Auszeichnungen:So schöne Lagerhalle

Deutscher Fernsehpreis 2018

Konnten das Event auch nicht retten: Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk.

(Foto: Andreas Rentz/Getty Images)

Der Deutsche Fernsehpreis ist in den vergangenen Jahren mehrmals umgezogen und geschrumpft. Zurück in Köln ist er in diesem Jahr nun derart mickrig geraten, dass er eher wie eine Verhöhnung denn wie eine Liebkosung seines Mediums wirkt.

Von Hans Hoff

Man muss sich die Stifter des Deutschen Fernsehpreises als Menschen vorstellen, die ihr Medium furchtbar lieb haben, aber die rechte Form, das auszudrücken, partout nicht finden. Jahrelang haben sie in Köln prachtvolle Galas veranstaltet, die im Fernsehen allerdings niemand sehen wollte. Dann haben sie sich zerstritten, wieder vertragen und beschlossen, weiterzumachen, nur eben ohne Übertragung im Fernsehen. Von Köln sind sie nach Düsseldorf gezogen und haben eingespart, was einzusparen war. Nun ist der Preis, den alle großen Sender abwechselnd verantworten, zurück in Köln und derart mickrig geraten, dass er eher wie eine Verhöhnung denn wie eine Liebkosung des Fernsehens wirkt.

Schreibt man diese ständige Verkleinerung weiter fort, dann wird der Preis wohl bald auf dem Parkplatz eines Fast-Food-Drive-ins ausgerichtet. Dort fahren die Nominierten vor, werden gefragt, welche Kategorie sie vertreten, und dann reicht Barbara Schöneberger die Trophäe durchs Ausgabefenster und liefert gratis einen kecken Spruch dazu. So wie den, der ihr am Freitag im Kölner Palladium entfleuchte. "Im letzten Jahr waren wir in Düsseldorf in einer Mehrzweckhalle, jetzt sind wir in Köln in einer Lagerhalle. Läuft, Freunde."

Besser kann man den Abstieg einer einst großen Festivität nicht beschreiben. Das hat anfangs noch funktioniert, weil die Schöneberger mit ihrer eruptiven Fröhlichkeitslava viele Lücken kaschierte, aber inzwischen ist selbst Babsi am Ende ihrer Möglichkeiten. Gegen miserablen Ton, fehlende Dramaturgie und ein dadurch Richtung Kakophonie schwellendes Gemurmel der Gästeschar konnte nicht einmal ihre brillante Babbelschnut etwas ausrichten, weshalb man sich am Schluss der wieder mal von Männern dominierten Verleihung fühlte, als sei man Gast einer Resterampe-Tombola in der Betriebskantine gewesen, bei der übrigens die heftigen Vorwürfe gegen den einstigen Starregisseur Dieter Wedel nicht offiziell Thema waren, sondern nur in der einen oder anderen Bemerkung unterschwellig auftauchten. Deutlicher vertreten waren dafür die Drehbuchautoren, die in der Branche gerade lautstark mehr Wertschätzung einfordern.

Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie sich an diesem Abend die Mitglieder der Jury gefühlt haben mögen, als sie erleben mussten, wie die Ergebnisse ihrer durchweg tadellosen Arbeit verramscht wurden. Vier Preise für Babylon Berlin (Sky/ARD), drei für 4 Blocks (TNT), zwei für Das Verschwinden (ARD) gingen ebenso in Ordnung wie die Auszeichnungen für Michael Kessler (ZDFneo), Marietta Slomka (ZDF), extra 3 (NDR) und Kitchen Impossible (Vox).

Auch die Filme Eine unerhörte Frau (ZDF) und Brüder (ARD) gehörten aufs Podium, ebenso wie die Nachwuchskräfte Fabian Köster (Heute Show) und Louis Klamroth (n-tv). Ehrenpreisträger Thomas Gottschalk gab zum Schluss mit weise verklausulierten Worten den Ausrichtern noch höflich einen mit. "Viele klagen, dass der Fernsehpreis nicht mehr im Fernsehen zu sehen ist. Jetzt, wo ich hier war, find ich es gar nicht mehr so schlimm", sagte er. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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