Profil:Dieter Schwarz

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Lidl-Gründer und Stifter von 20 Professuren an der Technischen Universität München.

Von Charlotte Theile

Ein großes Geschenk ist Anlass zur Freude. Ein übergroßes Geschenk lässt den Beschenkten mit einem komischen Gefühl zurück. Was will der andere damit erreichen? Hat man irgendetwas übersehen? So ähnlich dürfte man sich gerade an der Technischen Universität München (TUM) fühlen. Dieter Schwarz, Lidl-Gründer und heißer Tipp für das jährliche Ratespiel "Wer ist der reichste Deutsche?", hat den Münchnern 20 Professuren geschenkt. Die "School of Management" der TUM wächst schlagartig auf 54 Professuren, 13 davon werden in Dieter Schwarz' Heimatstadt Heilbronn angesiedelt. Dort hat der Lidl-Gründer ein Bildungszentrum errichtet, das nun zur 300 Kilometer abgelegenen Außenstelle der Münchner Uni wird.

Auch ohne diese Bildungseinrichtung genießt Schwarz, 78, in seiner Heimatstadt quasi den Status des Herrn. Die Heilbronner Stimme widmet ihm regelmäßig Hymnen. Er fördert Kunst, Kultur und Kirche, die Heilbronner wiederum respektieren das Bedürfnis ihres prominenten Mitbürgers nach weitgehender Anonymität. Schwarz, der 1960 den Lebensmittelladen seines Vaters übernahm und zu einem der lukrativsten Discounter der Welt ausbaute, hat die Unauffälligkeit perfektioniert. Er versteckt sich nicht hinter Sonnenbrillen, sondern in Anzügen, die er aufträgt, seine Brille sieht aus wie ein Kassenmodell. Selbst auf den Veranstaltungen der Dieter-Schwarz-Stiftung kann er unbemerkt in der letzten Reihe sitzen. So geht zumindest eine der Anekdoten über ihn. Eine andere: dass er es wegen des obligatorischen Fototermins abgelehnt haben soll, das Bundesverdienstkreuz verliehen zu bekommen. Mit Journalisten spricht er nicht. Der Spiegel versuchte Anfang des Jahres, dem Mann näherzukommen - und landete in Heilbronn bei Mitbürgern, die nur das Beste über ihren Gönner erzählen wollten. Die wenigen verbürgten Geschichten handeln von seinem alten Mercedes, spartanischer Büroeinrichtung, regelmäßigen Kontrollbesuchen in seinen Discountern. Obwohl Schwarz gläubig sein soll, ist er aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Ihn störte, dass der gesamte Unternehmensgewinn zur Kirchensteuer herangezogen wurde. Insgesamt gilt er als Manager und Patriarch alter Schule, als einer, dem Effizienz über alles geht. Bei seinen Zulieferern ist Lidl als Preisdrücker gefürchtet, als Arbeitgeber hat die Firma Schlagzeilen gemacht, als sie Mitarbeiter systematisch von Detektiven bespitzeln ließ.

Was dieser Spender an der TU München verändern wird? Deren Kodex besagt, dass Geldgeber zwar bestimmen dürfen, welche Forschungsdisziplin sie fördern wollen, nicht aber auf die Forschung oder die Professoren Einfluss nehmen dürfen. Die TU, die zu Deutschlands führenden Universitäten gehört, kennt sich mit großzügigen Stiftern aus - doch eine Spende in diesem Umfang ist auch für sie ein Novum. Und die Forschung der 20 Dieter-Schwarz-Professoren wird von Anfang an unter Beobachtung stehen.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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