Doping:Sperre für Tretjakow

Alexander Tretjakow

Ermittlungen in der Eisrinne: Vier Skeleton-Piloten, darunter Olympiasieger Alexander Tretjakow, werden Dopingvergehen vorgeworfen.

(Foto: Ina Fassbender/ dpa)

Das IOC verbannt den Skeleton-Olympiasieger aus Russland lebenslang. Die Begründung der Bestrafung soll nachgereicht werden.

Von Johannes Aumüller, Lausanne/Frankfurt

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat im russischen Dopingskandal einen weiteren Goldmedaillengewinner der Winterspiele von Sotschi 2014 sanktioniert. Der Skeleton-Sieger Alexander Tretjakow erhält eine lebenslange Olympia-Sperre, zudem muss er seine Medaille zurückgeben. Auch die Skeleton-Fahrerinnen Jelena Nikitina, die Bronze verliert, sowie Olga Potylizina (5.) und Maria Orlowa (6.) dürfen künftig nicht mehr an Olympia teilnehmen.

Die Sanktionen sind eine Folge des sogenannten McLaren-Reports, den der kanadische Sonderermittler Richard McLaren im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) vor knapp einem Jahr publizierte und in dem er ein staatlich orchestriertes Dopingsystem nachgewiesen hat. Eine vom IOC-Exekutivmitglied Denis Oswald geleitete Kommission beschäftigt sich seitdem mit insgesamt 28 russischen Athleten, die in Sotschi am Start waren und aufgrund von McLarens Erkenntnissen als dopingverdächtig gelten.

Die Entscheidung vom Mittwoch zu den Skeletonis kam nicht überraschend. Schon in den vergangenen Wochen hatte das Ringe-Gremium sechs russische Langläufer lebenslang gesperrt, darunter den Olympiasieger Alexander Legkow. In den kommenden Tagen dürfte es weitere ähnliche Entscheidungen geben.

Unklar ist allerdings, wie das IOC diese Strafe genau begründet. Das Urteil hat es zunächst nicht veröffentlicht. Das könnte, auch sportjuristisch, noch interessant werden. Dem Chefermittler Richard McLaren war es nämlich nicht gelungen, konkrete Dopingnachweise für einzelne Athleten zu finden; es war allerdings auch nicht seine Aufgabe gewesen. Erst kürzlich hatte die Wada jedoch von einem Whistleblower neue Informationen aus dem Moskauer Kontrolllabor erhalten und diese auch an die Oswald-Kommission weitergereicht.

Die diversen Sperren gegen einzelne Athleten sagen allerdings nichts darüber aus, wie das IOC mit dem Kernproblem der Affäre umgeht: mit der Tatsache, dass es sich nach McLarens Erkenntnissen um ein staatlich orchestriertes Dopingsystem in Russland handelte, an dem das Sportministerium, der Geheimdienst, das Kontrolllabor sowie die Anti-Doping-Agentur (Rusada) mitwirkten. Experten fordern aufgrund dieser Sachlage eine Bestrafung von Russland als Ganzem, also einen Ausschluss des kompletten russischen Teams.

Das IOC will die Begründung der Sanktionen nachreichen

Das IOC hat auch dazu eine Kommission eingesetzt, diese berät sich derzeit noch unter Leitung des Schweizer Ex-Politikers Samuel Schmid. Eine Entscheidung über den weiteren Umgang mit Russland soll auf der Sitzung der IOC-Exekutive am 5. Dezember in Lausanne fallen. Bisher ließ das IOC nicht erkennen, dass es der Forderung nach einem Komplett-Bann folgen will. Stattdessen sind verschiedene Sanktionen in abgestufter Form im Gespräch, etwa eine Geldstrafe oder ein Ausschluss von der Eröffnungsfeier. Alleine diese möglichen Sanktionen führten in Russland schon zu heftigen Protesten.

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