Chaos Computer Club:Utopie statt düstere Zukunft

Wie kann man Technologien nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen, anstatt die Menschen auszuspähen? Beim Jahreskongress in Leipzig entwerfen Hacker Gegenmodelle.

Wie kann man Technologien nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen? Was wissen die sozialen Netzwerke über mich? Und wie funktioniert eigentlich die Abrechnung bei Stromtankstellen? Am Ende eines Jahres kommen Tausende Hacker und andere Technikliebhaber auf Einladung des Chaos Computer Clubs (CCC) zusammen, um über solche Fragen zu debattieren. "Wir wollen nicht untätig daneben stehen, während die Digitalisierung im rasanten Tempo voranschreitet", erklärte CCC-Sprecher Linus Neumann am Mittwoch. Passend dazu lautet das diesjährige Motto "Tuwat", mit dem die Organisatoren an den Gründungsaufruf des Clubs von 1981 erinnern.

Nachdem das Spektakel in den vergangenen fünf Jahren im Hamburger Congress Center stattfand, haben die Hacker nun in Leipzig eine neue Heimat gefunden. Das Gebäude in der Hansestadt wird saniert, zudem war der Kongress an die Kapazitätsgrenze gestoßen. Denn auch in diesem Jahr ist die viertägige Veranstaltung wieder gewachsen, um die 15 000 Teilnehmer strömten am Mittwochmorgen auf das Leipziger Messegelände. Viele tragen Kapuzenpulli. Das Getränk der Wahl ist Mate-Limo - noch so ein erfülltes Klischee. Trotz aller Bekenntnisse für mehr Vielfalt sind noch immer deutlich mehr Männer als Frauen zu sehen.

Wer die düster-kuschelige Atmosphäre der Kongressräume in Hamburg lieb gewonnen hat, fühlt sich in den weitläufigen und lichtdurchfluteten Messehallen in Leipzig erst etwas verloren. Einige der Teilnehmer haben Skateboards oder Roller dabei, um schnell zum nächsten Vortrag durch die Hallen zu flitzen. Denn Stillstand passt nicht zu der Szene, die stets nach Herausforderungen sucht. "Wir finden, es ist der ideale Ort in der heutigen Zeit", sagt der Hacker und Medienkünstler Tim Pritlove zum Auftakt. Mit Blick auf die Montagsdemonstrationen vor dem Mauerfall 1989 erklärt er: Leipzig sei schon einmal Ort einer Revolution gegen ein System gewesen, das aus der Zeit gefallen war - und "in gewisser Hinsicht herrscht heute ja auch wieder gehobener Revolutionsbedarf".

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