#Metoo:Kritik am offenen Brief zur "Me too"-Debatte

Lesezeit: 2 min

Der offene Brief der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve und 100 weiteren Frauen hat Kritik ausgelöst. (Foto: dpa)
  • Ein offener Brief von 100 Französinnen, unter ihnen Schauspielerin Catherine Deneuve, hat teils heftige Kritik ausgelöst.
  • Die Frauen hatten darin die "Me Too"-Debatte als "Hexenjagd" bezeichnet.
  • Es gab aber auch Reaktionen, die das Vorgehen der Frauen begrüßten.

Von Kerstin Lottritz

In den USA herrscht drei Tage nach Oprah Winfreys kämpferischer Rede zur "Me Too"-Debatte bei der Verleihung der Golden Globes noch immer euphorische Stimmung. In Frankreich dagegen werden kritische Stimmen laut. Etwa 100 prominente Frauen aus den Bereichen Kunst, Medien und Wissenschaft, unter ihnen die Schauspielerin Catherine Deneuve, kritisieren in einem Artikel der französischen Zeitung Le Monde das Ausmaß der Debatte um sexuelle Belästigung.

In dem Gastbeitrag warnen sie vor einem "Klima einer totalitären Gesellschaft" und stellen sich gegen einen Feminismus, "der über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus das Gesicht eines Hasses auf Männer und die Sexualität annimmt."

In dem Text heißt es, dass die Unterzeichnerinnen die "Me Too"-Debatte grundsätzlich begrüßen, die ein legitimes Bewusstsein für sexuelle Gewalt gegen Frauen geschaffen habe. Sie fordern jedoch "eine Freiheit, jemandem lästig zu werden ( "une liberté d'importuner"), die für die sexuelle Freiheit unerlässlich ist". Weiter heißt es: "Vergewaltigung ist ein Verbrechen." Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten sei kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression. "Me Too" habe in der Presse und den sozialen Netzwerken eine "Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen" ausgelöst. Die Art der Debatte sei wie "in den guten alten Zeiten der Hexenjagd".

Die Reaktionen am Erscheinungstag der fraglichen Le Monde-Ausgabe fallen bislang eher verhalten aus. Natürlich gibt es Kritik. So schreibt die Schauspielerin Asia Argento auf Twitter: "Was Catherine Deneuve und andere Schauspielerinnen der Welt zu sagen haben, offenbart, dass ihre verinnerlichte Frauenfeindlichkeit ihre Gehirne unwiederbringlich zerstört hat." Argento ist eine der Frauen, die Harvey Weinstein beschuldigen, sie vergewaltigt zu haben.

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Auch die australische Kolumnistin Van Badham äußerte in einem Kommentar für den britischen Guardian Unverständnis über die Aktion der französischen Frauen. "Wir sind nicht so wütend, weil wir - wie es im Brief heißt - so puritanisch sind, sondern weil wir in sexuellen Kontakten Spaß zu unseren eigenen Bedingungen erwarten und nicht Missbrauch oder Ausbeutung." Sexuelle Freiheit sei das Recht, das eigene sexuelle Verhalten ohne Zwang zu bestimmen.

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Dagegen solidarisierte sich die US-amerikanische Philosophin Christina Hoff Sommers auf Twitter mit dem Beitrag der französischen Frauen. Sie wurde bekannt, weil sie die Ziele der Frauenbewegung, die über die rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen hinausgehen, kritisiert. Unter anderem prägte sie den Begriff "Opferfeminismus". Damit zielte sie auf Frauen, die mehrere sexuelle Übergriffen an US-Universitäten öffentlich gemacht hatten, und die ihrer Meinung zufolge das Problem überbewertet hatten.

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Auch Hollywood-Schauspieler Matt Damon hatte schon im Dezember gewarnt, dass es Unterschiede zwischen sexuellen Fehltritten gäbe. In einer Talkshow hatte er gesagt: "Ich denke, dass wir anfangen müssen, Linien zwischen diesen Verhaltensweisen zu ziehen." Diese Aussage hatte damals viele wütende Reaktionen ausgelöst.

Ob die bislang eher verhaltenen Reaktionen auf den Le Monde-Text nun die Ruhe vor einem Shitstorm sind - oder ob viele sich nun erst einmal Gedanken machen, bevor sie die Einlassung aus Frankreich tatsächöich differenziert bewerten, wird sich erst noch zeigen.

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