Unwetter:"Herwart" trifft Europa

Flut, Stromausfälle, Verkehrschaos: Am Wochenende hat das gewaltige Sturmtief "Herwart" in Deutschland, Tschechien, Polen und der Slowakei für Chaos gesorgt, es gab mehrere Tote und Verletzte.

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Der Herbststurm Herwart hat am Wochenende in Deutschland und Osteuropa Chaos hinterlassen. In Hamburg überschwemmte eine Sturmflut die Straßen an der Elbe, Teile der Hafencity und der Fischmarkt standen unter Wasser. Auch die Nordseeküste wurde überflutet. Ein 63-jähriger Camper ertrank am Jadebusen im Landkreis Wesermarsch.

Auf dem Peenestrom bei Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern kenterte am Sonntag ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen. Eine Frau starb, ein Mann wurde noch vermisst.

In Berlin rief die Feuerwehr am frühen Sonntagmorgen den Ausnahmezustand aus. Allein zwischen 4 und 7 Uhr sei sie bereits hundert Mal im Einsatz gewesen, hieß es, alle freiwilligen Feuerwehrleute wurden aktiviert. In der Hauptstadt hatten Orkanböen mit Geschwindigkeiten bis zu 125 Stundenkilometern ein Dach abgedeckt und Baugerüste niedergerissen, ein Fußgänger wurde schwer verletzt. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume.

Vor der Nordsee-Insel Langeoog lief am Sonntagabend ein Frachter auf Grund. Zuvor hatten die Anker der Glory Amsterdam wegen des starken Seegangs nicht gehoben werden können, was das Schiff manövrierunfähig machte. Der 225 Meter lange Schüttgutfrachter hat 1800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Marinediesel als Treibstoffe geladen.

Wie schon beim Sturm Xavier Anfang Oktober musste die Bahn wieder Teile des Fernverkehrs einstellen. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen blieben die Züge stehen. Auch am Montag werden noch nicht alle Strecken wieder befahrbar sein. In Dortmund, Bielefeld und Hamm konnten sich Zugreisende, die Norddeutschland nicht mehr erreichten, in Übernachtungszügen aufhalten. Bundesweit wurden viele Straßen gesperrt, zum Beispiel die Autobahn 8 in Oberbayern auf einer Strecke von etwa acht Kilometern. In Sachsen-Anhalt und Bayern verletzten sich Autofahrerinnen, die mit ihren Wagen gegen umgestürzte Bäume prallten. Auch im niederbayerischen Regen kollidierte ein Zug mit einem Baum. Der Lokführer und der Zugbegleiter wurden dabei verletzt.

In der Slowakei rieten Behörden vor Allerheiligen von Friedhofsbesuchen ab

In Tschechien wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen, und auch in Polen starben zwei Männer. Der Sturm beschädigte in Tschechien zudem Stromleitungen, Hunderttausende Haushalte blieben deshalb im Dunkeln. In Polen waren ebenfalls rund 200 000 Menschen von Stromausfällen betroffen. In Österreich wurde der Ski-Weltcup-Auftakt der Herren in Sölden wegen des Sturms abgesagt.

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