Kündigung:Ein Stinkefinger für Mr. President

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  • Ein gegen US-Präsident Donald Trump erhobener Mittelfinger hat eine Amerikanerin den Job gekostet.
  • Nachdem sie ein Bild ihrer Aktion im Internet geteilt hatte, sei sie entlassen worden, sagte die 50-jährige Juli Briskman.
  • Die Begründung: Angestellte sollen bitte keine "obszönen" Inhalte im Netz verbreiten.

Von Thilo Adam

Juli Briskman musste Dampf ablassen. Als die 50-jährige US-Amerikanerin vergangene Woche in der Nähe von Donald Trumps Golfklub radfahrend von dessen Autokolonne überholt wurde, reckte sie den gepanzerten Fahrzeugen ihren linken Mittelfinger entgegen. Ein Fotograf aus dem Tross des US-Präsidenten hielt die Szene fest. Zehntausende teilten das Bild im Internet, machten Briskman zum "She-ro", zur Heldin auf dem Fahrrad.

Dank der sozialen Netzwerke sind wir Andy Warhols Zukunftsvision nah wie nie: 15 Minuten Ruhm für alle - es muss bloß im rechten Moment eine Kamera in der Nähe sein. Aus dem Weißen Haus heißt es, auf derselben Fahrt habe ein weiterer Passant Trumps Kolonne mit gesenktem Daumen bedacht, auch Stinkefinger bekämen die Insassen der Regierungsfahrzeuge immer wieder zu sehen. Dass nun ausgerechnet Juli Briskman virale Wellen schlug, ist also vor allem Zufall.

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Der erste Stinkefinger auf einer Fotoaufnahme gehörte dem Baseballspieler Charles Radbourn. 1886 zeigt er den Finger beim Mannschaftsfoto seiner Boston Beaneaters. Das sollte ihn nicht daran hindern, noch weitere fünf Jahre als Pitcher in der höchsten US-Liga Rekorde aufzustellen, die teils bis heute Bestand haben. Temporärer Kontrollverlust über den eigenen Mittelfinger kann aber gerade Sportlerkarrieren auch empfindlich stören. Das weiß man spätestens, seit Stefan Effenberg seinen Digitus medius den Fans der deutschen Nationalmannschaft hinstreckte. Damals, 1994, das Internet war noch nicht im Alltag angekommen, zog Effenberg immerhin die geballte Aufmerksamkeit eines vollen WM-Stadions, inklusive Weltpresse, auf sich. Heute kann schon eine unbedachte Geste im halböffentlichen Raum reichen, um Lebensläufe zu prägen.

Juli Briskman teilte ihren unflätigen Gruß an den US-Präsidenten auch auf ihren privaten Twitter- und Facebook-Profilen. Drei Tage später kündigte ihr der Arbeitgeber, ein Bauunternehmen, das auch Auftragnehmer der US-Regierung ist. Die Begründung: Angestellte sollen bitte keine "obszönen" Inhalte im Netz verbreiten.

Trotzdem bereut Briskman ihren Ausbruch nicht. Sie wolle sich um einen Job bei einer Non-Profit-Organisation, bei "PETA" oder "Planned Parenthood" bemühen, sagte sie der Huffington Post. Dabei sollte es ihr nicht schwerfallen, ihren aktuellen Ruhm gewinnbringend zu nutzen. Ausweislich ihres Twitter- Profils ist sie "Marketing & Social Media Professional".

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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