Wasserqualität:Streusalz der Lindauer Autobahn gefährdet seltene Muschel

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Ist nur schwer von einem Kieselstein zu unterscheiden: die Bachmuschel. (Foto: Privat)

Der Stoff wird offenbar in den Inninger Bach gespült. Wie groß das Vorkommen dort ist, lässt sich nur schwer feststellen

Von Astrid Becker, Inning

Wenn der Oberlauf des Inninger Baches trocken fällt, und das ist regelmäßig der Fall, ist ihr Überleben in Gefahr: Die Rede ist von der äußerst seltenen und vom Aussterben höchst gefährdeten Bachmuschel. Vor mittlerweile gut fünf Jahren wurde sie durch Zufall in dem kleinen Gewässer entdeckt, das sich teils überirdisch, teils unterirdisch vom Wörthsee in Richtung Ammersee durch die Gemeinde Inning zieht. Ihr ohnehin nur an zwei Stellen entdeckter Bestand ist offenbar durch das Salzen auf der nahegelegenen Lindauer Autobahn in Gefahr - wie Robert Kapa, der Sachgebietsleiter für Biologie am Wasserwirtschaftsamt Weilheim, am Freitag sagt. Auch aus diesem Grund sieht er beim Inninger Bach dringenden Handlungsbedarf.

Robert Kapa nannte es auf Anfrage eines Landwirts "höchst wahrscheinlich", dass das Salz von der Autobahn über die Entwässerung in Inninger Bach gelange. Dies wiederum trage maßgeblich zu dem "ökologisch unbefriedigenden Zustand" des Gewässers bei. Bereits seit der Entdeckung der Bachmuschel 2013 dort werden Anstrengungen unternommen, den Lauf des kleines Flüsschens wieder zu renaturieren. In einem Teil, in Richtung südlichen Ortsausgangs, ist dies bereits erfolgt. Am nördlichen Ende, in Richtung Grafrath, wurde dafür immerhin der Katzenbach, der in den Inninger Bach mündet und lange Zeit kaum wahrnehmbar durch Rohre geflossen war, wieder freigelegt. Auch in Richtung Ortszentrum, an der Gärtnerei Hübsch, soll der dort einst begradigte Bach wieder einen natürlichen Lauf bekommen. Zumindest ist das der Plan. Im Gemeinderat hatte man sich längst darauf verständigt, für die Finanzierung der Renaturierung - von etwa 300 000 Euro war mal die Rede - ein Gewerbegebiet an dieser Stelle auszuweisen. Seither allerdings wird über dieses Vorhaben und das Areal viel hinter verschlossenen Türen verhandelt, allerdings bislang ohne sichtbares Ergebnis

Dabei ist "Unio crassus", wie die Bachmuschel auch heißt, in zwei wichtigen Anhängen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie aufgeführt. Demnach gehört sie zu den Arten, für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Der Bestand darf sich dort, ebenfalls so gesetzlich geregelt, nicht verschlechtern. Doch wie viele Exemplare dort noch leben, konnte bislang Muschelberaterin Ursula Madeker von der Unteren Naturschutzbehörde nicht genau feststellen: Die Muschel ist sehr schwer zu finden und leicht mit einem der dort vorkommenden Kiesel zu verwechseln.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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