Arkaden:Politisches Manöver

München: Alte Akademie München, Wilhelminum.

Im Mittelpunkt des Streits stehen die Arkaden an dem für das Altstadtbild so wichtigen Gebäude.

(Foto: Stefanie Preuin)

Die Grünen wollten die Stadtgestaltungskommission kurzfristig zu einer klaren Haltung im Streit um den Umbau der Alten Akademie bewegen. Diese sah sich "missbraucht" und lehnte das Ansinnen mit knapper Mehrheit ab

Von Heiner Effern

Der Umbau der Alten Akademie wird ein Fall für die Stadtgestaltungskommission. Allerdings nicht im Moment, sondern erst, wenn die wichtigste politische Entscheidung dazu im Stadtrat schon gefallen ist. Dieser muss sich in der Vollversammlung am 21. Februar nochmals mit den Plänen des Investors, der Signa Gruppe, auseinandersetzen. Dazu zwingt ihn ein Aufstand der Opposition: Diese stellte mit der erforderlichen Stimmenzahl einen sogenannten Antrag auf Nachprüfung, um das Thema trotz des Beschlusses des zuständigen Planungsausschusses nochmals politisch angreifen zu können. Hauptstreitpunkt sind die Arkaden an dem für das Altstadtbild so wichtigen Gebäude. CSU und SPD gaben dem Ansinnen des Investors statt, diese an der Kappellenstraße komplett aus den Plänen zu streichen und an der Fußgängerzone in der Neuhauser Straße deutlich auf vier Meter zu verkleinern.

Dieser Eingriff in den öffentlichen Raum zugunsten des Eigentümers erboste nicht nur das Münchner Forum, sondern auch die Opposition. Die Grünen brachten deshalb die Entscheidung des Rathausbündnisses mit einem Dringlichkeitsantrag schon jetzt in die Stadtgestaltungskommission. Als "Hilferuf, um das Schlimmste zu verhindern", wie Stadtrat Herbert Danner erklärte. Er wollte das Gremium dazu bewegen, in dem Streit Stellung zu beziehen. Doch das zeigte am Mittwochabend mit großer Mehrheit keine Lust dazu. Er und seine Kollegen würden "missbraucht", um unliebsame politische Entscheidungen in Frage zu stellen, sagte der Architekt Jürg Sulzer. In diese Richtung argumentierten auch weitere Mitglieder des Gremiums. Ihnen würden Unterlagen und wichtige Entscheidungen fehlen, um sich eine Meinung bilden zu können, so der Tenor.

Diese Haltung führte zu einem kuriosen Abstimmungsergebnis. Dem Antrag von Grünen-Stadtrat Herbert Danner, den Beschluss von CSU und SPD auszuhebeln, folgten vier Mitglieder. Klingt nach wenig, aber die siegreiche Gegenseite brachte es auch nur auf fünf Stimmen, wenn der flüchtige Eindruck eines unübersichtlichen Händereckens nicht trog. Der Rest des 27 Mitglieder starken Gremiums enthielt sich. Einig waren sich aber alle, dass sie im späteren Bauverfahren beteiligt werden wollen. Mit allen nötigen Unterlagen.

Deutlich hatten aber zwei Redner Stellung bezogen. Meinrad Morger, der Architekt der Signa-Gruppe für den Akademie-Umbau, wies vehement jedes wirtschaftliche Interesse an der Schmalspur-Arkadenlösung zurück. "Unsere Intention war nie eine maximale Rendite." Es gehe um architektonische Inhalte. Die wegfallende Arkadenfläche bringen der Signa mehrere hundert Meter zusätzliche Nutzfläche in Münchner Bestlage. Stadtbaurätin Elisabeth Merk sieht darin einen möglichen Präzedenzfall. "Wir wissen genau, wer nun alles kommen wird." Im Übrigen bekannte sie sich diesmal eindeutig zu den Arkaden, für die sie in der Sitzung des Planungsausschusses kein Wort vorgebracht hatte. Und sie wies den Vorwurf des politischen Missbrauchs zurück. "Das ist legitim", verteidigte sie den Antrag der Grünen. Architekt Morger, der sich nach München "zitiert" fühlte, unterstellte ihrer Haltung ziemlich offen Kleingeistigkeit. "Lieben Sie den Präzedenzfall", sagte er. Nur so sei Veränderung möglich. Alles andere wäre "ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft".

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