Polizei:Fußballfans gehen am Münchner Hauptbahnhof aufeinander los

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  • Vor dem Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern und Paris Saint-Germain sind etwa 60 Fußballfans am Montagabend am Hauptbahnhof aufeinander losgegangen.
  • Drei Bayern-Fans wurden vorübergehend festgenommen.
  • In der Vergangenheit hatte Paris Saint-Germain massive Probleme mit zum Teil rechtsextremen Fans.

Von Martin Bernstein

Die Auseinandersetzung begann schon 23 Stunden vor Spielbeginn - und weit entfernt vom grünen Rasen der Arena: Am Montagabend sind rund 60 Fußballfans des FC Bayern (FCB) und von Paris Saint-Germain (PSG) in der Münchner Innenstadt aneinander geraten. Die Polizei überprüfte die Personalien von 35 Ultras und nahm drei Bayern-Fans vorübergehend fest. Sie erhielten Stadionverbot.

Am Dienstag blieb es dagegen vor dem letzten Gruppenspiel in der Champions League bis zum Nachmittag ruhig - nicht zuletzt dank der rund 400 eingesetzten Beamten des Polizeipräsidiums. Auch die Bundespolizei am Hauptbahnhof registrierte die Anreise von Fangruppen aus Frankreich, vermeldete aber am Spieltag selbst zunächst ebenfalls keine besonderen Vorkommnisse.

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Anders am Montagabend. Gegen 21.40 Uhr gingen mehr als 60 Personen am Ausgang Bayerstraße des Hauptbahnhofs aufeinander los. Die für die Sicherheit im Bahnhof zuständigen Bundespolizisten schritten ein, ebenso zahlreiche Beamte des Polizeipräsidiums. Einige der rivalisierenden Fans waren vermummt, manche trugen auch einen Mundschutz als "Schutzbewaffnung", wie die Polizei sagt.

Die beiden Gruppen - laut einer Polizeisprecherin etwa 30 Ultras von PSG, 20 Anhänger der Münchner "Schickeria" sowie zehn der mit den Bayern-Fans befreundeten Ultras des Vereins Girondins Bordeaux - konnten von den Polizeibeamten getrennt werden, allerdings teilweise nur unter Einsatz von Schlagstöcken.

Danach flüchteten die Beteiligten in verschiedene Richtungen. Die mittlerweile von Kräften eines Unterstützungskommandos verstärkte Polizei nahm die Verfolgung auf und stellte die Paris-Ultras in der Mittererstraße. Ein PSG-Fan hatte eine Kopfplatzwunde davongetragen und wurde vom Rettungsdienst versorgt. Die übrigen Ultras wurden überprüft und dann wieder entlassen.

Anders erging es drei Bayern-Fans am Sendlinger-Tor-Platz, die alle vermummt waren und ebenfalls so genannte Schutzbewaffnungen dabei hatten. Die ersten Ermittlungen der Münchner Polizei ergaben, dass das Trio zuvor an der Auseinandersetzung am Hauptbahnhof beteiligt gewesen war. Die drei Bayern-Fans wurden zunächst zur Polizeiinspektion 11 in der Altstadt gebracht, dort wegen Körperverletzungsdelikten angezeigt und danach noch in Gewahrsam genommen. Am Dienstag durften sich die drei weder in der Innenstadt noch in Stadionnähe oder gar in der Arena blicken lassen.

Die sportliche Rivalität zwischen den Fangruppierungen wird möglicherweise noch durch ideologische Differenzen verstärkt. Während sich die Bayern-Ultras der "Schickeria" ebenso wie die mit ihnen befreundeten "Ultramarines" aus Bordeaux traditionell gegen Rassismus und Antisemitismus engagieren, hatte Paris Saint-Germain in der Vergangenheit massive Probleme mit zum Teil rechtsextremen Fans.

Nachdem bei Auseinandersetzungen innerhalb der PSG-Anhängerschaft ein Todesopfer zu beklagen war, wurden 2010 mehrere Ultragruppen verboten. Erst seit vergangenem Jahr darf eine neue Gruppierung, die sich "Collectif Ultras Paris" nennt, wieder geschlossen im Prinzenpark-Stadion in Paris auftreten.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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