Taufkirchen:Ende des Fairplay

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Beim Taufkirchner Sportverein SV-DJK gerät einiges in Schieflage. (Foto: Angelika Bardehle)

Nach dem Aus für die Sportpark-Erweiterung herrscht beim SV-DJK maßlose Enttäuschung. Vereinspräsident Klaus Brandmaier erklärt seinen Rücktritt und die Mitglieder machen ihrem Ärger über den Bürgermeister Luft

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Als das Präsidium des SV- DJK Taufkirchen die Einladungen zur Delegiertenversammlung an seine Mitglieder verschickte, war die Vereinswelt noch in Ordnung. Die lange geplante Sportparkerweiterung schien in trockenen Tüchern und an Punkt zwölf der Tagesordnung wollte Präsident Klaus Brandmaier über den Planungsstand des Projekts berichten, einen Beschluss fassen und damit die letzten Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Sportvereins stellen. Doch seit der Gemeinderatssitzung vergangene Woche ist plötzlich alles anders: Der gemeindliche Zuschuss ist gestrichen, die Sportparkerweiterung damit gestorben und der Vereinsvorsitzende zurückgetreten.

Man konnte es an diesem Donnerstagabend im gut gefüllten großen Saal des Ritter-Hilprand-Hofs dem Vorsitzenden des SV-DJK ansehen, wie enttäuscht und wie fassungslos er immer noch ist. Wie er mit sich ringt, diese Konsequenz aus der plötzlichen Ablehnung aus dem Rathaus zu ziehen. Zwar sagte er zu den Delegierten: "Es ist eine Entscheidung des Souveräns unserer Gemeinde, des Gemeinderats, die wir zu respektieren haben." Er sagte aber auch: "Die Gemeinde lässt den SV-DJK Taufkirchen bei der Gestaltung einer sicheren Zukunft im Stich."

Beim Taufkirchner Sportverein SV-DJK gerät einiges in Schieflage. (Foto: Angelika Bardehle)

Es bedürfe einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Verein und Gemeinde, "aber es fällt mir schwer, diese für den Verein so wesentlichen Aufgaben auch in Zukunft unbefangen erfüllen zu können". Der Verein sei brüskiert worden, "auch fühle ich mich persönlich durch die Vorgehensweise der Gemeinde vorgeführt", begründet Brandmaier seine Entscheidung, zum Jahresende sein Amt niederzulegen. Um zu verstehen, warum ein Vereinsvorstand sich wegen nicht gewährten Fördermittel derart vor den Kopf gestoßen fühlt, reicht schon ein Blick auf die Geschehnisse am 19. Oktober.

Die Absage kommt per Textnachricht aufs Handy

Frohen Mutes hatten die Vereinsvertreter die öffentliche Sitzung des Gemeinderats verlassen, nachdem dort über technische Details des 4,5 Millionen teuren Ausbaus des Sportparks gesprochen worden war. Zwei Millionen sollte die Gemeinde beisteuern, um die Sportanlage am Köglweg mit zusätzlichen Gymnastikräumen, Fitness-Studio und Sauna attraktiver zu machen, weil man so auch flexible, individuelle Sportausübung ermöglichen kann. Dass dann in der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung der Gemeinderat durch einen erneuten Grundsatzbeschluss die gesamten Pläne kippen würde, hatte niemand im Verein auch nur annähernd geahnt.

Um 23.25 Uhr erreichte Brandmaier an diesem Abend eine Textnachricht von Bürgermeister Ullrich Sander auf dem Handy, dass das Gremium das Projekt abgelehnt habe. Tags darauf postete Sander das Abstimmungsergebnis auf seiner Facebook-Seite. Eine offizielle Mitteilung der Gemeinde gibt es bis heute nicht.

Dabei hatte der Verein bereits seit 2014 gemeinsam mit der Gemeinde den Ausbau vorangetrieben. Es gab eine Machbarkeitsstudie, einen Gemeinderatsbeschluss, einen Sperrvermerk im Haushalt und schließlich wieder die Aufhebung des Sperrvermerks. Es erfolgte eine ganze Reihe an Auflagen an den Verein: Mitgliederzustimmung, Businessplan, unabhängige Prüfungen, Einhaltung des Kostenplans. "Alle gestellten Auflagen konnten wir überzeugend erfüllen", erinnerte Brandmaier die Mitglieder bei der Versammlung, "alle vorgebrachten Bedenken an technischen Details konnten ausgeräumt beziehungsweise entkräftet werden."

Das Verhalten des Bürgermeisters? "Befremdlich"

Dennoch kam der Stopp durch den Gemeinderat. Damit würden 150 000 Euro an Planungskosten einfach in den Wind geschrieben, so Brandmaier. Was er aber Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltung besonders übel nimmt: "Unter dem Schutz der Nichtöffentlichkeit sollte die längst beschlossene Zustimmung revidiert werden. Man stimmt so lange ab, bis das richtige Ergebnis vorliegt." Er frage sich, warum keiner den Mut gehabt habe, die Diskussion in der Öffentlichkeit zu führen. Auch kritisierte Brandmaier, dass die Gemeinde nicht dazu in der Lage sei, den Verein und die Öffentlichkeit formell und unverzüglich zu informieren.

Zurückgetreten: SV-DJK-Präsident Klaus Brandmaier. (Foto: Angelika Bardehle)

"Ein persönliches Facebook-Posting des Bürgermeisters ist zu wenig und zu dürftig", findet der Vereinspräsident. Insbesondere, dass Sander schreibe, die Entscheidung sei "im Sinne des Gemeinwohls getroffen worden", empfindet der Verein als "blanken Hohn". "Damit stellt er indirekt den wesentlichen und nachhaltigen Beitrag des SV-DJK Taufkirchen zum Gemeinwohl in der Gemeinde in Abrede", empört sich Schatzmeister Horst Fey. Die Entscheidung mit wirtschaftlichen Risiken zu begründen sei "nicht nachvollziehbar" und die Entscheidungsfindung hinter verschlossenen Türen mit vertragsrechtlichen Argumenten zu begründen "äußerst befremdlich".

Im Gegensatz zu Bürgermeister Sander, welcher der Vereinsversammlung am Donnerstag fern blieb, versuchten einige Gemeinderäte den Vereinsvertretern die Entscheidung zu erläutern. Michael Lilienthal von den Freien Wählern begründete die Ablehnung mit dem Wegbrechen von Gewerbesteuern etwa von dem Unternehmen Airbus sowie dem jüngsten Bericht des Kämmerers. "Wir liegen einige Millionen hinter den Planungen und müssen für die Schule schon einen Kredit aufnehmen", so Lilienthal. Auch Matteo Dolce (SPD) verwies auf "millionenschwere Projekte" wie den Bau der Grundschule. "Das sind Pflichtaufgaben", sagte er.

Dass das Thema unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt wurde, bedauerten die Gemeinderäte. "Das war feige", räumte Dolce ein und Rudi Schwab (Grüne) gab zu: "Hier haben wir nicht aufgepasst, das bedauere ich zutiefst." Finanzielle Gründe will der Verein nicht gelten lassen. "Zwei Millionen sind viel Geld, im Vergleich zu den genannten Zahlen aber überschaubar", sagte Brandmaier. Er habe mehr Kreativität von der Gemeinde erwartet. "Gegebenenfalls muss man Schulden aufnehmen und ein Risiko eingehen."

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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