"Das Ding des Jahres" bei Pro Sieben:Klapproller gegen Saftpresse

Das Ding des Jahres

Jürgen Moog (l.), Lena Gercke und Joko Winterscheidt befassen sich mit Fußwiesen und Klapprollern.

(Foto: Willi Weber)

"Das Ding des Jahres" oder: Stefan Raab erfindet eine langweilige Fernsehshow.

Von Hans Hoff

Vor Frühlingsbeginn sucht Stefan Raab schon Das Ding des Jahres und will als Produzent des zugehörigen Show-Sechsteilers ermitteln lassen, welche von 40 vorgestellten Erfindungen das Zeug zum kommerziellen Hit hat. Nach Sichtung der ersten zwei Folgen lässt sich schon ein Preis prognostizieren. Es handelt sich allerdings um keine der in den jeweils dreistündigen Sendungen präsentierten Innovationen. Preiswürdig ist quasi das Ding Nummer 41, erfunden von jenem Mann, den man nicht mehr zu Gesicht bekommt, der nur noch hinter den Kulissen wirkt - dessen Handschrift aber trotzdem mehrfach klar auszumachen ist. Stefan Raab gehört am Ende dieses sechsteiligen Pro-Sieben-Showmarathons ausgezeichnet für die Erfindung der vorläufig langweiligsten Dreistundensendung des Jahres.

Im Prinzip muss man sich das als Erfinder-Show propagierte Ding des Jahres vorstellen wie die Vox-Erfolgsshow Die Höhle der Löwen, nur ohne Löwen und ohne Höhle. Wo bei Vox Unternehmer echtes Geld in Projekte von Tüftlern investieren, wo es also um richtig was geht, sitzen bei Raab als sogenannte Prominente Joko Winterscheidt und Lena Gercke auf Jury-Sesseln, die ein bisschen aussehen, als seien sie von Unser Star für Oslo übrig geblieben, also aus jener Zeit, als Raab noch innovativ war und 2010 dem Eurovision Song Contest Beine machte. Sowohl Winterscheidt als auch Gercke treten als interessierte Laien auf, die eine Spur zu oft lachen und von "Wahnsinn" reden und versuchen, auch halbgare Erfindungen schönzureden. Einzig ernst zu nehmender Juror ist der Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog, der Nägel mit Köpfen macht. Deshalb ist ein Honiglöffel, der in der ersten, schon im Herbst aufgezeichneten Ding-Sendung vorgestellt wurde, schon längst im echten Leben zu ordern.

In langen Einführungsfilmen werden zudem Menschen vorgestellt, die danach im Studio wiederum endlos über ihr Produkt palavern. Das Angebot reicht von der "Fußwiese", die beim Duschen ganz untenrum sauber macht, über eine Crêpes-Maschine bis hin zum flexiblen Abtropfgestell für Spüllappen. In Duellen rivalisieren zwei oft sehr ungleiche Ideen miteinander, da geht auch schon mal ein Klapproller gegen eine Saftpresse ins Rennen. Dazu erlebt man ein oft grundlos begeistertes Publikum und Janin Ullmann als leicht überforderte Moderatorin, der man ständig anmerkt, wie schwer es ihr fällt, zu behaupten, es werde jetzt gleich aber so was von spannend.

Das wirkt als Show derart blutleer, dass man gar nicht glauben möchte, dass diese Idee wirklich vom einst als Innovator des deutschen Fernsehens gefeierten Raab stammt. Aber dann hört man die musikalischen Szenentrenner, und die tönen ganz eindeutig Raab-funky, aber das wirkt eher so, als habe der Showschöpfer hier nebenbei noch klangliche Resteverwertung betrieben.

Die Zuschauerzahlen der ersten beiden Sendungen fielen dementsprechend bescheiden aus. Wollten noch 1,93 Millionen Menschen den Auftakt am Freitag sehen, so hielten am Samstag nur noch 1,28 Millionen Zuschauer dem Ding die Treue. Raabs Erfolge sahen anders aus.

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