Mord an ehemaligem US-Präsidenten:Kennedy-Geheimakten nur teilweise freigegeben

  • US-Präsident Donald Trump hat die Veröffentlichung von 2800 Dokumenten zum Kennedy-Attentat angeordet.
  • Ein Teil der Geheimakten bleibt jedoch weiterhin unter Verschluss - Trump beugte sich dem Druck amerikanischer Sicherheitsbehörden, die eine Gefahr für die nationale Sicherheit sehen.
  • Innerhalb einer Frist von 180 Tagen sollen die zurückgehaltenen Dokumente nun gesichtet und sensible Informationen gegebenenfalls geschwärzt werden.

Anders als geplant wird der letzte Schwung der Geheimakten über die Ermordung von John F. Kennedy zunächst nicht komplett veröffentlicht. US-Präsident Donald Trump beugte sich buchstäblich in letzter Minute Sicherheitsbedenken von Geheimdiensten: Nach Angaben von Regierungsmitarbeitern verlangten CIA, FBI und andere Dienste, einige der Akten nicht zu veröffentlichen, ohne sie vorher zu bearbeiten.

In der Nacht zu Freitag gab Trump mehr als 2800 Dokumente zur Veröffentlichung frei (hier geht es zu einer Übersicht der freigegebenen Akten). Für die Sichtung und Bearbeitung des Rests setzte er eine Frist von 180 Tagen. Trump schrieb in einer Anordnung, er habe keine andere Wahl gehabt, als ein solches Verfahren zu akzeptieren. Er ordnete an, dass "der Schleier endlich gelüftet" werde. Nach Ablauf der Frist werde alles veröffentlicht werden, was möglich sei.

Kennedy war am 22. November 1963 im texanischen Dallas erschossen worden, als er in einem offenen Wagen mit seiner Frau Jacqueline vom Flughafen in die Stadt fuhr. Eine Untersuchungskommission zu dem Verbrechen kam zu dem Ergebnis, dass der Attentäter Lee Harvey Oswald allein gehandelt habe. Oswald wurde wenige Tage nach dem Attentat bei seiner Überführung ins Staatsgefängnis ebenfalls Opfer eines Mordanschlags, er starb im Krankenhaus.

Die nun veröffentlichten Akten zeigen der Washington Post zufolge, dass die amerikanischen Behörden vor allem daran interessiert waren, herauszufinden, ob Oswald Verbindungen zum Kommunismus hatte. In Erwägung gezogen wurde unter anderem eine Verwicklung Kubas, aber auch Russlands.

Im Zuge der Ermittlungen bemühten sich die Behörden verstärkt, amerikanische Staatsbürger als Kommunisten zu entlarven - so gerieten kurzzeitig Abonnenten einer Publikation namens Der Arbeiter in Verdacht, aber auch Bekannte eines Hollywood-Drehbuchschreibers. Die Dokumente belegen demnach auch, dass die Kommunistische Partei sich des Risikos sehr wohl bewusst war, zum Sündenbock für Kennedys Tod gemacht zu werden.

Interessanterweise glaubten nach Kennedys Tod nicht nur viele Amerikaner an eine Verschwörung - auch die Führung der Kommunistischen Partei in Moskau war den Geheimakten zufolge dieser Überzeugung. Sie ging demnach von einem geplanten Attentat einer ultrarechten Bewegung in den USA aus.

Wie der Guardian weiter unter Bezugnahme auf die Dokumente berichtet, untersuchte gleichzeitig die amerikanische Seite, ob Oswald - der Moskau 1959 als Tourist besucht hatte - möglicherweise im Auftrag der dortigen Regierung handelte. Diese Möglichkeit schloss ein russischer Dissident, der für die Amerikaner als Informant arbeitete, aber kategorisch aus: Ihm zufolge versuchte Oswald bei seinem Besuch zwar überzulaufen, die russischen Behörden stuften ihn allerdings als geistig instabil ein und schickten ihn zurück in die USA.

Bis heute halten sich etliche Verschwörungstheorien zum Mord am US-Präsidenten - etwa die These, dass der Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson in Verbindung mit der CIA die Strippen bei dem Attentat gezogen habe. Für Historiker wäre die vollständige Freigabe eine Chance, offene Fragen zu klären. Dass nun erneut ein Teil der Dokumente zurückgehalten wird, befeuerte im Internet Theorien einer staatlichen Verwicklung in einen der spektakulärsten Kriminalfälle der amerikanischen Geschichte.

Entschluss des US-Kongresses von 1992

Der US-Kongress hatte im Jahr 1992 beschlossen, dass alle Akten zu den Ermittlungen öffentlich gemacht werden sollen. Als Frist war damals der 26. Oktober 2017 gesetzt worden. Trump hatte die komplette Veröffentlichung der Dokumente am Wochenende angekündigt und bis zuletzt auf Twitter regelrecht beworben. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hatte der Regierung dagegen geraten, einen Teil der Papiere weiter unter Verschluss zu halten.

In einer Stellungnahme der Behörde hieß es am Donnerstag, es gehe nicht darum, bestimme Unterlagen vollständig zurückzuhalten. Allerdings sei es notwendig, bestimmte Informationen zu schützen, die relevant für die nationale Sicherheit seien. So seien in der Vergangenheit unter anderem Namen von Informanten des Geheimdienstes sowie von ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern geschwärzt worden. Ebenfalls nicht einsehbar seien spezielle Geheimdienstmethoden oder Partnerschaften, die für die nationale Sicherheit von Bedeutung seien. Bisher waren etwa 30 000 Dokumente publik gemacht worden.

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