Wiederholung im Ersten:Dieser "Tatort" setzt am Innersten des Menschen an

Tatort: Dein Name sei Harbinger

Man weiß gar nicht so genau, was mit dem armen Mann eigentlich immer los ist: Kommissar Karow (Mark Waschke) in "Dein Name sei Harbinger"

(Foto: rbb/Gordon Muehle)

Die Berliner ermitteln im Umfeld einer Klinik, die unerfüllte Träume wahr werden lässt. Kein schlechter "Tatort" - wenn Kommissar Karow nicht so schlechte Laune hätte.

Von Katharina Riehl

Vor einem halben Jahr haben sich die Berliner Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) endlich von ihren mühsamen Anfängen befreit - von vier sehr komplizierten, sehr langweiligen und aufeinander aufbauenden Filmen über das organisierte Verbrechen. Im Juni dann gab es das erste Einzelstück der schon nicht mehr ganz neuen Ermittler, eine Beziehungsgeschichte mit zwischenmenschlichen Wendungen, die man nicht schon von sehr weit her heranstapfen sah, und mit ganz fantastischen Dialogen.

Hier will man nun ganz offenbar anknüpfen, denn auch "Dein Name sei Harbinger" (Buch: Michael Comtesse, Matthias Tuchmann; Regie: Florian Baxmeyer) setzt an am Innersten des Menschen, hier konkret: an der Sehnsucht nach einem Kind. Im Zentrum der Ermittlung steht eine Kinderwunschklinik, ein Ort mit hohen Räumen und hellem, flauschigem Teppich - ausgestattet mit dem schönen Versprechen, für Geld unerfüllte Träume wahr werden zu lassen. Ein Ort, der sich kaum krasser von jenem unterscheiden könnte, an dem Werner L. Harbinger lebt.

Vier Tote, deren Lebensgeschichten alle in einem Reagenzglas begannen

Harbinger (Christoph Bach) hieß früher anders und haust heute im Untergeschoss einer Berliner U-Bahn-Station. Wo er jetzt lebt, ist es düster und schmierig, beruflich macht er Schlüssel nach und flickt auch mal ein Kettenhemd, in seiner Freizeit führt er Buch. Worüber genau und wofür, das ist dann Teil der Ermittlung, die mit dem Fund einer Leiche in einem ausgebrannten Transporter beginnt. Drei ähnliche Fälle hat es in der Stadt in den vergangenen Jahren gegeben, vier Tote, deren Lebensgeschichten alle einmal in einem Reagenzglas der Kinderwunschklinik Wohlleben begannen.

Am Ende wird es dann ein bisschen viel von allem und vor allem ein bisschen viel Küchentischpsychologie, aber bis dahin hat man sich zumindest keine einzige Minute gelangweilt. Es gab in diesem Jahr nicht so arg viele Tatort-Episoden, über die man das guten Gewissens sagen konnte. Einziger größerer Einwand: dass Kommissar Karow in jedem neuen Fall noch ein bisschen schlechter gelaunt sein muss als in dem davor. Man weiß ja gar nicht so genau, was mit dem armen Mann eigentlich immer los ist. Die mühsamen Anfänge der beiden Ermittler sind doch eigentlich lange genug vorbei.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

Dieser Text wurde erstmals zur Premiere des Tatorts im Dezember 2017 veröffentlicht.

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