Kurzkritik:Lieber leicht

Münchens Ballettnachwuchs bei einer Matinee im Nationaltheater

Von Rita Argauer

Der klassische Tanz ist am schwierigsten. Gar nicht unbedingt der Technik wegen, es gibt moderne Stücke mit höchsten Anforderungen. Doch im klassischen Tanz einen Ausdruck zu finden, der die formalisierten Bewegungen weder albern noch langweilig erscheinen lässt, ist die größte Herausforderung für angehende Ballett-Profis.

Bei der Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung zeigt sich das im Nationaltheater exemplarisch. Die beiden zeitgenössischen Uraufführungen "Stimmenstrahl-Trio" von Maged Mohamed und "Nullpunkt" von David N. Russo fallen dem Bayerischen Jugendballett, ehemals Bayerisches Staatsballett II, und den Studierenden der Ballettakademie, leicht. Beides sind Trios, je zwei Männer und eine Frau, bei Mohamed in unterkühlter Sci-Fi-Ästhetik, bei Russo hingegen voller Hingabe zu Bachs Violin-Partita, d-Moll. Das etüdenhafte Eröffnungsstück "Klassenkonzert", in dem zu einer wüsten Mischung aus Schostakowitsch, Czerny und Bach die Mittelstufe und die Bachelorstudierenden aufmarschieren, zum Teil leider weder die Musik noch die Raumformation haltend, lässt klassisches Ballett jedoch fahl, wenn nicht sogar beinahe als Karikatur erscheinen.

Dass das auch anders geht, zeigt sich bei den Jüngsten, die auf Vivaldi mit Sorgsamkeit präzise, musikalisch und freudvoll die Basis allen Tanzes vorführen. Besonders zeigt sich diese Kunst jedoch bei Violetta Keller, Bachelorstudentin der Stufe drei, die gerade zum Prix de Lausanne eingeladen wurde. Sie verleiht Tschaikowskis "Russischem Tanz" in Tutu und samt Chi-Chi-Geflirre eine Grazie und bewegende Ernsthaftigkeit.

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