Modellbau:Allerhöchste Eisenbahn! Die Miniatur-Welt von Großweil wird abgebaut

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Christoph von Reitzenstein hat seine Anlage an einen Unternehmer in der Schweiz verkauft. Die Fans können die 180 Meter Gleise nur noch in den Herbstferien bestaunen.

Von Ingrid Hügenell, Großweil

Die Großweiler Modellbahn zieht in die Schweiz. Ihr Besitzer, Christoph von Reitzenstein, suchte schon seit drei Jahren einen Nachfolger, ohne Erfolg. Nun hat sich offenbar ein Schweizer Unternehmer entschlossen, die Anlage für seinen achtjährigen Sohn zu kaufen. Sie soll bis Mitte November in Segmente zerlegt und abtransportiert werden. In den Ferien, vom 28. Oktober bis 5. November, ist die Anlage zum letzten Mal täglich für alle geöffnet. Man kann dort nicht nur zuschauen, sondern selbst spielen.

Züge aller Generationen fahren durch eine aufwendig gestaltete Landschaft. (Foto: oh)

Von Reitzenstein freut sich besonders darüber, dass bei ihm Ältere mit den Kleinsten spielen - also der Opa mit dem Enkel. Doch auch Väter kommen mit ihren Söhnen, und inzwischen gebe es auch immer mehr Mädchen, die Spaß an der Modelleisenbahn hätten, berichtet der 83-Jährige. Dass bei ihm Eltern mit ihren Kindern zusammen spielen, freut den alten Herrn besonders.

Als die Großweiler Anlage an Weihnachten 2003 erstmals öffnete, sei die Landschaft noch sehr kärglich gewesen. Doch mittlerweile habe seine Frau viel dazu gebaut. "Die Landschaft ist so schön geworden, dass sogar Frauen ganz nah hingehen und schauen." Passende Geräusche werden digital erzeugt. 180 Meter Gleis hat von Reitzenstein in der auf Stelzen stehenden Anlage verbaut, die in einem früheren Kuhstall steht. Die Züge fahren in drei Kreisen und einem doppelgleisigem Oval. Grundlage ist eine H0-Anlage von Fleischmann, die mit Gleichstrom funktioniert. Auf ihr können auch andere Fabrikate ihre Runden ziehen, etwa die italienischen Lima-Bahnen. Mit einer Märklin-Anlage wäre das nicht möglich, denn die fahre mit Wechselstrom. Inzwischen gibt es auch funkgesteuerte Fahrzeuge auf den Straßen - und Fans, die nur nach Großweil kommen, um diese zu steuern. Überhaupt habe er viele Stammkunden, sagt von Reitzenstein, manche kämen bis vom Ammersee. Ihnen und allen Unterstützern gilt von Reitzensteins Dank.

Auch ICE-Modelle sind auf den Schienen in dem früheren Kuhstall im Oberland unterwegs. (Foto: oh)

Der Schweizer Unternehmer wolle die Modellbahn an ihrem neuen Standort zwischen Bern und Zürich ebenfalls öffentlich zugänglich machen, sagt von Reitzenstein. Er selbst nutzte die Eintrittspreise und die Gebühren für die eigenhändige Steuerung, um die Anlage instand zu halten, zu erweitern und die Miete zu bezahlen. Nachdem der neue Besitzer die Anlage abgebaut hat, findet in den Räumen ein Flohmarkt statt. Der Termin wird noch bekannt gegeben.

Vor 14 Jahren hat Christoph von Reitzenstein seine Eisenbahnanlage in Großweil eröffnet. (Foto: Manfred Neubauer)

Großweiler Modellbahn, Kochler Straße 12, Telefon 08851/817. Geöffnet 28. Oktober bis 5. November täglich 14 bis 18 Uhr. Eintritt Erwachsene: drei Euro, Kinder bis sechs Jahre: ein Euro. Halbe Stunde Zug oder Auto selber steuern: fünf Euro, Viertelstunde: drei Euro.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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