TUM-Speakers-Series:"Bill Gates ist vergangenes Jahr direkt auf mich zugelaufen"

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Felix Rank, Antonius Amm und Jonas Stein (von links) haben gemeinsam mit Simon Dietlmeier (nicht auf dem Bild) den Vortrag von Kofi Annan vor Münchner Studenten organisiert. (Foto: Robert Haas)

Management-Student Simon Dietlmeier holt mit Kommilitonen Entscheider ins Audimax - in dieser Woche spricht etwa ein Friedensnobelpreisträger bei der TUM-Speakers-Series.

Von Jacqueline Lang, München

Irgendwann ist sicher die Nervosität weg. Keine Spur von Unsicherheit mehr, wenn man regelmäßig berühmten Menschen wie Whatsapp-Gründer Jan Koum oder Multimillionär Bill Gates gegenübersteht. Von wegen. "Bill Gates ist vergangenes Jahr direkt auf mich zugelaufen und ich habe weiche Beine bekommen. Zu mehr als einem ,Hi' kommt man in dem Moment gar nicht", sagt Felix Rank, 22, Student an der TU München. Sein Kommilitone Simon Dietlmeier, ebenfalls 22, gibt sich da schon um einiges abgeklärter: "Der Adrenalinpegel ist hoch, und man hat nicht viel Zeit nachzudenken. Durch die sehr detaillierte Vorbereitung der Veranstaltungen kann man aber den Gästen trotzdem professionell entgegentreten."

Dietlmeier studiert im dritten Jahr Management & Technology im Master an der Münchner TU. Vor gut vier Jahren hat er die Leitung der TUM-Speakers-Series, die es in kleinerer Form bereits seit 1999 gibt, übernommen und das Konzept verändert. Ziel sei es, schreiben die Studierenden auf ihrer Internetseite, Kommilitonen "die Möglichkeit zu bieten, Einblicke aus der Arbeitswelt und den Werdegang von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, also Entscheidern und Gestaltern, zu vermitteln. Dies soll ihnen bestmögliche Impulse für die eigene berufliche und persönliche Entwicklung geben". Nach gut vier Jahren hat Dietlmeier nun die Seiten gewechselt und arbeitet als Werkstudent für die Münchner Sicherheitskonferenz. Seine Nachfolger ist Jonas Stein.

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Die Liste der Redner, die von der TUM-Speakers-Series in den vergangenen Jahren gewonnen werden konnten, kann sich sehen lassen: Microsoft-Gründer Bill Gates, Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, Whatsapp-Gründer Jan Koum. In diesem Jahr kommen Kofi Annan, ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen, und Eric Schmidt, der ehemalige Chef von Google, an die TUM.

"Es gibt mehrere Wege, Redner für unsere Veranstaltungen zu gewinnen", sagt Dietlmeier. "Wenn wir herausfinden, dass sich eine für unsere Studenten interessante Person in München aufhält, ist das aber natürlich der einfachste Weg."

Schnell kam Dietlmeier so auf die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), dort war kaum Überzeugungsarbeit notwendig. "Durch die Münchner Sicherheitskonferenz kann es für die Bevölkerung zu Beeinträchtigungen kommen. Mit ihren öffentlichen Events wollen die Veranstalter die Bevölkerung am Konferenzgeschehen teilhaben lassen", sagt Dietlmeier. Die Idee war, den Münchnern "auf diesem Wege etwas zurückgeben zu können", sagt er. Seitdem sind die Veranstalter der Sicherheitskonferenz offizieller Partner der Veranstaltungsreihe.

Zwischen sechs und acht Veranstaltungen organisieren die Studenten im Jahr, zwei davon in dieser Woche. Kofi Annan spricht am Donnerstag, 15. Februar, als Friedensnobelpreisträger über die Herausforderungen moderner Demokratien, Eric Schmidt referiert an diesem Freitag, 16. Februar, über technische Neuerungen und Innovationen. Das ganze Jahr über arbeiten 20 bis 30 Studenten ehrenamtlich an der Umsetzung solcher Veranstaltung für die TUM-Speakers-Series, um lokale und internationale Redner nach München zu locken.

Ihr Studium gerät dabei manchmal zur Nebensache. Da die Münchner Sicherheitskonferenz und damit auch ihre größten Veranstaltungen eigentlich immer in die Prüfungszeit fallen, muss schon mal eine Klausur geschoben werden. Dass sie deswegen möglicherweise ein oder zwei Semester länger studieren, ist ihnen egal. "Während unser Studium eher theoretisch orientiert ist, ermöglichte mir erst die Leitung der Studenteninitiative und Organisation solcher Großveranstaltungen, in der Praxis Verantwortung zu übernehmen und Management-Fähigkeiten zu entwickeln", sagt Dietlmeier.

Natürlich sind die Studenten nicht auf sich allein gestellt - allein, dass der TU-Präsident Wolfgang A. Herrmann Schirmherr der TUM-Speakers-Series ist, hilft, Sprecher für die Reihe zu gewinnen. Aber von dem Zeitpunkt an, an dem der Kontakt zu den Rednern hergestellt worden ist, mischt sich niemand mehr ein - nicht die Universität und auch keiner der Partner. Im direkten Austausch mit Firmenchefs und anderen wichtigen Persönlichkeiten erarbeiten die Studenten ein Konzept.

Die Moderatoren, ebenfalls Studenten, werden geschult und müssen ein Rhetorik-Training durchlaufen. Gemeinsam mit den Sicherheitskräften wird ein genauer Ablaufplan ausgetüftelt, immerhin hat ein Mann wie Kofi Annan einen sehr vollen Terminkalender und keine Zeit für Eventualitäten. Räume müssen reserviert werden - auch wenn häufig erst kurz vor dem Termin klar ist, ob die Veranstaltung tatsächlich stattfinden kann. So wird ganz schnell aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit ein Vollzeitjob.

Doch die Arbeit lohnt sich: 1000 Plätze hat das Audimax, mehr als 10 000 Studenten hoffen per Losverfahren auf einen der begehrten Plätze. Pläne, die besonders gefragten Veranstaltungen für die Öffentlichkeit zu öffnen und das Ganze noch größer aufzuziehen, haben die Studenten dennoch nicht.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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