Kurz gesichtet:Fjällbo und Franziskus

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Rückschau: Auf Platz eins der Kreativcharts für 2017 steht - das gute alte Möbelhaus Ikea. Vorschau: Modeausstellungen im kommenden Jahr huldigen Azzedine Alaia und widmen sich den pompösen Garderoben der kirchlichen Würdenträger im Vatikan.

Von Anne Goebel und Max Scharnigg

(Foto: Francois Guillot/AFP)

Für Liebhaber des Labels Céline war das ein garstiges Weihnachtsgeschenk: Die Chefdesignerin Phoebe Philo wird ihren Posten räumen, teilte das französische Modehaus über den Mutterkonzern LVMH kurz vor den Feiertagen mit. Damit enden Spekulationen um ein Ausscheiden der 44-Jährigen, die seit dem Herbst in der Branche die Runde gemacht hatten. Nach einer ersten Station bei Chloé, wo die Britin 1997 als Assistentin ihrer guten Freundin Stella McCartney einstieg und später die kreative Leitung übernahm, war Philo 2008 zu Céline gewechselt. Binnen Kurzem verschaffte sie einer bis dahin nicht mehr als respektablen Marke neue Aufmerksamkeit - und machte Céline nach und nach zu einem der einflussreichsten Häuser überhaupt. Philos Minimalismus, ihre Mixtur aus Understatement und Luxus wurden von Saison zu Saison fieberhaft kopiert. Zu Berühmtheit brachten es ihre Taschenmodelle wie die Trio- und Luggage-Bag, auch die Céline-Kampagnen - etwa mit der 80-jährigen Schriftstellerin Joan Didion hinter eulengroßen Sonnenbrillengläsern - galten als stilbildend. Wer Philo, die Mutter von drei Kindern ist und die kreativen Geschicke der Pariser Marke von London aus leitete, nachfolgen wird, ist noch nicht bekannt.

(Foto: IKEA)

Wer war stilprägend, vom wem wollte die ästhetisch geschulte Leserschaft am meisten erfahren? Antworten auf diese Fragen veröffentlicht der Architektur- und Designbranchendienst Dezeen am Ende des Jahres stets in seiner großen Hotlist. Auf Platz eins dieser Kreativcharts steht diesmal, recht überraschend, der alte Großkonzern Ikea. Nach Ansicht des Fachpublikums haben es die Schweden 2017 mustergültig geschafft, sich neu zu erfinden und dem Zeitgeist auf der Spur zu bleiben. Innovationen wie das revolutionäre Klick-System zum Möbelbau (Foto), die limitierten Kollektionen mit angesagten Designern wie zuletzt Hay oder Tom Dixon (von Februar 2018 an) trugen dazu bei und nicht zuletzt der humorvolle Umgang mit dem Hype um die banale, blaue Einkaufstasche, deren Remixe im Sommer auf einigen Top-Laufstegen zu sehen waren. Das alles macht Ikea zum spannendsten Thema 2017, fand Dezeen. Auf den nächsten Plätzen der Liste folgte der japanische Designdiscounter Muji und die Architekten Peter Zumthor und Bjarke Ingels. Dezeen.com

(Foto: PR)

Noch eine Bestenliste: Das führende Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz kürt regelmäßig die besten Hotels der Welt. Diesmal kam in der Kategorie "City" das Hotel The Mark in New York auf den ersten Platz. Die Hotelanlage, fast direkt am Central Park gelegen, wurde vor zehn Jahren nach einer grundlegenden Renovierung zusammen mit dem französischen Innenausstatter Jacques Grange wieder eröffnet. Das sonst recht diskret anmutende Haus in einem Neorenaissance-Bau bietet den Gästen einige ziemlich ungewöhnliche Services - einen Schuhputzdienst vom New Yorker "Herrenschuhpapst" John Lobb etwa oder einen 24-Stunden-Zugang zum Kaufhaus Bergdorf Goodman. Auch ein Segelboot, ein Hot-Dog- und ein Blumenstand sowie eine Auswahl an formschönen Rodelschlitten für den Central Park stehen für die Gäste bereit.

Der Modeschöpfer Azzedine Alaïa wird 2018 mit einer Ausstellung in London geehrt. Ein halbes Jahr nach dem überraschenden Tod des Pariser Couturiers eröffnet das Design Museum in der britischen Hauptstadt im Mai wie geplant seine Schau über Leben und Schaffen des gebürtigen Tunesiers. In der Branche als letzter wahrer Schneiderkünstler verehrt, schuf Alaïa perfektionistische Entwürfe, denen per se schon eine museale Schönheit anhaftet. Mehr als sechzig Modelle werden in London gezeigt, Alaïa selbst hatte noch die Auswahl der Exponate getroffen (designmuseum.org). Weitere wichtige Modeausstellungen im kommenden Jahr: Das Musée de la Mode in Paris zeigt eine Retrospektive des belgischen Designers Martin Margiela (ab 3.März, palaisgalliera.paris.fr). Dem Zusammenspiel von Mode und katholischer Bildmächtigkeit spürt das New Yorker Metropolitan Museum of Art in seiner Frühjahrsausstellung nach. "Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination" stellt päpstliche Prunkgewänder den Entwürfen von Jean Paul Gaultier, Coco Chanel, Dolce&Gabbana und anderen gegenüber (von 10. Mai an, metmuseum.org).

© SZ vom 30.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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