Kunst:Ohne Raum kein Werk

Kunst: Schätzt sich glücklich, im Atelier arbeiten zu können: Berit Opelt, hier bei der Verleihung des Kunstpreises "Artus" im Mai in Bad Heilbrunn.

Schätzt sich glücklich, im Atelier arbeiten zu können: Berit Opelt, hier bei der Verleihung des Kunstpreises "Artus" im Mai in Bad Heilbrunn.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Berit Opelt von "Kunst in Sendling" sieht die Künstlerszene im Stadtviertel durch den Verlust von Ateliers bedroht

Von Birgit Lotze, Sendling

Berit Opelt, Vorsitzende des Vereins "Kunst in Sendling", hat bei einem Resümee zum gleichnamigen Ausstellungswochenende auf den wachsenden Mangel an Kunsträumen in Sendling hingewiesen. Mehrere Künstler hätten in der jüngsten Vergangenheit ihre Ateliers verloren - kürzlich erst mussten drei Künstler aus einem Hinterhof an der Oberländerstraße ausziehen. "Doch Arbeitsräume sind Existenzgrundlage", sagte Berit Opelt. Wer mit Öl male oder mit Holz arbeite, könne gar nicht zu Hause arbeiten.

Berit Opelt sagte dies auch vor dem Hintergrund, dass den Künstlern auf dem Gelände an der Hans-Preißinger-Straße 8 neben dem Heizkraftwerk die Kündigung droht: Der Gasteig will auf das Areal an der Isar während der Sanierung des Münchner Kulturzentrums an der Rosenheimer Straße mit Philharmonie, VHS, Musikschule und Stadtbibliothek einziehen. Dort ist auch das Atelier von Fred Krueger, dessen Ausstellungen in der Sendlinger Kunsthalle, ebenfalls Teil von "Kunst in Sendling", regelmäßig zu den meistbesuchten gehören. Der Verein vertritt etwa 90 Künstler.

Etwa 15 bis 20 Ateliers gibt es höchstens noch in Sendling, schätzt Opelt. Sie lägen in Hinterhöfen im Bereich der Senser-, Daiser- und Kidlerstraße, teils im Keller. Vier Ateliers stünden im Fruchthof im Hinterhaus zur Verfügung, Neuverträge seien jedoch "recht kostspielig". Zwar eröffneten sich Möglichkeiten für Künstler an der Pfeufferstraße hinter dem Stemmerhof stadteinwärts, doch dort würden ausgesprochen hohe Mietpreise verlangt. Versuche des Vereins, mehrere leer stehende Räume bei der Edeka-Filiale am Harras zu bekommen, seien ins Leere gelaufen.

Auch mit der jährlichen Kunsthalle, die Interessierten neben den Atelierbesuchen die Möglichkeit bietet, sich über das Sendlinger Spektrum der Kunstschaffenden ein Bild zu machen, will der Verein auf den Mangel an Ateliers und Ausstellungsmöglichkeiten aufmerksam machen. Diesmal hatten die Markthallen den Künstlern 800 Quadratmeter auf drei Stockwerken im Kontorhaus 2 auf dem Großmarktgelände überlassen - dort konnten sich auch die Kunstschaffenden ohne Atelier präsentieren. Damit war die Ausstellung die größte in der Vereinsgeschichte - und sehr gut besucht. Bei der Modenschau eines P-Seminars des Dante-Gymnasiums auf der Wendeltreppe am Samstagabend sei der Eindruck entstanden, die ganze Schule mit Eltern sei anwesend, sagte Opelt. Erstmals wurde heuer eigens ein Caterer engagiert.

"Kunst in Sendling" hatte erst im vergangenen Jahr den Hochbunker an der Thalkirchner Straße verloren. Die Stadt hat ihn offenbar noch nicht offiziell mit einem Nachmieter besetzt.

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