel von Macht und Liebe" (Untertitel und Versprechen) übertreibt es nicht mit der Vergegenwärtigung einer ungewöhnlich komplizierten Erbfolgegeschichte, die sich am Ende des 15. Jahrhunderts zugetragen hat. Für den Zuschauer des 21. kommt es immerhin schnell zu einem ansprechenden außerehelichen Geschlechtsverkehr, es wird sogar das leidige Männerproblem des vorgetäuschten Orgasmus verhandelt, aber sonst schwelgt das Epos in bewährten mittelalterlichen Rittereien. Es wird munter gefressen, gestunken, geschlachtet, gemeuchelt, vergiftet, geköpft, manchmal auch gebadet und am Ende, weil's so schön war und noch schöner werden soll, prachtvoll geheiratet. Der Ehemann kündigt an, was längst in den Geschichtsbüchern steht: "Ich werde die Welt verändern." Emanzipiert, wie er ist, setzt er an seine Frau gerichtet dazu: "Ich brauche Euer Geld."

Das Geld muss sonst ein lustig bemützter Martin Wuttke besorgen, denn ohne Geld ist selbst der Kaiser Friedrich III. machtlos. Dafür schnarrt der seinen Sohn Maximilian erschreckend nazihaft an: "Deine Bestimmung ist alles, du bist nichts." Tobias Moretti schaut dabei ganz grau und böse, aber er ist hoffentlich wie Wuttke und Rüdiger Vogler, der einen Bischof spielt, für den Gastauftritt in diesem Game of Thrones für Kleinsparer ordentlich bezahlt worden.

In der blanken Geldnot bleibt dem alten Friedrich nur, seinen Sohn mit der zarten Maria zu verheiraten, was Gelegenheit bietet, den berühmten Satz über die Heiratspolitik loszuwerden, mit der das Haus Österreich zum Weltreich aufsteigen konnte.

Der schneidige Max ist schneller als der schnöde Franzos

Vor fünfhundert Jahren wurde tatsächlich auf Teufel komm raus geheiratet, geboren und gestorben. Das hieß 1477 Politik und war nichts für empfindsame Gemüter. Karl der Kühne stirbt drastisch auf dem Schlachtfeld, womit seiner Tochter Burgund zufällt, das aber, da der Erbe kein Mann ist, von Frankreich als Lehen beansprucht wird, weshalb sie, die Marie, obwohl bereits zwanzig, zu dessen Sicherung mit dem Dauphin, dem siebenjährigen Karl, verheiratet werden sollte. Der schneidige Max ist schneller als der schnöde Franzos und freit die Schöne.

Keine bürgerliche Liebesgeschichte vertrüge eine so weitgespannte Verbindung quer durch Europa, aber dieses 16-Millionen-Euro-Spektakel strebt zweifellos nach Höherem. Drum schwatzt der künftige Universalmonarch nicht subtiler als der kleinste Prinz: "Wir sollten das Denken lassen und auf unsere Herzen hören." Kein schlechter Rat übrigens, denn anders als mit dem Hirn schon im Bett wäre dieser Schinken kaum zu ertragen.

Maximilian, ZDF, Sonntag, 22 Uhr, Montag, 22.15 Uhr und Dienstag, 22 Uhr.

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