Gedächtnisblätter:Hohenkammer in der NS-Zeit

Ausstellung im Schloss zeigt den dörflichen Widerstand

Das Dachauer Gedächtnisbuch und die Geschichtswerkstatt wirken mit an der Ausstellung "Hohenkammer in der NS-Zeit" im Schloss Hohenkammer. Im Zentrum stehen die Lebensgeschichten von vier Handwerkern aus Hohenkammer. Mit dem Einzug der NSDAP und SA ins Schlossgut Hohenkammer veränderte sich das Klima im Ort, es kam zu folgenreichen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der neuen Machthaber. "Die NSDAP hat in den vergangenen Jahren auf Hohenkammer und Umgebung einen starken Einfluss ausgeübt, namentlich auf schulischem Gebiet, auf die heranwachsende Jugend, auf alle, die mit dem Schloss Hohenkammer in Beziehung standen: Arbeiter, Frauenschaft und so weiter", berichtete der Geistliche Rat Seidenberger am 29. Juli 1945. Doch die neuen Machthaber hatten auch entschiedene Gegner unter den Burschen von Hohenkammer.

Für die Freunde Korbinian Geisenhofer, Thomas und Anton Held sowie Thomas Groß änderte sich das Leben nach dem Machtwechsel radikal. Bereits am 30. Juni 1933 wurden drei der vier jungen Männer festgenommen und für mehrere Monate ins KZ Dachau gebracht. "Nur eine rote Oppositionsgruppe arbeitet uns seit Wochen mit allen Mitteln entgegen", so hieß es in einem Schreiben des NSDAP-Stützpunktleiters in Hohenkammer an den Freisinger Sonderkommissar, mit dem die drei den NS-Behörden übergeben wurden. Auseinandersetzungen mit der SA und den SA Sportschülern gab es auch nach ihrer Freilassung noch: Im Oktober 1934 wurde wieder eine Gruppe Männer verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, Geisenhofer und Thomas Held bereits zum zweiten Mal.

Vier neue Gedächtnisblätter aus Hohenkammer und Petershausen werden nun den Gedächtnisbuch-Ausstellungen "Namen statt Nummern" und "Das Lager und der Landkreis" hinzugefügt. Zeitdokumente und Fotos gewähren Einblick in den Alltag von Hohenkammer und seinem Schloss während der NS-Zeit von 1933 bis 1945. Die Ausstellung ist von Freitag, 27. Oktober, 18 Uhr, bis Mittwoch, 8. November, zu sehen. Sie wurde realisiert von der Gemeinde Hohenkammer in Zusammenarbeit mit Lydia Thiel und Karl Strauß (Petershausen), dem Gedächtnisbuch Dachau, dem Katholischen Kreisbildungswerk Freising und dem Schloss.

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