Kundgebung vor Mc Donald's:Ekelfilme vor dem Essen

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Tierschützer protestieren am Goetheplatz vor der McDonald's-Filiale. Sie prangern die Zustände in einem Schlachthof an, der den Konzern belieferte. (Foto: Florian Peljak)

Tierschützer demonstrieren gegen die Zustände in großen Schlachthöfen

Wer an diesem späten Samstagnachmittag in den McDonald's am Goetheplatz will, muss sich seinen Weg an einer Menschenreihe vorbei bahnen. Die Leute, die hier stehen, halten Plakate in den Händen, "Betäubung versagt", steht darauf oder "Todeskampf am Haken". Manche tragen gelbe Gummihandschuhe mit Flecken, rot wie Blut, nahe dem Eingang des Schnellrestaurants haben die Tierschützer ihre Interpretation des Firmenlogos aufgebaut: das gelbe M als eine Art Doppelgalgen, links hängt eine Kuh, rechts ein Schwein. Die Demonstration organisiert hat der Augsburger Verein Soko Tierschutz, etwa 50 Menschen sind gekommen, McDonald's bezeichnen sie als "Tierleidkonzern". Im Oktober und November filmten Tierschützer verdeckt im Dürener Schlachthof, von dem McDonald's in diesem Jahr 170 Tonnen Rindfleisch bezogen hat. Die SZ berichtete vergangene Woche über den Fall. Reihenweise seien Schweine aus der Betäubung erwacht, ergaben die Recherchen von "Soko Tierschutz"; Tiere seien im heißen Brühwasser erstickt. McDonald's hat nach eigenem Bekunden die Zusammenarbeit eingestellt. "Normaler Schlachthofalltag", schreiben die Aktivisten. Über eine Leinwand flimmern am Goetheplatz Filmaufnahmen aus dem Schlachthof.

Manche Passanten gucken neugierig, andere wenden sich sichtlich angeekelt ab, einer winkt den Tierschützern mit einem Hamburger zu. Sie sei für Tierschutz, sagt ein Mädchen, 13 oder 14 Jahre alt, das mit seinen Freundinnen am Goetheplatz ins Kino gehen will, aber sie sei auch "für McDonald's". Das kann Gisela Mülln nicht verstehen. Sie ist 75 Jahre alt, mit 60 wurde sie Veganerin. Ihr Sohn Friedrich Mülln, Vereinschef von "Soko Tierschutz", hat vor zwei Jahrzehnten mit seinem Ethiklehrer gewettet, dass McDonald's in 40 Jahren vegan sein werde. Halbzeit also, Mülln sagt: "Ich glaube noch immer daran."

© SZ vom 11.12.2017 / hob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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