Olympia:"Ich habe mir damals geschworen: Das passiert dir nie wieder"

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Anschieber Kevin Kuske (links) gratuliert Francesco Friedrich zur Goldmedaille. (Foto: dpa)
  • Der deutsche Viererbob von Francesco Friedrich gewinnt Gold, Teamkollege Nico Walther landet auf einem geteilten Silber-Rang.
  • Für Friedrich ist es eine besondere Genugtuung nach den medaillenlosen Spielen in Sotschi 2014.
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Von Volker Kreisl, Pyeongchang

Bob Nummer 1 schoss als letzter dieses 16 Tage dauernden Eiskanal-Spektakels ins Ziel - und surfte am Publikum als Feiergesellschaft vorbei. Nach den Rodel-, den Skeleton- und den drei Bobwettbewerben war hier im letzten von vier Viererbob-Durchgängen nur noch der Führende Francesco Friedrich dran. Nach einem weiteren makellosen Lauf ließ er den Bob ausschlittern, während seine drei Anschieber die Fäuste ballten, winkten oder auch schon standen, die eine Hand Richtung Himmel, die andere auf der Brust.

Friedrich, 27 Jahre alt, ist nun wie sein Suhler Vorgänger André Lange 2006 Doppelolympiasieger. Der Pilot aus Oberbärenburg hatte am Montag schon den Zweier-Wettbewerb gewonnen, da aber noch in der knappest möglichen Weise - er teilte sich den ersten Platz und die Goldmedaille mit dem Kanadier Justin Kripps.

Im vierten Lauf sei er besonders entspannt gewesen, sagt Friedrich

Am heutigen Sonntag dagegen hat der Sachse den Rest der Bob-Welt hinter sich gelassen, eine gute halbe Sekunde betrug sein Vorsprung. Dafür kam diesmal sein gleichaltriger Teamkollege Nico Walther aus Dresden auf ein geteiltes Podium. Er stand am Ende gemeinsam mit dem Südkoreaner Won Yunjong auf dem Silberrang. Johannes Lochner aus Schönau/Königssee, der dritte deutsche Pilot, erlebte dagegen eine Enttäuschung. Auch er galt als Favorit, traf aber die Durchfahrt in den entscheidenden Kurven zu selten und fiel schließlich auf Rang acht zurück.

Olympia
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Die Crew von Francesco Friedrich holt mit deutlichem Vorsprung den Olympiasieg. Auch Teamkollege Nico Walther jubelt: Er landet auf dem geteilten Silber-Rang.

Lochner hatte im letzten Lauf sein Ziel wohl schon abgehakt, sein Ärger verflog also schnell, er war einer der ersten, die zum hereinrutschenden Siegerbob von Francesco Friedrich rannten und gratulierten. Für den folgte dann ein bewegender Moment auf den anderen. Erst die Gratulationstour durch die Trainer- und Konkurrentenschar, dann die Siegerehrung mit Medaillenzeremonie, die die Viererbob-Fahrer aus logistischen Gründen am Schlusssonntag an der Bahn selbst erlebten - hinter sich die Schlusskurve, vor sich die große Tribüne mit tausenden Zuschauern, am Horizont die Skisprungschanze, und über allem die Sonne.

53 Hundertstelsekunden betrug Friedrichs Vorsprung nach vier Läufen auf die beiden Silbergewinner, das ist eine kleine Welt im Viererbob und vor allem auf dieser Bahn. Denn sie verzeiht keine Fehler, Bandenberührungen und schrägstehende Vorderkufen wirken sich noch viele Kurven lang aus, eine gute Startzeit ist somit schnell verpatzt. Sowohl Friedrich als auch Walther hatten sich aber bestens auf diese Strecke eingestellt und bis auf Kleinigkeiten perfekte Läufe gezeigt. Friedrich wegen seiner enormen Erfahrung aus 13 Jahren Bob-Praxis, Nico Walther, weil er ein unerschrockenes Naturell hat und zudem zwei perfekte Tage erwischte.

Der schiefgelaufene deutsche Bob-Auftritt bei Olympia in Sotschi 2014 mit null Medaillen hatte vor allem Friedrich getroffen. Ihm war es ein Anliegen, endlich eine Olympiamedaille zu holen. "Ich habe mir damals geschworen: Das passiert dir nie wieder." Nun ist er nicht nur siebenmaliger Weltmeister, sondern auch Doppel-Olympiasieger.

Seine Mannschaft ist seit dem Ärger von Sotschi in identischer Besetzung zusammengeblieben. Seine Anschieber Thorsten Margis, Martin Grothkopp, Candy Bauer und auch der zu Hause gebliebene Jannis Bäcker trainierten vier Jahre lang auf das Ziel Pyeongchang hin, dieser Zusammenhalt ermöglichte weitere Erfolge. Bobfahren hat viel mit Selbstvertrauen und Lockerheit zu tun. Friedrich sagte, in dem Moment, als es im vierten Lauf um alles ging, sei er besonders entspannt gewesen: "Eine bessere Harmonie als bei uns kann's nicht geben."

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