Regierungschefs Scholz und Kramp-Karrenbauer:Die Nachfolger stehen schon bereit

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Vor neuen Aufgaben? Saarlands Finanzminister Stephan Toscani (links) und der SPD-Fraktionschef in Hamburg, Andreas Dressel. (Foto: Matthias F. Döring, D. Reinhardt/dpa)
  • Falls die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer einen Posten in der Bundesregierung erhält, gilt die Nachfolge als geregelt: Stephan Toscani würde Ministerpräsident.
  • Toscani ist Finanz- und Europaminister im Saarland und stellvertretender CDU-Landeschef.
  • Sollte Olaf Scholz nach Berlin wechseln, würde wohl Andreas Dressel Hamburgs Erster Bürgermeister. Er sitzt für die SPD in der Bürgerschaft der Hansestadt.

Von Peter Burghardt, Hamburg, und Susanne Höll, Frankfurt

Noch sind Namen nichts als Schall und Rauch. Jedenfalls offiziell war bis Dienstagvormittag nicht bekannt, wer denn welchen Ministerposten einnehmen soll. Zwei Namen sind indes immer wieder zu hören, die für ein Amt in der neuen großen Koalition infrage kämen: die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer bei der CDU und Olaf Scholz, Hamburgs Erster Bürgermeister, bei der SPD. Wenn die beiden tatsächlich nach Berlin gehen sollten, wie wäre es dann um ihre Nachfolge bestellt?

Im Saarland wäre der Fall ziemlich klar. Neuer Chef der schwarz-roten Landesregierung würde Finanz- und Europaminister Stephan Toscani. Der ist schon seit Jahrzehnten in der saarländischen Politik unterwegs, war Innenminister und Generalsekretär seiner Landespartei und säße, wenn es allein nach ihm gegangen wäre, schon längst auf dem Chefsessel in der Saarbrücker Staatskanzlei. Der 50 Jahre alte Jurist wäre 2011 gern Nachfolger von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) geworden. Der Wettkampf wurde erklärtermaßen friedlich und in kleinsten Kreisen beigelegt, zugunsten der Dame.

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Seither ist Toscani Stellvertreter der CDU-Landeschefin Kramp-Karrenbauer in der Partei und hat mit dem Finanzressort im schuldengeplagten Saarland einen ebenso wichtigen wie öffentlichkeitswirksamen Job. Im Moment gibt es niemanden, der ihm ernsthaft Konkurrenz um das Spitzenamt machen könnte. Auch die SPD, Juniorpartnerin der CDU, würde ihm im Landtag nicht die Stimmen verweigern. So populär wie die Ministerpräsidentin ist Toscani allerdings nicht. Kramp-Karrenbauer wird daheim nahezu verehrt - der Finanzminister wird respektiert.

Dressel war nach G 20 Krisenmanager für seinen Chef

In Hamburg hatte Olaf Scholz, 59, zwar bis zuletzt versichert, dass er bleiben werde. Seit sieben Jahren regiert er im Rathaus, derzeit als Regierungschef einer rot-grünen Koalition - von höheren Aufgaben war und ist allerdings immer wieder die Rede. Würde der SPD-Vize und frühere Arbeitsminister nun Finanzminister, dann würde ihn an der Elbe wohl dieser Mann beerben: Andreas Dressel, 43, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Der Jurist und Vater dreier Kinder ist nicht annähernd so bekannt wie der amtierende Bürgermeister, aber gut vorbereitet. Seit 2004 sitzt Dressel im Hamburger Stadtparlament und führt dort seit 2011 für die SPD das Wort. Das stählt, zum Beispiel wenn es wie im vergangenen Sommer um das Desaster bei G 20 ging. Dressel war danach ein Krisenmanager für seinen Chef, der zwischenzeitlich enorm an Zustimmung verlor. Der Thronfolger ist eloquent, umgänglich und befasst mit Themen aller Art, von Flüchtlingen über Olympia bis zur Elbvertiefung. Die angemessene Statur für die hanseatische Gesellschaft besitzt er auch: Scholz jedenfalls überragt er.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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