Basketball:In hinreißender Frühform

Devin Booker 31 FC Bayern Basketball beim Dunk FC Bayern Basketball vs Basketball Loewen Braunsc

Rein damit: Devin Booker trifft für die Bayern-Basketballer per Dunk. Die anderen staunen.

(Foto: Christian Kolbert/imago)

Die Bayern-Basketballer dominieren auch ihr erstes Heimspiel - und siegen 111:53 gegen Braunschweig. Sie deuten an, dass sie schon viel weiter sind als der große Rivale und deutsche Meister aus Bamberg.

Von Matthias Schmid

Devin Booker wollte seine Hände gar nicht mehr vom Ring nehmen. Unverschämt lässig schaute das aus, als der 2,05 Meter große Basketballer des FC Bayern im ersten Viertel drei oder vier Sekunden in der Luft baumelte, nachdem er schon das Anspiel von Anton Gavel in luftiger Höhe gefangen und den orangefarbenen Ball mit ungeheurer Wucht in den Korb gestopft hatte - Alley-oop nennt man diesen Spielzug im Basketball. Es sah so aus, als wollte der US-Amerikaner den Moment fürs Familienalbum festhalten. Es sind Bilder wie diese, welche die Liga-Rivalen, Meister Brose Bamberg eingeschlossen, ziemlich beeindrucken müssen. Die Bayern-Basketballer sind in einer erstaunlich hinreißenden Frühform und deuten an, dass sie nach drei titellosen Jahren endlich wieder einen Pokal in den Händen halten wollen. Ihr erstes Heimspiel in der Basketball-Bundesliga gewannen sie am Tag der Deutschen Einheit gegen die Löwen Braunschweig 111:53 (55:30) - es war der höchste Heimsieg in der Bundesligageschichte der Bayern; ähnlich überlegen wirkte das Team schon beim Auswärtssieg in Gießen (87:53). Booker sammelte am Ende mit 19 Zählern die meisten Punkte. "Das war das beste Spiel einer Bayern-Mannschaft, das ich bisher im Audi-Dome gesehen habe", schwärmte Uli Hoeneß danach. Der Klub-Präsident war sogar so entzückt über die Darbietung, dass er euphorisch ins Hallenmikrofon brummte: "Wir haben in dieser Saison alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt müssen wir auch deutscher Meister werden." Während die Bamberger noch ihre Identität suchen nach ihrem unfreiwilligen personellen Umbruch im Sommer mit den Abschieden ihrer prägenden und besten Spieler wie Theis, Causeur, Melli, Strelnieks und Miller, weiß der FC Bayern schon ganz genau, was er will und kann. Das Gros der Mannschaft ist zusammen geblieben. Trainer Sasa Djordjevic und Sportdirektor Marko Pesic verstärkten den Kader klug, mit intelligenten und gerissenen Spielern wie Stefan Jovic, Milan Macvan, Braydon Hobbs und Jared Cunningham. Der US-Amerikaner, der schon 84 Mal in der Nordamerikanischen Basketballliga NBA auflief, feierte gegen Braunschweig sein Debüt nach auskurierter Adduktorenverletzung: Es war eine recht unauffällige Premiere mit vier hübschen Vorlagen und fünf Punkten. Cunningham hatte auch noch auf der Bank gesessen, als die Partie schon entschieden war, nach sieben Minuten führten die Bayern mit 13 Punkten. Sie verteidigten mit einer Hingabe und einer Intensität, als sei das nicht das erste Heimspiel in dieser Runde, sondern das letzte und fünfte Spiel einer langen Finalserie. Und vorne kamen sie zu einfachen Punkten durch Schnellangriffe oder ließen den Ball so rasch und elegant durch die eigenen Reihen zirkulieren, bis ein Spieler frei werfen konnte. Häufig sah es so aus, als hätten sie einen Mann mehr auf dem Parkett als die überforderten Braunschweiger, deren Trainer Frank Menz hinterher leise bekannte: "Das war nicht unser Niveau."

Und Coach Djordjevic? Der lehnte schon im ersten Viertel lässig an der Werbebande und nickte immer wieder anerkennend mit seinem kahlen Haupt. Der Bayern-Cheftrainer war entspannt wie lange nicht mehr und genoss das schöne Spiel seiner Mannschaft, die er schon nach dem Auftaktspiel in Gießen dafür lobte, dass sie konzentriert spielte und die Bedeutung der Partie verstanden habe. Das war in der vergangenen Saison gegen die vermeintlich kleinen Klubs nicht immer der Fall, die Bayern spielten damals oft überheblich, ohne die nötige Ernsthaftigkeit.

Nicht einmal der Meister Bamberg hat so einen gut bestückten Kader wie die Münchner Basketballer

Einen Hang zur Überheblichkeit können sich die Spieler in der neuen Saison aber nicht leisten. Die Tiefe des Kaders und die Qualität suchen in der BBL ihresgleichen. Selbst Bamberg ist nicht bis zum zwölften Mann so ausgeglichen besetzt. Dabei fehlte dem Bayern-Team in den ersten beiden Partien sogar noch der serbische Spielmacher Stefan Jovic wegen einer Fußverletzung. Jede Trainingseinheit ist anstrengender und fordernder als ein Bundesligaspiel. Diese Sorgen hätte auch Bambergs Trainer Andrea Trinchieri gerne, der sich am Mittwoch zumindest über den ersten Sieg freuen durfte, doch zufrieden war er mit der Leistung beim 87:84-Erfolg gegen Gießen nicht. "Wir sind vor allem in der Verteidigung noch kein Team", fand der Italiener, "da müssen wir intensiv daran arbeiten." Da ist sein Pendant auf Seiten des FC Bayern, Sasa Djordjevic, schon sehr viel weiter.

Er lobte: "So wir heute 40 Minuten aufgetreten sind, liebt es ein Trainer."

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