Smart City:Die Stadt der Zukunft

Der Run auf die Metropolen hält an, Probleme wie Luftverschmutzung und Staus werden zunehmen. Es ist Zeit für neue Ideen und Visionen. Welche gibt es für Deutschland?

Von Sophie Burfeind, Berlin

Autos, die ihre Passagiere vor der Haustür abholen und ihre Geschwindigkeit vor einer Schule von selbst drosseln, Mülltonnen, die wissen, wann sie geleert werden müssen oder Häuser, die ihre Raumtemperatur dem Alltag ihrer Bewohner anpassen. Alles ist miteinander vernetzt, Autos werden geteilt, es gibt keine Staus mehr, was heute Parkplätze sind, werden morgen Parks sein. Das Leben in einer Smart City ist leise, sauber und grün.

In dieser Form ist eine solche intelligente Stadt noch eine Utopie - aber Forscher und Unternehmer arbeiten auf der ganzen Welt daran, sie zu verwirklichen. Vor einem Monat etwa kündigte Google an, im kanadischen Toronto einen smarten Stadtteil errichten zu wollen, auch in Asien entstehen hochtechnologisierte Planstädte. Schon jetzt werden mit Smart-City-Technologien um die 20 Milliarden Euro pro Jahr umgesetzt. Auch in Deutschland wird an den Städten der Zukunft gearbeitet - wenn auch etwas langsamer, mit Einzelprojekten und Initiativen.

Welche Visionen gibt es hier? Und welche Probleme?

Liam Bates sagt: "Städte und Gemeinden fällen ihre Entscheidungen nicht aufgrund von Daten, das ist schlecht." In zehn Jahren, so seine Vision, gibt es in allen Städten ein Netzwerk von Sensoren, die Daten erheben und von Politikern verwendet werden. "Dann basieren politische Entscheidungen auf aktuellen Daten und werden hoffentlich intelligenter."

Bates, ein gebürtiger Schweizer, der in China lebt, hilft mit seinem Unternehmen Kaiterra schon beim Datenerheben: Er hat ein Gerät entwickelt, mit dem Menschen die Luftverschmutzung messen können. "Damit können wir auch erklären, wie Luftverschmutzung in einer Stadt entsteht und wie sie sich verbreitet." In Peking, wo er lebt, ist die Luftverschmutzung ein sehr großes Problem.

Auch Konstantin Sixt, der die Online-Aktivitäten des gleichnamigen Autovermieters steuert, will dazu beitragen, dass deutsche Städte smarter werden. "Autos stehen zu 99 Prozent herum. Der Wert eines Autos wird künftig in seiner Nutzung liegen und nicht in seinem Besitz", sagt er. Deshalb baue Sixt seine Elektro-Auto-Flotte aus, und er selbst gehe in Sachen Carsharing mit gutem Beispiel voran - er fahre nur noch mit Mietwagen.

Angela Tizrath, die Vorstandschefin des Hamburger Hafenlogistik-Unternehmens HHLA, spricht über ihre Vision von Hamburg: Die Stadt werde sich zu einer Welthafenstadt entwickeln, sagt sie, der Hafen zum digitalen, maritimen Knotenpunkt auf der Seidenstraße. Außerdem sei der Hafen ein Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen: "Denn wir wissen, was nach Europa kommt."

Markus Haas, seit Anfang des Jahres Vorstandsvorsitzender des Telekommunikationsunternehmens Telefónica Deutschland, sagt: "In einem nie dagewesenen Ausmaß werden Menschen künftig in Städte ziehen." Deshalb sei es wichtig, das Leben in den Städten durch intelligente Verkehrsplanung und datenbasierten Umweltschutz lebenswerter zu machen. Telefónica beteiligt sich vor allem in Spanien an der Entwicklung solcher Konzepte. "Die Mobilfunkinfrastruktur ist das zentrale Nervensystem einer Smart City", sagt Haas.

Da aber begännen auch schon die Probleme in Deutschland: Es gebe nicht überall schnelles Internet. Außerdem erschwerten es die strengen Datenschutzregulierungen hierzulande sehr, Smart Cities zu entwickeln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: