Spritverbrauch:Autos verbrauchen im Schnitt 42 Prozent mehr als angegeben

Benzin

Wenn Autos im Schnitt 42 Prozent mehr verbrauchen als angegeben, kostet das Autofahrer laut ICCT etwa 400 Euro im Jahr.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
  • Die Kluft zwischen dem im Labor ermittelten Normverbrauch von Neuwagen und deren tatsächlichem Verbrauch auf der Straße ist so groß wie nie.
  • Laut einer Studie der unabhängigen Forschungsorganisation ICCT liegt die durchschnittliche Diskrepanz bei 42 Prozent.
  • Grund dafür sind realitätsfremde Messungen, die nun durch ein anderes Verfahren ersetzt werden. Doch auch das biete Schlupflöcher.

Von Max Hägler

Beinahe jeder Autofahrer kennt diese ärgerlichen Abweichungen: Beim Kauf eines Wagens wurde man gelockt mit einem recht niedrigen Spritverbrauch. Doch so sanft man auch fährt - stets liegt man über den Werten.

Nun zeigt sich: Die Unterschiede zwischen Katalogwert und echtem Verbrauch haben in den vergangenen Jahren tatsächlich immer weiter zugenommen. Der reale Spritverbrauch liegt bei Autos in Europa mittlerweile durchschnittlich um 42 Prozent höher als versprochen, haben Forschungsinstitute ausgerechnet. Das International Council on Clean Transportation (ICCT), das auch an der Aufdeckung des VW-Dieselskandals mitgewirkt hat, und die niederländische Forschungsorganisation TNO untersuchten Daten für etwa 1,1 Millionen Fahrzeuge aus acht europäischen Ländern, etwa Angaben aus Datenbanken wie spritmonitor.de. "Sämtliche Datenquellen bestätigen, dass die Lücke zwischen dem von Herstellern veröffentlichten Kraftstoffverbrauch und dem tatsächlich vom Kunden festgestellten Verbrauch einen neuen Höchststand erreicht hat", sagt ICCT-Analytiker Uwe Tietge. Einzelne Hersteller werden nicht genannt, es gibt wohl auch positive Ausreißer. Besonders negativ seien indes viele Premiumfahrzeuge aufgefallen sowie Hybridantriebe.

Vor zehn Jahren habe die Diskrepanz nur etwa 15 Prozent betragen, heißt es in dem Bericht. Offenbar würden immer öfter "Schlupflöcher" in den Testprozeduren ausgenützt. Bekannt ist, dass Hersteller vor dem Messen zur Gewichtsersparnis allerlei Ausstattung herausschrauben. Es gebe zwar seit September eine neue, strengere EU-Prüfmethode, aber auch diese sei nicht ideal.

Die Folgen dieser Schlupflöcher: Im Schnitt zahlten Autofahrer im Jahr 400 Euro mehr für Sprit als geplant. Und die Hersteller unterliefen damit auch Klimaschutzziele: Die Menge des klimaschädlichen CO₂-Gases hängt zusammen mit dem Verbrauch, da das Kohlendioxid in Benzin und Diesel gebunden ist. Am Mittwoch legt die EU-Kommission einen Gesetzentwurf vor, der CO₂ von dem Jahr 2020 an reduzieren soll. Konsequent wäre es, nicht nur Ziele festzulegen, sondern den Spritverbrauch auf der Straße zu messen, so die Forscher. Ähnlich wie das inzwischen bei anderen Schadstoffen gelte, etwa bei den viel diskutierten Stickoxiden.

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