Vandalismus in München:"Tod allen Yuppies": Jede Woche neue Hassparolen

Vandalismus in München: Die Polizei sucht die Urheber der Schmierereien, wie hier in Trudering.

Die Polizei sucht die Urheber der Schmierereien, wie hier in Trudering.

(Foto: Robert Haas)

Bei Auto- und Hausbesitzern geht die Sorge vor den wohl seltsamsten Straftaten um, die München seit langem erlebt hat. Wieder haben unbekannte Täter linke Sprüche auf Autos und Wände gesprüht.

Von Tom Soyer

Seit Wochen ziehen unbekannte Täter nachts durch verschiedene Münchner Stadtteile und besprühen Autos und Hauswände - in der Nacht auf Samstag haben sie wieder zugeschlagen, diesmal in Trudering. 69 Objekte sind mit linken Parolen und Zeichen beschmiert worden. Aufgrund der "offensichtlichen Übereinstimmungen der gesprühten Graffiti und Texte" geht die Polizei davon aus, dass es sich um dieselbe Tätergruppe handelt, wie schon bei den Sachbeschädigungen der vorausgegangenen Wochenenden.

Begonnen hatte die Serie im Münchner Osten, in Denning, in der Nacht auf den 9. September. Insgesamt 37 Objekte, darunter mehrere Autos, waren mit Lackfarbe besprüht worden. Es folgten acht weitere Sprayattacken in der Isarvorstadt und 60 Fälle im Raum Fasangarten, Giesing, Perlach und Ramersdorf. Die Spur der Verwüstung setzte sich dann fort am Samstag, 23. September, als es 80 Fahrzeuge und 20 Häuser in den Stadtteilen Solln, Fürstenried und Forstenried traf.

"Denning grüßt K43"

Wie hoch der Sachschaden insgesamt ist, kann die Polizei bisher nicht sagen. Die Ermittlungen führt das Fachkommissariat für politisch links motivierte Straftaten, weil der oder die Täter nicht nur links-typische Anarchiesymbole, Hammer und Sichel oder Parolen wie "Tod allen Yuppies" mit Lack aufbringen, sondern auch jetzt wieder den Spruch "Denning grüßt K43". Das "K43" ist im Polizeipräsidium München die interne Bezeichnung für das zuständige Fachkommissariat. Die Täter kennen sich also in dieser Richtung offenbar bereits aus.

Die Polizei nimmt die Zerstörungsserie sehr ernst - nicht nur, weil die Täter die Fahnder mit Sprühlack auch noch verhöhnen. Doch die Fahndung verläuft bisher erfolglos. Die Polizei sei dabei "auf die Mithilfe der Bevölkerung stark angewiesen", wie ein Sprecher am Sonntag sagte. Denn rechtlich handle es sich bei den Delikten lediglich um Sachbeschädigungen, und für die dürften nicht alle Ermittlungsmethoden angewandt werden, die bei schwereren Delikten zum Einsatz kommen.

Polizei kontrolliert verstärkt Personen, die nachts mit Rucksäcken unterwegs sind

Um Hinweise auf die Täter zu bekommen, haben die Beamten in den betroffenen Stadtgebieten inzwischen intensiv Zeugenaufrufe plakatiert. Zudem kündigt die Polizei eine intensivierte Fahndung und Streifentätigkeit an - wobei die bisherigen Tatorte so übers Stadtgebiet verteilt waren und auch die Opfer offenkundig so beliebig gewählt waren, dass die Fahnder wenig Anhaltspunkte für Kontrollen haben. "München ist natürlich ein weitläufiges Gebiet", so ein Präsidiumssprecher, "aber wir halten unsere Augen offen und ergreifen verschiedene Maßnahmen." Beispielsweise würden verstärkt Personen kontrolliert, die nachts mit Rucksäcken unterwegs seien.

Bei den Attacken in Trudering wurden an diesem Wochenende Autos, Zaunsäulen, Hausfassaden, Garagentore und Aschentonnenhäuschen mit roter, schwarzer und silberner Lackfarbe beschmiert. Die Polizei hofft nun auf Zeugenhinweise zum aktuellen Vorfall. Wer etwas Verdächtiges bemerkt hat, solle sich bitte umgehend beim Kommissariat K 43 unter der Telefonnummer 089/2910-0 melden.

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