Schule:Was bei einem Auslandsjahr in den USA schiefgehen kann

Schule: Die USA ist mit Abstand das beliebteste Land unter Schülern, die ein Auslandsjahr absolvieren.

Die USA ist mit Abstand das beliebteste Land unter Schülern, die ein Auslandsjahr absolvieren.

(Foto: AP)

Für viele Schüler ist ein Auslandsjahr die Gelegenheit, ein neues Land kennenzulernen und selbstständiger zu werden. Was bei der Planung zu beachten ist.

Von Anne Kleinmann

Eine neue Kultur kennenlernen, eigene Sprachkenntnisse verbessern, raus aus dem Schulalltag: Auf den ersten Blick klingt die Teilnahme an einem Schüleraustausch vielversprechend. Schließlich kann man eine Sprache kaum spielerischer lernen als in dem Land selbst. Aber: Bei einem Austausch kann auch einiges schiefgehen.

Da wären zum Beispiel die Gastfamilien, in denen die Jugendlichen bis zu einem Jahr leben. Dass die teilweise weniger gut ausgewählt sind, zeigt ein Fall aus Ingolstadt: Ein 16-jähriger Schüler wollte eigentlich ein Jahr in den USA verbringen. Noch vor Beginn seines Aufenthaltes erfuhr er allerdings, dass seine Gastfamilie auf einer Militärbasis in der Nähe von Washington wohnte, zu der man nur mit einem Berechtigungsausweis Zutritt hat. Für den Vater des Schülers ein absolutes No-Go. Die Agentur bot der Familie daraufhin an, ihren Sohn bei einer alleinstehenden Frau mit erwachsenem Sohn unterzubringen. Doch auch das lehnte der Vater ab und trat vom Vermittlungsvertrag zurück. Damit verlangte er auch die gesamten Kosten von insgesamt 13 275 Euro von der Agentur zurück. Weil die nur knapp die Hälfte des Geldes erstattet, klagte der Vater.

Das Düsseldorfer Landgericht sah den Fall allerdings anders als der Vater und entschied: Eine Gastfamilie auf einer US-Militärbasis ist für einen deutschen Austauschschüler grundsätzlich zumutbar. Dass die Gastmutter auf der Militärbasis als Mitarbeiterin der Krankenhausverwaltung Uniform trage, mache die Gastfamilie nicht ungeeignet, betonten die Richter. Auch das Leben auf einer zugangsbeschränkten Militärbasis bedeute nicht zwingend einen ungeeigneten Gastaufenthalt. Denn in den USA lebten viele Menschen in sogenannten Gated Communities mit eingeschränktem Zugang. Dass der spontane Besuch eines Mitschülers erschwert oder gar unmöglich werde, sei zumutbar.

Solche Probleme mit Gastfamilien sind nicht selten. Oft erzählen Heimgekehrer wahre Horrorgeschichten, etwa über unhygienische Zustände oder einer Unterbringung bei alten oder kranken Personen. So auch ein weiterer Schüler aus Ingolstadt. Seine Gastfamilie lebte zwar in einem normalen Haus, doch anstatt dem Gastschüler das Land zu zeigen, musste er für die Familie diverse Arbeiten erledigen. Zudem fiel dem Schüler nach einiger Zeit auf, dass von seinem Konto immer wieder Geld abgehoben wurde. Die Kreditkarte hatte er zur sicheren Verwahrung seiner Gastfamilie gegeben.

Den Vorwurf, wonach sie die Gastfamilien oft nicht richtig prüfen würden, weisen die meisten Vermittlungsagenturen von sich. Einige bestätigen allerdings den zunehmenden Gastfamilienmangel. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass immer mehr Schüler aus asiatischen Ländern ebenfalls ein Auslandsjahr in den USA machen wollen. Zudem sinke einfach die Bereitschaft, einen fremden Jugendlichen in seinem Haus aufzunehmen.

Dennoch verdienen die Agenturen jährlich allein mit dem Austausch deutscher Schüler mehr als 60 Millionen Euro. Den Großteil des Geldes bekommen allerdings die amerikanischen Partner der Agenturen, während die deutschen Organisationen häufig nur für die Anwerbung der Schüler verantwortlich sind. Vor Ort bieten die meisten Agenturen dann einen Ansprechpartner für die Schüler an. Doch auch hier zeigen die zahlreichen Einträge in Internetforen: Die Mentoren der Organisationen sind meist selbst mit der Situation völlig überfordert. So schreiben einige Schüler, dass sie teilweise mit ihren Problemen allein gelassen wurden oder man sie sogar mit dem Argument zurückwies, sie seien zu anspruchsvoll.

Eltern sollten Verträge ganz genau durchlesen

Die gemeinnützige Organisation Abi e.V. rät Eltern, die Verträge der Agenturen ganz genau anzuschauen. So schreibt eine Schülerin in einem Internetforum, dass ihre Organisation wähend ihres Auslandsaufenthalts insolvent gegangen sei. Ihre Eltern bezahlten der Gastfamilie privat das Geld für die restliche Unterbringung während des Aufenthaltes. Schließlich organisierte das Mädchen den Rückflug nach Deutschland selbst. Um auch für solche Fälle vorbereitet zu sein, rät Abi e.V., solche Eventualitäten gezielt bei den Organisationen nachzufragen.

Wer sich also überlegt, ein Auslandsjahr zu machen, der sollte sich vorab genau informieren, welche Agenturen andere Gastschüler weiterempfehlen und welche nicht. Um bei der Gastfamilie ebenfalls keine unnötigen Überraschungen zu erleben, empfiehlt es sich außerdem, mit der Familie vorab mindestens einmal telefonisch oder per Videochat Kontakt aufzunehmen.

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