Serena Williams:Dabei sein ist für Serena Williams nicht genug

Serena Williams

Serena Williams bei einem Show-Match vor ein paar Wochen.

(Foto: AP)
  • Im vergangenen Jahr gewan Serena Williams schwanger die Australian Open. Nun sagt sie nach der Geburt ihrer Tochter den Start ab.
  • Sie ist der Meinung, dass sie keine realistische Chance auf einen Sieg hat. Darum verzichtet sie auf eine Teilnahme.

Von Barbara Klimke

Völlig überrumpelt ist der Turnierdirektor der Australian Open nicht gewesen. Craig Tiley hat in den vergangenen Monaten ständig Kontakt zu Serena Williams und deren Team gehalten. Er wusste, dass die ehemalige Weltranglistenerste die Entscheidung bis zum letzten Moment hinauszögern wollte. Letztlich konnte auch der Manager aus Melbourne aber nicht verhindern, dass die Absage per Twitter in Welt gezwitschert wurde. Serena Williams, 36, wird bei den Australien nun doch nicht zum Tennisschläger greifen, um ihren Titel zu verteidigen: "Alles Gute für den Rest des Jahres 2018, Serena", ließ das Turnier über den Kurznachrichtendienst verbreiten, verbunden mit einem sentimentalen Bekenntnis: "Wir vermissen dich."

Die vier Monate, die zwischen der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia am 1. September und dem Beginn der ersten Grand-Slam-Veranstaltung des neuen Jahres liegen, reichen dann doch nicht zur Wettkampfvorbereitung aus. Jedenfalls nicht, wenn man wie Serena Williams stets den denkbar höchsten Maßstab anlegt. "Mein Trainer und meine Betreuer haben immer zu mir gesagt, ich soll nur zu Turnieren gehen, wenn ich sie bis zu Ende spielen kann", lautete die Begründung der besten Spielerin der Gegenwart: "Ich könnte antreten. Aber nur anzutreten, reicht mir nicht. Ich will sehr viel mehr erreichen, und dafür brauche ich noch etwas Zeit."

Die Niederlage, die sie am Tag vor Silvester bei einem Show-Duell in Abu Dhabi gegen die French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko hinnehmen musste, war der Anlass, doch noch eine Änderung an ihrem ursprünglichen Comeback-Plan vorzunehmen. Serena Williams verliert nie gern, schon gar nicht gegen eine Spielerin, die 16 Jahre jünger als sie ist. Und dass sie ihre Beinarbeit noch verbessern und ihren Aufschlag feinjustieren muss, war auch dem Publikum in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht entgangen. "Ich bin schon super nah dran, aber noch nicht da, wo ich hin will", lautet nun die Selbstkritik der Amerikanerin.

Mit Kuscheldecke und Kinderkarren

Sie ist nicht die erste Weltklasseathletin, die nach einer Babypause auf den Center Court zurückkehrt. Zu den Profi-Mamas gehört die deutsche Spitzenspielerin Tatjana Maria, die mit ihrem Mann, dem Trainer Charles Edouard Maria, eine vierjährige Tochter hat; Kateryna Bondarenko und Jewgenija Rodnina reisen ebenfalls mit Kuscheldecke und Kinderkarre. Die Belgierin Kim Clijsters hat sogar bewiesen, dass man als Mutter nicht nur ein Grand-Slam-Turnier, sondern sogar drei gewinnen kann: Clijsters hatte 2009 und 2010 bei den US Open sowie 2011 bei den Australian Open zur Siegerehrung ihr erstes Kind auf den Arm. Selten aber wollte sich eine Spitzenspielerin schon nach vier Monaten wieder mit der gesamten Weltelite messen.

Serena Williams Beziehung zu den Australian Open aber ist immer von besonderer Art gewesen: Sieben Mal hat sie in Melbourne triumphiert. Beim letzten Mal, vor einem Jahr, ließ sie ihren Lebensgefährten, Alexis Ohanian, einfliegen, um ihm zu eröffnen, dass sie acht Wochen schwanger war. Im Finale bezwang sie ihre Schwester Venus. Den Titel, Nummer 23 bei einem Grand-Slam-Turnier, sicherte sie sich ohne Satzverlust und eroberte sich, zu allem Überfluss, noch die Weltranglistenführung von Angelique Kerber zurück. Falls es stimmt, was der Guardian zu wissen glaubt, dann wurde der Name von Töchterchen Alexis Olympia auch in Anspielung auf die Australian Open gewählt.

Für Turnierdirektor Craig Tiley dürfte das bestenfalls ein kleiner Trost sein. Sein Wettbewerb muss in diesem Jahr ohne die beste Frau auskommen - und auch ohne Andy Murray, 30, der vor einem Jahr die Nummer eins bei den Männern war. Der hüftkranke Murray könnte länger fehlen, falls er sich zu einer Operation entschließt. Bei Serena Williams aber macht sich Tiley keine Sorgen: "Sie kommt zurück", sagt er. "Und sie wird weitere Grand Slams gewinnen."

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