Gewerbegebiet im Landschaftsschutzgebiet:Digitaler Protest gegen den Nachbarn

Das Gilchinger Bündnis "Pro Bannwald" kämpft gegen die Pläne der Gemeinde Gauting. Um den Druck zu erhöhen, hat die Initiative eine Online-Petition gestartet.

Von Michael Berzl

Das Gilchinger Bündnis "Pro Bannwald" sammelt Unterschriften gegen das von der Gemeinde Gauting geplante Gewerbegebiet in der Nähe der Lindauer Autobahn. Seit Donnerstag steht eine entsprechende Online-Petition im Internet, die bis Freitagnachmittag schon 164 Unterstützer gefunden hat. Irgendeine rechtlich bindende Wirkung entfaltet dieser Appell zwar nicht, räumt Initiator Christian Winklmeier ein. "Aber will wollen klar zeigen, wie viele das sind", sagt er.

Die Gautinger überplanen seit eineinhalb Jahren direkt an der Grenze zur Nachbargemeinde Gilching eine 60 Hektar große Fläche; ein Drittel davon soll bebaut werden. Zur Begründung führt Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) stets an, die Kommune müsse Platz für Firmen schaffen, um ihre Einnahmen aus der Gewerbesteuer zu erhöhen. In einer ersten Mitteilung dazu hatte die Gemeinde zum Baustart noch die mutige Prognose gewagt: "Wenn die diversen notwendigen Genehmigungen zügig erteilt werden, könnte er schon 2017 erfolgen." Doch weit gefehlt; stattdessen wächst der Widerstand.

Geplantes Gautinger Gewerbegebiet

In der Nähe des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen liegt die Fläche, auf der die Gemeinde Gauting Firmen ansideln will. Illustration: oh

"Kein Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz", lautet das Motto der gerade gestarteten Online-Petition. Winklmeier und seine Mitstreiter kämpfen gegen das Projekt der Nachbargemeinde unter anderem, weil dadurch ein Naherholungsgebiet der Gilchinger stark beeinträchtigt wäre. Für mindestens 20 Hektar Wald würde der Landschaftsschutz aufgehoben werden, zudem liegt die überplante Fläche zum Teil in einer Wasserschutzzone. Außerdem ist die Initiative der Ansicht, dass es im Gautinger Gemeindegebiet "im Nahbereich" besser geeignete Flächen gäbe, die "mit wesentlich weniger Schutzfunktionen" belegt seien.

Zum Bündnis "Pro Bannwald" gehören auch der Fluglärm-Verein unter Federführung von Rudolf Ulrich, die Gilchinger Ortsverbände von Grünen und ÖDP, Rosmarie Brosig von der Gruppierung "Bürger für Gilching" sowie der Starnberger Kreisverband der Linken.

Die Unterschriftensammlung ist im Internet auf der Plattform "Open Petition" zu finden. Dort werben zahllose Initiatoren um Unterstützer für verschiedenste Anliegen: von der Abschaffung der Kölner Bettensteuer über den Erhalt klassischer Musik im Bayerischen Rundfunk bis hin zu höheren Zollfreibeträgen. Deutschlandweit sind es mehr als 11 000 solcher Petitionen, allein in Bayern derzeit 365.

Während Winklmeier online Unterschriften sammelt, wendet sich der Fluglärm-Verein, der sich zunächst vor allem mit der Entwicklung auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen befasst hat und sich mittlerweile allgemein dem Umweltschutz widmet, mit einem Appell an Landrat und Kreisräte: Sie sollten "ernsthaft prüfen", ob es wirklich notwendig ist, eine große Fläche Bannwald zu opfern, die zusätzlich unter Landschaftsschutz steht.

Die Online-Unterschriftensammlung ist im Internet zu finden unter der Adresse: https://www.openpetition.de/petition/online/kein-gewerbegebiet-im-unterbrunner-holz

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