Hilfsorganisationen:Oxfam will mit Aktionsplan gegen sexuelle Übergriffe vorgehen

Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, in Berlin. (Foto: dpa)
  • Mitarbeiter der Hilfsorganisation Oxfam sollen in ihren Einsatzländern Sexpartys mit Prostituierten gefeiert haben.
  • Kritikern werfen Oxfam vor, die Vorwürfe nicht gründlich und schnell genug aufgearbeitet zu haben.
  • Mit einem Aktionsplan will die Hilfsorganisation jetzt gegen sexuelle Ausbeutung vorgehen.

Nach Bekanntwerden von sexuellen Übergriffen durch Mitarbeiter kündigt die Hilfsorganisation Oxfam umfassende Maßnahmen im Kampf gegen Missbrauch an. Ein entsprechender Aktionsplan sei mit Zustimmung aller weltweit tätigen Geschäftsführer verabschiedet worden, teilte Oxfam Deutschland am Freitag in Berlin mit. Eine Kommission wird den Umgang mit sexueller Ausbeutung in der Organisation untersuchen, sie soll von einer "führenden Menschenrechtsexpertin" geleitet werden.

Dem Aktionsplan zufolge will Oxfam zusätzliches Geld und Kapazitäten für den sofortigen Ausbau von Maßnahmen gegen Belästigung, Ausbeutung und sexuellen Missbrauch bereitstellen. Die Hilfsorganisation bekennt sich danach "unmissverständlich" dazu, ihre Organisationskultur zu verbessern. Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, zeigte sich "betroffen und wütend" über den Skandal.

Prominente Unterstützer distanzierten sich von der Organisation

Medien hatten über Sexorgien mit Prostituierten und Oxfam-Mitarbeitern in Haiti und im Tschad berichtet. Zu Wochenbeginn war deshalb die internationale Vizepräsidentin Penny Lawrence zurückgetreten. Auch der Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu erklärte seinen Rückzug als Oxfam-Botschafter. Zuvor hatte die EU-Kommission eine Streichung ihrer Mittel für Oxfam angedroht, sollten die Vorwürfe nicht rasch aufgearbeitet werden.

"Wir müssen unsere Lektion aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und sicherstellen, dass solche Fälle von Ausbeutung und sexuellem Fehlverhalten nie wieder passieren", sagte Oxfam-Chefin Lieser in Berlin. Wenn aus den "schlimmen Vorfällen" irgendetwas Positives entstehen könne, dann, dass bei Oxfam "kein Stein auf dem anderen" bleibe.

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