Georg Fahrenschon:Strafbefehl gegen obersten Sparkassenchef

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Soll am Mittwoch eigentlich für eine zweite Amtszeit als Sparkassenpräsident gewählt werden: Georg Fahrenschon .

(Foto: dapd)
  • Die Staatsanwaltschaft München hat einen Strafbefehl gegen den Präsidenten des Sparkassenverbands Georg Fahrenschon beantragt.
  • Er hat die Steuererklärungen gleich mehrerer Jahre zu spät eingereicht.
  • Aus Sicht der Staatsanwaltschaft handelt es sich dabei womöglich um vorsätzliche Steuerhinterziehung.

Von Meike Schreiber

Eigentlich hätte es eine geräuschlose Wiederwahl werden sollen. Aber keine 24 Stunden vorher schlägt auf einmal die Bombe ein: Die Staatsanwaltschaft München, so meldet am Dienstagmittag die Bild-Zeitung, hat gegen Georg Fahrenschon einen Strafbefehl beantragt. Wegen Steuerhinterziehung. Ausgerechnet gegen ihn, der nicht nur seit sechs Jahren Präsident des Sparkassenverbandes in Berlin ist, also einer Institution, die noch mehr als andere für solides Wirtschaften stehen will, sondern der zuvor auch noch mehrere Jahre Finanzminister von Bayern war. Und der eigentlich just an diesem Mittwoch für eine zweite Amtszeit gewählt werden soll.

Konkret geht es nicht etwa um Offshore-Konten, sondern darum, dass Fahrenschon seine Steuererklärungen zu spät eingereicht hat, und zwar gleich um mehrere Jahre zu spät: So gab er die Erklärungen für 2012 bis 2014 erst im Jahr 2016 ab. Zweifellos eine ziemliche Schlamperei, aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber womöglich sogar vorsätzliche Steuerhinterziehung. Daher der Strafbefehl.

Fahrenschon selbst wählt am Dienstag die Flucht nach vorne. Er habe inzwischen alle Steuern und Säumniszuschläge gezahlt. "Die verspätete und schrittweise Abgabe ist ein kritikwürdiger Fehler, den ich sehr bedaure, aber keine Straftat", teilt der 49-Jährige mit. Deshalb habe er den erlassenen Strafbefehl nicht akzeptiert, sondern das zuständige Gericht um eine Entscheidung gebeten. An der Kandidatur für das Präsidentenamt des Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) halte er gleichwohl fest, lässt sein Umfeld wissen.

Dass es dazu kommt, wird im Verlauf des Dienstags jedoch von Stunde zu Stunde unwahrscheinlicher. Nach SZ-Informationen wollen am Mittwoch mehrere mächtige Regionalpräsidenten den Antrag stellen, die Wahl von der Tagesordnung zu nehmen. Beziehungsweise Fahrenschon nahelegen, sein Amt selbst zur Verfügung zu stellen. "Das Vertrauen ist für viele zerstört", heißt es aus einem der Verbände. Aus dem Lager eines seiner Vertrauten ist zu hören, die Enttäuschung sei zu groß, um zur Tagesordnung überzugehen.

Fahrenschon war im Verband nicht unumstritten

Dazu muss man wissen: Bereits in der nun endenden Amtszeit musste sich Fahrenschon einiges an Kritik anhören. Zwar hatte man ihn in der Friedrichstraße in Berlin, wo der Verband seinen Sitz hat, anfangs erwartungsfroh empfangen; ihn, den Vater zweier Töchter, konservativ zwar, aber auch dynamisch, führungserfahren, mehr als zwanzig Jahre jünger als sein Vorgänger. Rasch aber zog er die Kritik einiger mächtigen Regionalfürsten auf sich, sogar aus dem Lager derjenigen, die ihn zunächst unterstützt hatten, von Parteigenossen aus dem Unionslager also. Es ging dabei weniger um die eine große Verfehlung, sondern eher um mittelschwere Patzer. Etwa, dass er Sitzungen nicht ausreichend gut vorbereitet habe. Oder dass er Fusionen von Mitgliedern forderte, bei denen er gar nicht hätte mitreden dürfen.

Und so war nach und nach erst höfliche, dann immer deutlichere Kritik zu hören. Die Chancen für eine Verlängerung jedenfalls stünden eher schlecht, hatte man ihn wissen lassen. Schließlich stünde zu viel auf dem Spiel für Deutschlands gut 400 Sparkassen. Der DSGV-Präsident (Jahresvergütung ungefähr eine Million Euro) müsse die Institute nicht nur vor der als maßlos empfundenen Regulierungswut schützen, er solle auch Ideen einbringen, wie die Institute gegen die wachsenden Online-Konkurrenz bestehen können.

Zuletzt aber erfüllte Fahrenschon diese Anforderungen nach Meinung vieler Mitglieder ganz gut. Es war fast schon Ruhe eingekehrt im Sparkassenlager. Viele hatten sich doch wieder für ihn als Präsidenten ausgesprochen. Diese Ruhe, so zeigt sich, war trügerisch.

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