FC Bayern:Mit Heynckes kehrt der Spielwitz zurück

FC Bayern Muenchen v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Hatte Grund zu jubeln: Jupp Heynckes bei seiner Rückkehr als Bayern-Trainer.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Lisa Sonnabend

Jupp Heynckes drückte sich lange, als wolle er das Rampenlicht noch ein wenig meiden. Doch kurz vor Anpfiff gegen den SC Freiburg musste er natürlich raus. Die Bayern-Anhänger klatschten freudig, als sie ihren neuen, altbekannten Trainer sahen. In der Südkurve skandierten einige: "Jupp, Jupp". Auf Spruchbändern hießen sie den 72-Jährigen willkommen. Er trug einen gebügelten, schwarzen Anzug, auch wenn an diesem sonnig-warmen Herbsttag in München-Fröttmaning T-Shirt-Wetter herrschte. Heynckes umarmte erst lange seinen Trainerkollegen Christian Streich, dann setzte er sich auf die Bank.

Doch er sprang schon bald auf. Denn zum Einstand durfte Heynckes oft jubeln, die Münchner gewannen am Samstagnachmittag gegen Freiburg 5:0 (2:0) und zeigten eine vielversprechende Leistung.

Seit fünf Tagen arbeitet Heynckes wieder beim FC Bayern, zum vierten Mal in seiner fast 40-jährigen Trainerkarriere. Heynckes hat ja einen klaren Auftrag für seine Amtszeit bekommen: Ruhe in die Mannschaft bringen - und den Erfolg wieder herstellen. In den vergangenen Tagen deutete Heynckes bereits an, wie er das erreichen will. Zum Beispiel mit der Maßnahme, Javi Martínez aus der Innenverteidigung ins Mittelfeld zu versetzen. Der Trainer traut seinen Triple-Siegern von 2013 also weiterhin viel zu. Gegen Freiburg stellte er gleich fünf von ihnen auf - und wenn Philipp Lahm nicht in den Ruhestand gegangen, Toni Kroos nicht nach Spanien ausgewandert und Manuel Neuer und Franck Ribéry nicht verletzt wären, hätten noch ein paar mehr gespielt.

Sie spielen konzentriert und gemeinsam Fußball

Unter Carlo Ancelotti hatte es ja zuletzt vor allem an der Abstimmung auf dem Platz und an der Harmonie im Team gemangelt. Die Heynckes' Elf dagegen deutete gegen Freiburg an, dass sie auch konzentriert und gemeinsam Fußball spielen kann. Nachdem Torhüter Sven Ulreich früh eine Konter-Chance von Ryan Kent vereiteln musste, drückten fortan nur noch die spielfreudigen Münchner.

David Alaba bugsierte in der siebten Minute den Ball flach in den Strafraum, und Thomas Müller stocherte ihn daraufhin in altbewährter Thomas-Müller-Manier über die Torlinie. So sah es allerdings nur auf den ersten Blick aus. Denn die Zeitlupe zeigte, dass der Münchner einen Schritt zu langsam gewesen war, der Freiburger Innenverteidiger Julian Schuster erzielte das Müller-Tor. Es war sein zweites Eigentor in der Bundesliga in Serie. Heynckes klatschte bei Hasan Salihamidžić ab.

Martínez verletzt sich an der Schulter

Der FC Bayern sorgte auf den Flügeln für viel Wirbel, woran Mittelfeld-Martínez einen erheblichen Anteil hatte. Nach einer halben Stunde lautete die beeindruckende Statistik der Bayern: fast 80 Prozent Ballbesitz, elf Torschüsse. Doch dann fiel fast der Ausgleich: Nach einem fahrigen Fehlpass von Müller köpfelte Mike Frantz nur Zentimeter am Tor vorbei und schlug daraufhin mit der Faust auf den gepflegten Rasen ein (35.). Er wusste wohl: Viele Chancen würde sein Team nicht mehr bekommen.

So war es. In der 42. Minute fiel SC-Torhüter Alexander Schwolow nicht auf den Arjen-Robben-Haken herein, er konnte den Ball allerdings nicht fassen, sondern dieser segelte zurück zum Elfmeterpunkt. Dort sprang Kingsley Coman in die Luft und traf kunstvoll per Kopf.

Schreckmoment in der 65. Minute

Die zweite Hälfte begann zunächst gemütlich, ehe es in der 60. Minute hektisch wurde. Schiedsrichter Frank Willenborg hatte zunächst auf Handelfmeter für die Bayern entschieden, doch nach kurzem Studium der Videobilder nahm er diesen zurück. Caglar Söyüncü hatte die Hand zwar ausgestreckt, den Ball allerdings nicht berührt. Robert Lewandowski, der sich am Elfmeterpunkt bereitgestellt hatte, wandte sich enttäuscht ab, er durfte sich vorerst nicht in die Torjägerliste eintragen. Dafür tat dies Thiago drei Minuten später: Der Spanier traf mit einem flachen Distanzschuss.

Einen Gegentreffer mussten die Münchner in der Partie nicht mehr verkraften, allerdings in der 65. Minute einen Schreckmoment. Martínez verletzte sich nach einem Kopfballduell an der rechten Schulter und musste das Mittelfeld vorzeitig mit schmerzverzehrtem Gesicht räumen. Er fällt wahrscheinlich beim Champions-League-Spiel gegen Celtic Glasgow aus. Für ihn kam Sebastian Rudy.

Heynckes, der inzwischen eine Brille aufgesetzt hatte, durfte noch zuschauen, wie Lewandowski nach Vorlage von Müller auf 4:0 erhöhte. Beim Einstand von Jupp Heynckes war nun also sogar der Pole zufrieden. Und dann traf auch noch Joshua Kimmich Sekunden vor dem Schlusspfiff wunderschön mit der Hacke.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: