Dasing:Was wird aus der abgebrannten Western-City?

Feuer in Freizeitpark Western-City in Dasing

Das Feuer im Juli dieses Jahres in der Western-City im Landkreis Aichach-Friedberg richtete einen hohen Schaden an. Solange allerdings die Ursache des Brandes nicht ermittelt ist, zahlt die Versicherung nichts an den Parkbetreiber.

(Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Der Neubau von Saloon, Museum und anderen Gebäuden der Western-City könnte an den hohen Kosten für Brandschutz und andere baulichen Auflagen scheitern.
  • Die Süddeutschen Karl-May-Festspiele soll es dennoch auch weiterhin geben.
  • Nach dem Brand in Dasing ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung gegen Unbekannt.

Von Christian Rost, Dasing

Die Cowboys und Indianer bleiben der Gemeinde Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg erhalten. Die Süddeutschen Karl-May-Festspiele werden auch im kommenden Jahr auf der Freilichtbühne der Western-City stattfinden, kündigt Geschäftsführer Volker Waschk an. Ob der Ende Juli abgebrannte Stadtplatz der City je wieder aufgebaut wird, steht allerdings in den Sternen. Der Neubau von Saloon, Museum und den anderen Gebäuden, die Kulisse und Markenzeichen der Westernstadt waren, könnte schon an den hohen Kosten für den Brandschutz und anderen baulichen Auflagen scheitern.

Auch Dasings Bürgermeister Erich Nagl meint, dass es "schwierig" werde, die komplette Stadt wieder zu errichten. Damit fehlt der Westernstadt auf nicht absehbare Zeit ihr Herzstück und der Gemeinde eine Attraktion, die sie weit über die Grenzen Schwabens hinaus bekannt gemacht hat.

Fred Rai, der eigentlich Manfred Raible hieß und Turnierreiter, Reitlehrer, Pferdepsychologe, Tierschützer, Autor und Country-Sänger war, hat den Freizeitpark in Dasing gegründet und auch die Süddeutschen Karl-May-Festspiele ins Leben gerufen. Er schaffte es als singender Cowboy in die Hitparaden und zog zunächst mit der kompletten Kulisse einer Westernstadt quer durch Deutschland, bis er 1980 in Dasing sesshaft wurde. Unter seiner Regie wuchs die City in den folgenden Jahrzehnten zu einem Freizeitpark heran.

Eine Western-Bahn entstand, die durch einen Tunnel und an einem Fort vorbeifährt, eine Reitschule, in der im Sinne des Gründers das Reiten ohne Peitsche und Sporen gelehrt wird, und ein Ensemble von mehr als 60 Leuten wurde zusammengestellt, das Jahr um Jahr Tausende Besucher auf dem Gelände unterhielt: Inszenierte Prügeleien von Cowboys auf dem Stadtplatz gehörten genauso dazu wie die Festspielaufführungen im Freien. Auch nach dem Tod Fred Rais, der 2015 im Alter von 73 Jahren bei einem Ausritt einen Schlaganfall erlitt, existierte die Westernstadt weiter.

Die Festspiele wird es auch künftig geben, ebenso den Unterricht in der Reitschule. An den Wiederaufbau der eigentlichen Westernstadt nach dem Brand, der die sechs Hauptgebäude vernichtete und einen Millionenschaden anrichtete, ist momentan aber nicht zu denken. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung gegen unbekannt und hat trotz einer Belohnung von 11 000 Euro, die zusammen mit der Versicherung ausgelobt wurde, noch keinen entscheidenden Hinweis auf den Täter erhalten. Weil es schon öfter gebrannt hat auf dem Parkareal - im vorigen Jahr in einem Stall und 2013 im Tunnel der Western-Bahn - nehmen die Ermittler momentan auch diese Fälle wieder unter die Lupe. Drohungen oder Erpressungsversuche gegen die Westernstadt hatte es nicht gegeben.

Außer den Kripobeamten suchen auch Experten der Brandversicherung nach der genauen Ursache für das Feuer. Solange kein abschließendes Gutachten vorliegt, wird die Versicherung an die Parkbetreiber nichts zahlen. "Die Sache dauert", sagt Geschäftsführer Waschk. Und falls der Schaden irgendwann doch reguliert wird, dürfte nur der Zeitwert der fast 40 Jahre alten Gebäude ersetzt werden. Bürgermeister Nagl will die Parkbetreiber durchaus unterstützen, schon im Interesse der Gemeinde, die vom Werbeeffekt der Western-City über die Jahre hinweg profitierte. Er bezweifelt jedoch, dass das Geld aus der Brandversicherung für den Wiederaufbau der City ausreichen wird, zumal die heutigen Vorschriften hinsichtlich Brandschutz, aber auch Naturschutz und Barrierefreiheit eine ganz andere Bauweise erforderten als zur Gründerzeit des Parks.

Und auch Volker Waschk sagt, die Westernstadt werde, falls sie überhaupt wieder entsteht, sicher "nicht eins zu eins wieder aufgebaut". Unabhängig von der Finanzierung müsse man bedenken, dass die Stadt in vier Jahrzehnten gewachsen und einzigartig gewesen sei. Das könne man nicht einfach nachbauen. Waschk denkt über ein "neues Konzept" für die Western-City nach und will im Fall der Fälle moderne Baumethoden nutzen.

Zunächst aber soll das Freilichtgelände für die nächste Saison vorbereitet werden. Nach dem Brand hatten sich die Parkbetreiber noch mit Buden für die Bewirtung der Festspielgäste beholfen. Dieses Provisorium könne nicht von Dauer sein, sagt Waschk. "Das Drumherum muss stimmen." Für die Gastronomie brauche es eine Lösung, die nicht provisorisch aussehe. Waschk denkt an mobile Imbisswagen, wie sie auch bei der Reitermesse "Americana" zum Einsatz kommen. Damit wäre die Western-City wieder zurück bei ihren Ursprüngen, als Fred Rai noch mit seiner mobilen Westernstadt durchs Land zog.

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