Rund um Dreikönig:Der jahrhundertealte Brauch des Sternsingens

Brauchtum: Sternsinger sammeln Geld für einen guten Zweck - im Bild: Kirche St. Georg in Freising (Oberbayern)

In vielen Gemeinden in Bayern sind in den Tagen vor dem 6. Januar Sternsinger unterwegs - hier in der Kirche St. Georg in Freising.

(Foto: Lukas Barth)

Schon seit dem 16. Jahrhundert sind Sternsinger unterwegs und sammeln Geld. Früher wurde es im Wirtshaus versoffen, heute geht es an Hilfsprojekte.

Von Günther Knoll

Magier aus dem Osten - so heißt die entsprechende Stelle der Weihnachtsgeschichte beim Evangelisten Matthäus. Ob es tatsächlich Könige waren und ob die Zahl drei stimmt, das lässt sich nicht verifizieren. Tatsache ist, dass Kaiser Friedrich Barbarossa nach der erfolgreichen Belagerung Mailands 1162 die dort im Dom verehrten Reliquien, die den Weisen zugeschrieben wurden, nach Köln bringen ließ. Schon im Mittelalter fanden sich in den geistlichen Mysterienspielen rund um die Geschehnisse der Heiligen Nacht auch die drei Könige, die dem Stern folgten. So gibt es eine lateinische Handschrift aus dem 11. Jahrhundert mit dem Titel "Officium Stellae Frisingense", die in Freising entstand und neben Texten und Liedern auch Regieanweisungen für dieses Sternsingerspiel enthält.

Aus diesen Spielen entwickelte sich im 16. Jahrhundert das Sternsingen: ein sogenannter Heischebrauch, bei dem als Könige verkleidete arme Klosterschüler und Kinder für sich um milde Gaben baten und dabei sangen und Gedichte aufsagten. Diese Auftritte müssen mitunter ausgeufert sein, denn die Obrigkeit reglementierte den Brauch bald, etwa indem ihn nur noch bestimmte Berufsgruppen ausüben durften. In Freising wurde 1784 per königlichem Erlass das Sternsingen ganz verboten, weil das erbettelte Geld offenbar im Wirtshaus versoffen wurde und der fromme Brauch in ein ganz und gar unfrommes Spektakel ausartete.

Erst seit 1958 werden die Sternsinger zwischen Neujahr und dem Dreikönigsfest am 6. Januar organisiert ausgesandt, um Spenden für Hilfsprojekte zu sammeln. Träger dieser bundesweiten "Aktion Dreikönigssingen" sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Auch evangelische Kirchengemeinden machen mit. Rund 330 000 Mädchen und Jungen waren im vergangenen Jahr deutschlandweit unterwegs, sie sammelten 46 Millionen Euro, allein im Erzbistum München und Freising 2,8 Millionen. Unter anderem werden damit in Kenia Wasserstellen und Staudämme errichtet. Die Sternsinger segnen traditionell die Häuser mit den Buchstaben C+M+B, eingerahmt von der Jahreszahl. Ursprünglich sollen das die Initialen der Namen Caspar, Melchior und Balthasar gewesen sein. Inzwischen interpretiert man die Buchstabenfolge jedoch als Segensspruch "Christus mansionem benedicat", Christus, segne dieses Haus.

Auch der Brauch des Dreikönigsspiels am 6. Januar hat sich in München erhalten: Die evangelische Jugend Neuhausen-Nymphenburg führt es traditionell im Schlosspark Nymphenburg auf. In zwei Rundgängen (15 und 16.30 Uhr) geleiten Engel, Evangelist und Esel die Besucher vom Schloss zur Krippe. Im Englischen Garten führt die Erlöserkirche das Dreikönigsspiel "Waldweihnacht" auf (Treffpunkt 15.30 Uhr, Gunezrainer Brücke).

Dieser Text ist am 5. Januar 2018 in der Süddeutschen Zeitung erschienen.

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