Kulturprojekt:Charmant, aber teuer

"Haus des Humors": Knackpunkt sind die finanziellen Fragen

Von Wolfgang Görl

"Es ist eine charmante Idee", sagt Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Was er so charmant findet, ist der Vorschlag des Fördervereins "Forum für Humor und komische Kunst", die ehemalige Viehmarkt-Bank auf dem Schlachthofgelände in ein "Haus des Humors" zu verwandeln. Doch Charme hin oder her - Küppers kommt nicht umhin, seine Einschätzung mit einem "Aber" fortzusetzen. "Aber man muss das Projekt im Lichte der anderen städtischen Kulturvorhaben sehen." Das neue Volkstheater zum Beispiel, oder die Gasteig-Sanierung. Allein die Wiederaufmöbelung des Kulturzentrums könnte 450 Millionen Euro verschlingen. Dagegen wirken die 16,5 Millionen, die das Forum für die Sanierung der maroden Viehmarkt-Bank veranschlagt, fast bescheiden, ebenso die 900 000 Euro, welche die Stadt jährlich für die Betriebskosten zuschießen müsste. Doch auch diese Beträge sind "kein Pappenstiel", sagt Küppers und fügt hinzu: "Aber man sollte die Idee nicht vorschnell zu den Akten legen."

Charme, sogar "großen Charme" attestiert Klaus Peter Rupp, der kulturpolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, dem nicht zuletzt von Gerhard Polt unterstützten Projekt. "Es würde der Stadt gut anstehen." Doch auch für Rupp gibt es noch viele Fragezeichen. "Man muss erst einmal sehen, was finanziell machbar ist."

Die Kosten betrachtet Richard Quaas, kulturpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, ebenfalls als den Knackpunkt. Volkstheater und Gasteig seien vorrangig, wenn sich dann noch finanzielle Spielräume öffneten und zudem der Freistaat sich beteilige, könnte es was werden mit dem Haus des Humors. Sowohl die Idee, als auch den Standort an der Zenettistraße "sehe ich sehr positiv", sagt Quaas. Ja, mehr noch: "Es wäre ein kulturelles Highlight für München." Generell seien die Chancen, der komischen Kunst eine Heimstatt zu errichten, jetzt besser als vor drei, vier Jahren.

Florian Roth, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, sagt: "Das Haus des Humors wäre eine tolle Sache für München." Die Stadt, in der Meister des Humors wie Loriot oder Helmut Dietl wirkten und in der bis heute der große Polt unterwegs ist, wäre "prädestiniert" für ein Zentrum der komischen Kunst. Auch der Standort in unmittelbarer Nachbarschaft des Wirtshauses im Schlachthof sowie des künftigen Volkstheaters eignete sich hervorragend: "Es ergäbe ein schönes Dreieck", sagt Roth. Ohne das große "Aber" kommt auch der Grünen-Politiker nicht aus. Und dieses führt zwangsläufig zu den Kosten. "Ob das finanziell machbar ist, muss man sich anschauen."

Oberbürgermeister Dieter Reiter will zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben. Anders als Kulturreferent Küppers, welcher rät: "Man muss die Idee reifen lassen." Gerhard Polt hat beim Ortstermin gesagt, für ihn wäre es okay, würde das Haus des Humors zu seinem 90. Geburtstag fertig. Im Mai hat er den Fünfundsiebzigsten gefeiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: