Inklusion:Lernen in der Gruppe

Erste Erfolge des Modellprojekts mit Integrationsassistenten

Geistig oder körperlich behinderte Kinder in einer Regelschule unterrichten - was vor vielen Jahren noch unmöglich schien, gehört im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mittlerweile zum Schulalltag. Doch stellt die Teilnahme am Unterricht für alle Beteiligten eine Herausforderung dar. Den Lehrkräften fehlt die Zeit für die individuelle Betreuung der Kinder. Die Eltern können daher einen Schulbegleiter beantragen, damit ihr Kind eine Regel- oder eine Förderschule besuchen kann. Die Kosten für die Schulbegleiter sind hoch. Daher hatte das Büro für Sozialplanung und Organisationsentwicklung "INSO" dem Landkreis empfohlen, eine Alternative zu dieser Betreuungsform zu finden. Im Juli 2016 stimmte der Ausschuss für Jugend und Familie des Kreistags zu, probeweise Integrationsassistenzen einzusetzen. Christian Lösch vom Jugendamt berichtete dem Ausschuss über das Modellprojekt. Das zeige erste Erfolge, sagte er. Doch eine Bewertung sei erst am Ende des zweijährigen Versuchs sinnvoll.

Die Schulbegleitung ist eine ambulante Maßnahme der Eingliederungshilfe. Die Schulbegleiter sitzen nicht nur mit ihren Schützlingen im Unterricht, sie fördern darüber hinaus soziale Kontakte und helfen, Konflikte mit anderen Kindern zu lösen. Hauptziel ist es, die Selbständigkeit der Kinder und Jugendlichen zu stärken.

Der Landkreis hat sich entschieden, von dieser Eins-zu-eins-Betreuung - wo es möglich ist - wegzukommen und stattdessen die betroffenen Kinder in kleinen Gruppen betreuen zu lassen. Drei Integrationsassistenzen haben vergangenes Jahr ihre Arbeit an drei Schulstandorten in Geretsried aufgenommen: an der Karl-Lederer-Grundschule und an den beiden Mittelschulen (Karl-Lederer-Schule und Adalbert-Stifter-Schule). Gemeinsam mit dem Fachhochschule Benediktbeuern und dem Träger Diakonie Jugendhilfe Oberbayern wurde das Konzept entwickelt. Die Schulleiter beurteilten das Projekt positiv, berichtete Lösch. Das Zusammenfassen der betroffenen Kinder fördere diese nicht nur, es helfe auch den Lehrern, sich mehr um den Rest der Klasse zu kümmern. So laute der Hinweis der Rektoren "Gerne mehr davon", betonte Lösch. Die Integrationsassistenzen seien zwar kein Sparmodell, aber man hoffe die Kosten auf dem Niveau von etwa 230 000 Euro im Jahr halten zu können. Noch im Jahr 2015 lagen die Kosten für die Schulbegleiter (ohne Integrationsassistenzen) bei knapp 260 000 Euro. Für kommendes Jahr schätzt das Jugendamt die Kosten für die Eins-zu-eins-Betreuung auf gut 150 000 Euro, für das Modellprojekt auf 82 000 Euro. 14 Kinder werden von den drei Assistenzen, die über eine pädagogische Grundausbildung verfügen, betreut. Zehn Kinder nutzen weiterhin einen Schulbegleiter.

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