Im Landkreis:Die Rechten formieren sich

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Die Identitäre Bewegung gründet eine Ortsgruppe in Fürstenfeldbruck. Schauplatz ist das Gasthaus Auf der Lände. Dort haben sich die Mitglieder wohl mit einem Trick einen Raum gesichert

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Im Landkreis hat sich eine Ortsgruppe der Identitären Bewegung gegründet. Diese vom Verfassungsschutz überwachte rechtsextreme Gruppierung war bereits im vergangenen Sommer mit islamfeindlichen Schmierereien aufgefallen. Die SPD wirft ihr außerdem die Zerstörung von Wahlplakaten in Gröbenzell vor. Die Brucker Ortsgruppe wurde von etwa einem Dutzend überwiegend männlichen Sympathisanten unlängst "Auf der Lände" gegründet. In der zum TuS Fürstenfeldbruck gehörenden Gaststätte hatte man von den unerwünschten Vorgängen im kleinen Veranstaltungssaal kaum etwas mitbekommen.

Die Gründung wurde von der Identitären Bewegung selbst auf Facebook bekannt gegeben, auch der antifaschistische Verein Aida in München vermeldete sie. Dabei ist die Zahl der Unterstützer der IB bemerkenswert. 14 000 Nutzern gefällt die Facebook-Seite der bayerischen IB, der Brucker Gründungspost kommt auf gut 400 Likes. Und unter den 25 Kommentaren ist etwa ein Viertel nicht begeistert von dieser Neuigkeit. "Bruck ist bunt", postete etwa Jan Halbauer, Kreis- und Bezirksrat der Grünen. Und Margot Simoneit, Sprecherin des Bündnisses "Bruck ist bunt", erklärt: "Wir werden etwas auf unsere Homepage setzen." Denn man müsse diesem Abdriften nach Rechts etwas entgegensetzen.

Etwas dubios ist, wie die Gruppierung offenbar an die Räumlichkeiten gelangt ist. Im Wirtshaus Auf der Lände hat man nämlich schlechte Erfahrungen gemacht, als dort vor rund zwei Jahren wegen eines AfD-Treffens heftiger Protest aus der Bevölkerung kam. "Wir wurden beschimpft", erinnert sich Wirtin Elene Sterigou. Seither habe man einen Grundsatz: "Wir nehmen keine Parteien mehr an." Sie versichert, dass sie für den fraglichen Tag keine passende Reservierung gehabt habe, dort habe kein solches Treffen stattgefunden.

Doch ihr Schwiegervater Efdhimios Sterigou erinnert sich, dass kürzlich, an einem Wochenende im Januar, zunächst drei junge Männer nach dem kleinen Saal fragten. Im Lauf des Abends seien tröpfchenweise weitere dazugekommen. Insgesamt seien vielleicht 13 Personen oben gewesen, berichtet der Kellner, der an dem Abend dort bediente. Irgendwie besonders aufgefallen sind die Personen den Wirten aber nicht.

Der Präsident des Turn- und Sportvereins Fürstenfeldbruck, Helmut Becker, unterstreicht, dass er "mit der Gaststätte überhaupt nichts zu tun" habe. Wie er erläutert, hat der TuS die Wirtschaft verpachtet. Die Vermietung von Räumen in dem vom TuS als Vereinsheim genutzten Gebäude laufe ausschließlich über die Pächter. "Der TuS ist gegen jegliche Form von Extremismus", sagt der Präsident. Nun werde er sich mit den sieben Präsidiumsmitgliedern über mögliche Reaktionen oder Konsequenzen beraten.

Vertreter der Identitären Bewegung reagieren bis Redaktionsschluss nicht auf eine SZ-Anfrage. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord erklärt, die Stammtischgründung sei der Polizei bekannt. Auch wenn es sich um die IB handle, sei die Gründung eines Stammtischs alleine nicht strafbar. Er bestätigt, dass der Verfassungsschutz die Gruppierung überwache und es nun in Fürstenfeldbruck "die Kripo vor Ort im Auge hat". Allerdings hat er keine Kenntnis von den Vorfällen in Gröbenzell.

Die IB hat ihre Wurzeln in Frankreich. Sie nennt sich "Nichtregierungsorganisation" und hat enge Kontakte zu rechten Gruppen wie der AfD oder Pegida. Am IB-Stammtisch München sitzen zudem nach SZ-Informationen Mitglieder der rechten "Brigade Giesing". Der Verfassungsschutz schätzte die Zahl der Sympathisanten in München 2016 noch auf etwa ein Dutzend.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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