Influenza:Neue Impfung soll besser gegen Grippe helfen

Impfung

Mit der neuen Impfung würden jährlich 100 000 Arztbesuche wegfallen, schätzt das Robert-Koch-Institut.

(Foto: Ralf Hirschberger/dpa)
  • Neben dem herkömmlichen Dreifach- steht mittlerweile auch ein Vierfach-Impfstoff gegen die Grippe zur Verfügung.
  • Wie Studien zeigen, ist der herkömmliche Dreifach-Impfstoff gegen die Erreger häufig wirkungslos.
  • Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass mit der Vierfach-Impfung jährlich 270 000 Grippe-Erkrankungen wegfielen. Doch die Impfung mit dem neuen Wirkstoff wird bislang kaum von den Krankenkassen bezahlt.

Von Werner Bartens

Bisher war es hauptsächlich von den Erfahrungen und Vorlieben der Ärzte abhängig, wie sie gegen die Grippe impften. Neben dem herkömmlichen Dreifach- steht seit 2012 auch ein Vierfach-Impfstoff zur Verfügung. Lange schienen sich die Experten uneinig zu sein, welcher Schutz sinnvoller ist, doch nun hat sich die Ständige Impfkommission (Stiko) festgelegt und empfiehlt ab sofort den quadrivalenten Impfstoff gegen die Influenza. Die Kostenübernahme ist allerdings noch unklar. Während der Dreifach-Impfstoff von den Kassen übernommen wird, ist dies beim Vierfach-Impfstoff bisher nur in Ausnahmen der Fall.

Dass der Vierfach-Impfstoff der Dreier-Kombination überlegen ist, belegen Wissenschaftler der Stiko im aktuellen Epidemiologischen Bulletin mit der Studienlage. Je nach Saison wurden in den vergangenen Jahren mal 15, mal 48 und sogar bis zu 67 Prozent aller Grippe-Erkrankungen durch Erreger-Subtypen verursacht, die der Dreifach-Impfstoff schlicht nicht abdeckte. Die vermeintliche Schutzimpfung war daher in manchen Jahren kaum wirksam.

Mit dem Vierfach-Impfstoff würden jährlich 270 000 Grippefälle verhindert

Mit dem Wechsel zur Vierfach-Impfung ist zwar auch kein hundertprozentiger Schutz vor der Influenza gegeben, dazu verändern die Erreger zu oft und zu schnell ihre äußere Hülle und entziehen sich so aller Attacken von außen. Doch nach Modellrechnungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) würden jedes Jahr in Deutschland mit dem Vierfach-Impfstoff 270 000 Grippeerkrankungen verhindert und mehr als 100 000 Arztbesuche unnötig werden. Zudem würden mindestens 1000 Klinikeinweisungen wegfallen; "höchstwahrscheinlich mehr", denn laut anderen Hochrechnungen müssten bis zu 5000 Menschen weniger jährlich wegen Grippe ins Krankenhaus. Beide Impfungen schützen gegen die zwei Influenza-A-Stämme, der Dreifach-Impfstoff gegen einen weiteren Influenza-B-Stamm, der Vierfach-Impfstoff gegen beide Influenza-B-Stämme.

Es wird wohl nicht lange dauern, bis die Kassen auch die Vierfach-Impfung erstatten. Zunächst muss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dies beschließen. Das Gremium bestimmt, welche medizinischen Leistungen von den Krankenkassen übernommen werden. "Der G-BA hatte bisher nicht geregelt, ob für die Impfung ein Drei- oder Vierfachimpfstoff zu verwenden ist", sagt Gudrun Köster vom G-BA. "Doch jetzt werden wir innerhalb von drei Monaten eine Entscheidung zur Umsetzung treffen - das genaue Beschlussdatum können wir derzeit aber leider noch nicht nennen."

Die Grippewelle 2017/18 hat bereits begonnen

Wer sich in dieser Saison noch schützen will, ist spät dran, denn das RKI empfiehlt, sich im Oktober oder November impfen zu lassen, bevor die eigentliche Grippewelle im Januar oder Februar losgeht. Zwar betonen Befürworter, dass eine Impfung auch jetzt noch hilfreich sein kann, aber die Grippewelle 2017/18 hat bereits in der letzten Woche des alten Jahres begonnen. "Der Grenzwert ist erreicht, wenn 20 Prozent der bei uns bundesweit aus Arztpraxen eingehenden Abstriche influenza-positiv sind", sagt Udo Buchholz, der am RKI das Monitoring-Portal GrippeWeb leitet. "Auf dem Höhepunkt der Grippewelle sind schon mal 50 bis 70 Prozent der Abstriche positiv."

Die präzisierte Impf-Empfehlung gilt auch weiterhin für Senioren ab 60 Jahren, chronisch Kranke, medizinisches Personal und Menschen "mit umfangreichem Publikumsverkehr". Die Geriaterin Anja Kwetkat vom Uniklinikum Jena begrüßt die Entscheidung der Stiko. "Hausärzte stehen häufig vor der Frage, welcher Impfstoff der hilfreichste ist. Das Alter und die Erkrankungen der Patienten spielen dabei eine große Rolle", sagt sie. Da die Impfung mit dem Alter weniger lang anhält, hält sie die spätere Vakzination für sinnvoll. "Wer sich bis zum Jahreswechsel nicht hat impfen lassen, sollte dies trotzdem noch beim Arzt nachholen."

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