US-Präsident auf Auslandsreise:Trump in Asien - und eine entscheidende Frage

Vor der Trump-Reise nach Asien

Im südkoreanischen Seoul protestieren Demonstranten vor der US-Botschaft mit Plakaten und Transparenten gegen den Besuch des US-Präsidenten.

(Foto: dpa)
  • Es ist Donald Trumps erste Asienreise als US-Präsident. Am Sonntag trifft er in Japan ein.
  • Knapp zwei Wochen lang wird er Japan, Südkorea, China, Vietnam und auf den Philippinen verbringen.
  • Mit Spannung wird sein Besuch in Chinas Hauptstadt Peking erwartet.

Von Christoph Giesen, Peking, und Christoph Neidhart, Tokio

Dutzende Reporter waren am Flughafen in Tokio versammelt, Kamerateams, eine Schar Fotografen. Alle warteten nur auf ihn. Nach der Landung wies Donald Trump seinen Tross an, ja nicht zu hetzen, damit genug Zeit für Fotos und Fragen bleibe. Doch keine Kameras klickten - stattdessen fragte irgendwann bang ein Journalist: "Wo ist Michael Jackson?"

Das war 1990 und Trump noch Immobilien-Unternehmer. Er hatte einem seiner Manager erzählt, er werde den Superstar nach Japan mitbringen. Der Mann nahm seinen Chef offenbar beim Wort und informierte die Presse. Jackson sei nicht da, mussten damals Trumps Mitarbeitern die Reporter vertrösten, dafür aber der amerikanische Milliardär Donald Trump. Die Journalisten trollten sich, keiner hatte Interesse.

Das wird anders sein, wenn nun am Sonntagmorgen Donald Trump erneut in Tokio landet. Es ist der Auftakt seiner erster Asienreise als US-Präsident, knapp zwei Wochen wird er in Japan, Südkorea, China, Vietnam und auf den Philippinen verbringen. Nordkoreas Atomprogramm, der Handelsstreit mit China und der Konflikt im Südchinesischen Meer - die Liste der Themen und Probleme ist lang.

Japans Premier setzt auf Trump

Zunächst aber wird Trump mit Japans Premierminister Shinzo Abe Golf spielen. Die beiden verbindet eine spezielle Beziehung, Abe war der erste Regierungschef, der Trump nach der Wahl seine Aufwartung machte. Seither setzt der Japaner vorbehaltlos auf Trump, die beiden telefonieren regelmäßig. Zu politischen Gesprächen treffen sich die beiden am Montag, es wird vor allem um Nordkorea gehen. Die Handelsbeziehungen mit Japan, über die Trump im Wahlkampf hergezogen war, hat Abe geschickt an die Stellvertreter delegiert, Finanzminister Taro Aso und US-Vizepräsident Mike Pence, bei ihnen liegt das Thema.

Ein Entgegenkommen an Abe wird das Treffen mit den Eltern von Megumi Yokota sein. Sie war vor 40 Jahren als junges Mädchen von Agenten nach Nordkorea verschleppt worden. In Pjöngjang sollte sie helfen, Spione für den Einsatz in Japan auszubilden. Nach nordkoreanischen Angaben ist Megumi nicht mehr am Leben, in Tokio glaubt man das aber nicht. Trumps Vorgänger George W. Bush und Barack Obama haben die Yokotas ebenfalls getroffen - und ihnen womöglich falsche Hoffnungen gemacht.

Die Tokioter nehmen Trumps Besuch mürrisch zur Kenntnis, viele lehnen Abes devote Haltung ab. Außerdem kommen umfangreiche Staus auf sie zu. Alle Schließfächer in den Bahnhöfen sind blockiert, öffentliche Papierkörbe gibt es für die Dauer des Besuchs keine.

Aufwartung beim Kaiserpaar

Am Montagabend werden Trump und seine Frau Melania das Kaiserpaar besuchen. Am Dienstag dann fliegt der Tross nach Seoul weiter, wo Trump mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in ebenfalls über Nordkorea reden will. Ein geplanter Besuch an der Grenze wurde gestrichen, laut Weißem Haus aus Zeitgründen. Trump wird stattdessen den US-Stützpunkt Camp Humphrey südlich von Seoul besuchen.

Danach reist Trump nach Peking, der eigentliche Reisehöhepunkt. Erst vor zwei Wochen wurde Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping für fünf weitere Jahre zum Generalsekretär der Kommunitischen Partei gewählt. Xi ist so einflussreich wie nie zuvor. Der Economist rief Xi kürzlich zum "mächtigsten Mann" der Welt aus. Ein Titel, auf den bisher US-Präsidenten abonniert waren. Im Wahlkampf 2016 hatte Trump China wüst beschimpft. Peking manipuliere seine Währung, behauptete Trump. Von diesem Vorwurf ist er abgedrückt, in Handelsfragen liegt er dennoch mit der chinesischen Führung über Kreuz.

Das Programm verspricht vor allem freundliche Bilder, und Peking - größter Gläubiger der Vereinigten Staaten - wird Trumps Bemühungen um eine Steuerreform sicher aufmerksam verfolgen, schlägt diese doch auf die Schuldenlast durch.

Zum Präsidenten der Philippinen bekundet Trump sein "warmes Verhältnis"

Im Zentrum aber steht diese eine Frage, die die gesamte Reise überschattet: Wie gebietet man Nordkoreas Diktator Kim Jong-un Einhalt? Vor ein paar Tagen hat Xi ein Telegramm nach Pjöngjang geschickt. Es ist der erste Direktkontakt zwischen Xi und Kim seit Sommer 2016. In dem Schreiben fordert Xi den "Genossen Vorsitzenden" Kim auf, gemeinsam die Beziehungen zwischen China und Nordkorea zu verbessern. Vielleicht ein erster Schritt zum Abbau der Spannungen.

Nach einer Stippvisite in Vietnam ist schließlich Manila die letzte Station der langen Asientour. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat sich von den USA abgewandt, als Obama noch Präsident war. Die amerikanische Regierung hätte sein Land "wie einen Hund" behandelt, klagte Duterte. Obama hatte ihn wegen außergerichtlicher Erschießungen von Drogenhändlern scharf kritisiert. Trump jedoch habe ein "warmes Verhältnis" zu Duterte, so das Weiße Haus. Der Präsident lobte ihn für seine Härte im Kampf gegen die Drogen. Auch mit Duterte geht es natürlich um Nordkorea, der Filipino bietet sich als Vermittler an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: