Mitten in Bayern:Ein Dekolleté und seine Botschaft

Abfüllanlage für Flaschenbier

Die Werbung einer Eichstätter Brauerei löst heftige Diskussionen aus.

(Foto: dpa)

Eine Brauerei sieht sich gerade wegen ihrer Werbung dem Vorwurf des Sexismus ausgesetzt. War doch alles gar nicht so gemeint, versichert der Brauerei-Chef.

Kolumne von Andreas Glas

Wenn Alkohol im Spiel ist, kann der Grat zwischen Provokation und Peinlichkeit sehr schnell sehr schmal werden. Das lässt sich gut im Bierzelt beobachten, wo immer mal wieder irgendein harter Kerl eine Schlägerei provoziert, um seine Männlichkeit zu verteidigen. Es ist ja wissenschaftlich belegt, dass der Alkohol den Testosteronspiegel senkt. Und irgendwie muss dieser Testosteronverlust dann halt kompensiert werden. Wie schnell Provokation ins Peinliche kippen kann, lässt sich aber nicht nur im Bierzelt beobachten, sondern auch im Biermarketing. Neuester Fall: die Brauerei Hofmühl in Eichstätt.

Die Brauerei wirbt mit dem Slogan "Eichstätter Braukunst". Für Künstler halten sich offenbar auch die Marketingmenschen der Brauerei. Und weil Kunst angeblich alles darf, kann der Brauereichef so gar nicht verstehen, woher nun plötzlich diese Aufregung kommt. Seine Werbung sei schließlich "nicht sexistisch gemeint", hat der Brauereichef dem Eichstätter Kurier erzählt.

Zuvor hatten die Linke-Hochschulgruppe und der Studentische Konvent der Uni Eichstätt die Brauerei genau dafür kritisiert: Sexismus. Anlass war (unter anderem) ein Foto, das die Brauerei für einen Werbekalender knipsen ließ und auch auf Facebook veröffentlicht hat. Auf dem Foto ist ein Biertragerl aus der Vogelperspektive sehen, dazu hat die Brauerei folgenden Spruch gepostet: "Auf den Inhalt kommt es an."

Ach ja, das sollte man vielleicht noch erwähnen: Weil die Werbung ja eben nicht sexistisch gemeint war, hat die Brauerei eine sehr vollbusige Brünette hinters Tragerl gesetzt, deren sehr großzügiges Dekolleté aus der Vogelperspektive sehr gut einsehbar ist. Dass der Spruch "Auf den Inhalt kommt es an" dadurch eine andere Note bekommt, findet der Brauereichef offenbar nicht.

Aber weil er ein sensibler Mensch ist, hat er natürlich Verständnis für seine Kritiker. Wegen der #MeToo-Debatte seien die "Menschen empfindlicher", hat er gesagt, das habe er "nicht auf dem Schirm" gehabt, sorry. Auch das war natürlich nicht sexistisch gemeint, sonst hätte der Brauereichef seine Botschaft ja so formuliert: "Sorry, hatte kurz vergessen, dass die Weiber zurzeit recht hysterisch sind." Aber, wurscht, so eine Botschaft ist ja kein Dekolleté. Auf den Inhalt kommt es da nicht an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: