Osteria da Massimo:Die Italianità mit dem gewissen Pfiff

Osteria da Massimo: In der Osteria da Massimo gibt es leicht verfeinerte Hausmannskost, wie man sie von einer guten Osteria erwarten darf.

In der Osteria da Massimo gibt es leicht verfeinerte Hausmannskost, wie man sie von einer guten Osteria erwarten darf.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die "Osteria da Massimo" verbindet beliebte Standards mit raffinierten Neuinterpretationen bekannter Gerichte.

Von Marcelinus Sturm

Zu seinen Italienern hat der Münchner von jeher ein ganz besonderes Verhältnis. Um die 500 Ristoranti, Osterie, Trattorie, Pizzerie, Locande und Enoteche soll es in der Stadt geben, das sind erstaunlich viele. Fast scheint es so zu sein, als ob ein jeder hier seinen Lieblingsitaliener habe, den er regelmäßig aufsucht. Andere behaupten jedoch, es gebe in der Stadt keine wirklich guten italienischen Restaurants, können aber meist auch nicht so genau sagen, welchen Vergleichsmaßstab sie eigentlich anlegen. Die Wahrheit ist wohl: Es gibt gute und es gibt eher nicht so gute italienische Lokale in München.

Die Osteria da Massimo gibt es jetzt seit einem halben Jahr in der ehemals gutbürgerlichen Gaststätte Dietrich von Bern, an der Dachauer Straße direkt gegenüber der Borstei gelegen. Mit blutigen Anfängern hat man es hier aber beileibe nicht zu tun. Die beiden Betreiber Ulrike und Massimo Simone haben nämlich 27 Jahre lang das Golden Twenties - trotz seines Namens ebenfalls ein italienisches Restaurant - in der Arcisstraße betrieben. Dann aber wurde ihnen der Pachtvertrag nicht verlängert, sie mussten ihr Lokal aufgeben.

Erfreulicherweise fand sich dann aber die Alternative beim Dantebad, und seit einem halben Jahr gibt's jetzt bei den Simones nicht nur Pizza und Pasta, sondern auch eine Reihe mediterraner Spezialitäten, die man sonst nicht überall bekommt. Vom Vorgänger, einem Kroaten, ist gerade mal der Gekreuzigte im Durchgang zum Nebenraum geblieben. Die beiden großen Gasträume sind lichter und freundlicher geworden, man hat sie mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. So findet man beispielsweise eine alte Vespa, die zur Anrichte umgebaut wurde, und natürlich darf eine schwarze Tafel mit den Tagesgerichten nicht fehlen. Man sollte sie auf alle Fälle beachten, denn da finden sich immer wieder Besonderheiten.

Doch fangen wir mit den Standards an, schließlich hat man extra beim Eingang einen großen Pizzaofen eingebaut. So gibt es neben den üblichen Klassikern (montagabends zum Sonderpreis von 7,50 Euro, sonst um die zehn Euro) besondere Variationen, etwa mit Auberginen, Shrimps und Gorgonzola. An ihnen gibt es nichts auszusetzen, der Teig ist schön knusprig, und auch der Belag versinkt nicht unter einem Käsedeckel - eine Unsitte, die bei manchen Münchner Pizzabäckern der Brauch ist, weil sie so bequem und schnell sattmacht. Auch die hausgemachte Pasta überzeugte stets, von den nicht zu festen, nicht zu weichen Fettucine la vita è bella (12,80) bis hin zu den Strozzapreti mit geriebenem schwarzem Trüffel im Parmesanlaib (15,80). Leicht verfeinerte Hausmannskost, wie man sie von einer guten Osteria erwarten darf.

Die eigentliche Stärke aber findet man Da Massimo bei den Gerichten, die über den Standard hinausgehen. Die angenehm cremige Burrata mit schwarzem Trüffel auf Spinat (13,80) mundet vorzüglich, wäre aber noch besser, wenn die Burrata Zimmertemperatur hätte, leider ist sie eine Spur zu kalt. Ein Gedicht: das Tartar di Salmone (13,00), ein Lachs-Tartar mit Avocado und Minze, angerichtet auf Gurken und marinierten Seealgen mit einer Vinaigrette von Limetten und Ingwer. Die Küche kombiniert klassische italienische Zutaten gern (und gut) mit dem, was die Globalisierung so mit sich bringt. Warum auch nicht? So harmoniert der Mango-Papaya-Salat (12,80) prächtig mit den gegrillten Calamaretti, angenehm verbunden durch das Orangen-Joghurt-Dressing - eine fruchtig-erfrischende Vorspeise, mit der man sich sofort an einen sonnigen Mittelmeerstrand versetzt fühlt.

Überhaupt versteht es die Küche, ihren Gerichten durch ungewöhnliche Zugaben den gewissen Pfif zu verleihen. Bei der Triglie di mare allo Zenzero (16,80), der Rotbarbe im Sesammantel auf Gemüsecaponata, ist es etwa der karamellisierte Jus mit Ingwer und Estragon, der die exakt richtige Würze verleiht. Gerade die Rotbarbe, die ja nicht gerade durch prägenden Eigengeschmack brilliert, kann so etwas gut vertragen. Auch die Involtini deliziosi (16,80) vom Kalb waren in der Tat deliziös, was nicht nur an der Schinken-Gorgonzola-Füllung lag, sondern vor allem auch an dem Weißwein-Rosmarin-Schaum, der sie umgab. Zudem war das Fleisch erstaunlich saftig, was ja auch bei Kalbsrouladen nicht immer selbstverständlich ist. Auf alle Fälle traut man sich auch mal was in der Osteria da Massimo und kocht nicht einfach nur seinen (italienischen) Stiefel rauf und runter, wie es viele andere machen.

Der Chef überzeugt beim Service

Trotzdem kann die Jubelarie hier leider nicht in südländische Emphase ausufern: Beim Vitello tonnato (12,00) war einmal das Kalbfleisch leider etwas arg trocken, auch lagen die Fische vom Grill (19,80) an jenem Abend anscheinend etwas zu lang auf ebensolchem. Das "Surf & Turf" (22,80) bestand aus einem Rindsfilet und einem Teil vom Krustentier: Es war in Ordnung, aber leider auch nicht mehr.

Bei den offenen Weinen gefiel besonders der rassige Vermentino (6,30 fürs 0,2-Liter-Glas), eine Reminiszenz an die sardische Heimat von Massimo Simone. Der Chef führt auch die Service-Brigade an und macht das vorbildlich und mit großer Freundlichkeit. Seine Mitarbeiter können da nicht immer mithalten und übersehen den einen oder anderen Gast bisweilen ungebührlich lange. Was freilich auch an der Größe des Lokals und - in unserem Fall - an der Adventszeit mit ihren anstrengenden Weihnachtsfeiern gelegen haben mag. Alles in allem kann man sagen: Das Zeug zum Lieblingsitaliener hat die Osteria da Massimo allemal.

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