Libanon:Krise eingefroren

Die Rückkehr Hariris kann nicht verdecken, dass die schiitische Dominanz in Libanon übermächtig ist.

Von Paul-Anton Krüger

Wer sich von Saad al-Hariris Rückkehr nach Beirut Klarheit über die politische Zukunft des Premiers oder des Landes versprochen hatte, wurde vorerst enttäuscht. Der sunnitische Politiker legte seinen Rücktritt auf Eis, um einen nationalen Dialog zu ermöglichen. Er fror damit auch die politische Krise in Libanon ein, was angesichts der Eskalationsszenarien schon etwas wert ist. Aber gelöst ist damit längst nichts.

Die Interessensgegensätze zwischen Saudi-Arabien, dessen Protegé Hariri ist, und Iran mit seinem mächtigen Handlanger Hisbollah werden eher zunehmen. Saudi-Arabien liegt nicht falsch, wenn es sich in der Defensive sieht. Zwischen Iran und Libanon spannt sich ein schiitischer Bogen, gestützt auf Irak und Syrien. Der Hisbollah eröffnet diese Allianz Nachschublinien, die neue strategische Tiefe sehen auch Israel und die USA mit großem Missfallen.

Das Rezept in Libanon war immer, sich zu isolieren von den Querelen der Region, obwohl man letztlich doch Teil der größeren Auseinandersetzungen war. In nunmehr bald sieben Jahren Krieg in Syrien hat das erstaunlich gut funktioniert - vor allem, weil alle Konfliktparteien Libanon als Rückzugs- und Transitgebiet brauchten. Ob diese Gleichung künftig noch aufgeht angesichts der sich verschärfenden Rivalität zwischen Iran und Saudi-Arabien, ist auch nach Hariris Heimkehr mindestens fraglich.

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