Jahresausstellung des Kunstvereins:50 Kunstwerke beeindrucken in der Alten Brennerei

KVE Juroren & Jahresausstellung

Wanderung über das Nichts: Die Gläserne Brücke von Albin Zauner stimmt nachdenklich.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)
  • 50 Werke werden in der diesjährigen Jahresausstellung des Ebersberger Kunstvereins in der Alten Brennerei präsentiert.
  • Die Auswahl der fünf Juroren umfasst von Malerei über Fotografie bis Bildhauerei und Sound- und Video-Installationen alle klassischen Positionen in der Kunst.
  • Zu sehen ist die beeindruckende Ausstellung bis zum 8. April.

Von Theresa Parstorfer

Sie wandern über eine Brücke aus Glas, die im Nichts zu schweben scheint. Frauen, Männer, Kinder. Ein kleiner Junge, ein Arzt, eine Frau in Burka, ein Soldat mit dem Maschinengewehr im Anschlag und viele andere. Sie alle sind mit schwarzer Farbe auf scharfkantige Glasscherben gemalt und Teil der großen Jahresausstellung des Ebersberger Kunstvereins. Ihr Künstler heißt Albin Zauner, und die "Gläserne Brücke" ist eines von 50 Werken, die von Samstag an in der Alten Brennerei in Ebersberg zu sehen sein werden.

Nachdenklich stimmt diese Wanderung über das Nichts, faszinierend wirkt ihre Räumlichkeit. Diese beiden Themen - professionelle Ernsthaftigkeit und das Spiel mit dem Raum - ziehen sich durch die gesamte Ausstellung. Darin sind sich sowohl die langjährigen Organisatoren Maja Ott und ihr Mann Hubert Maier, als auch die fünf Juroren, die über die Auswahl der gezeigten Kunstwerke aus 200 Einsendungen bestimmt haben, einig, als sie am Dienstagnachmittag einen letzten Rundgang durch die Galerie antreten vor der feierlichen Eröffnung am Samstagabend.

"Uns war bei der Entscheidung besonders wichtig, dass die Arbeiten im Zusammenspiel miteinander funktionieren, aber auch mit dem Ausstellungsraum, der sie umgibt. Sie sollten dem Raum eine gewisse Spannung geben", sagt Manfred Mayerle, selbst Maler und einer der Juroren.

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Tür in Tür in Tür. Im Ausstellungsraum kommt "Raumansicht" von Andre Syrbe neben dem Durchgang besonders gut zur Geltung.

(Foto: Peter-Hinz Rosin)

Fotografin und Jurorin Christine Meder, die neben ihm steht, nickt bestärkend und deutet durch die Tür im zweiten Nebenraum zurück in den Hauptraum. Dort korrespondieren die zwei wirklichen Türrahmen mit einem verhältnismäßig kleinen Ölgemälde von Andre Syrbe, auf dem ein Flur mit zwei weiteren Türrahmen zu sehen ist.

Sogar bei der Frage des Gewinners des Kunstpreises war die Jury sich einig

Nicht einfach war es für die Jury, für jedes der vielen unterschiedliche Werke einen passenden Platz zu finden, ohne dass sie sich gegenseitig entwerten würden. Mit dem Ergebnis sind sie bei ihrem Rundgang jedoch durchaus zufrieden. Welche aus den vielen Einsendungen es in die Alte Brennerei schaffen würden, haben die fünf Jury-Mitglieder, die diese Aufgabe allesamt zum ersten Mal übernommen haben, immer einstimmig entschieden, verrät Mayerle. Sogar bei der Frage nach dem Gewinner des Kunstpreises? "Ja, auch da waren wir uns einig", sagt er schmunzelnd, aber verraten, welchem Künstler am Samstag der Kunstpreis überreicht werden wird, darf er nicht.

Organisator Hubert Maier betont, dass er sich besonders darüber freue, wie vielfältig und gleichzeitig anspruchsvoll die Ausstellung in diesem Jahr geworden ist. Von Malerei über Fotografie und Bildhauerei bis hin zu Installationen mit Video und Sound seien "alle klassischen Positionen" dabei. Faszinierend und technisch beeindruckend ist beispielsweise das größte Kunstwerk im ersten Raum der Ausstellung: ein 130 auf 195 Zentimeter großes Ölgemälde mit dem Titel "Trümmerfeld", auf dem das Künstlerduo Elke Schober und Lars Henning in unglaublichem Detailreichtum eine Collage aus Erdbebengebieten abgebildet hat.

Noch auffälliger ist jedoch gleich das erste Kunstwerk, das den Besucher erwartet, wenn er die Tür der Alten Brennerei öffnet. Keinen Titel hat das, was von seinen Schaffern, den Kunststudenten Lukas Hoffmann und Emanuel Guarascio, als "Assemblage" bezeichnet wird. An einem orangefarbenen Kabel hängt von der hohen Decke ein Ventilator, der ununterbrochen und mit einem leisen, monotonen Dröhnen einen golden, glitzernden Stoffsack vor sich her bläst, während etwas, das vielleicht einmal das Sitzpolster eines Autos war, eine weiße Holzplatte stützt, auf der wiederum in einer durchsichtigen, viereckigen Plastikschale Wasser hin und her schwappt.

Ebenso raffiniert ist die Animation im kleinsten Nebenraum der Galerie, in dem ein auf die Umrisse reduziert gezeichneter Wasserhahn unaufhörlich auf der weißen Wand Richtung Boden tropft. Oder auch die hypnotisierende Soundinstallation von reißendem Stoff gleich neben dem Aufgang der steilen, schmiedeeisernen Wendeltreppe im ersten Stock.

Zwei weitere Besonderheiten der Ausstellung betont Juror Mayerle: Einerseits sei es "nicht selbstverständlich, dass zwei Künstler so viel für andere Künstler tun." Damit meint er Maja Ott und ihren Mann Hubert Maier, die viele Stunden an Arbeit in diese Ausstellung gesteckt hätten. Andererseits sei es auch schön, dass die Auswahl nicht von Kunsthistorikern, sondern von Künstlern getroffen wurde. Dieses unaufgeregte Wohlwollen, aber vor allem die Qualität der Bilder machen die Ausstellung in der Alten Brennerei zu etwas ganz Besonderem.

Die Vernissage der Jahresausstellung sowie der Juroren-Ausstellung findet am Samstag, 10. März, um 18 Uhr im Grundbuchamt in der Bahnhofstraße 19 in Ebersberg statt. Um 19.30 Uhr wird Landrat Robert Niedergesäß die Ausstellung in der Alten Brennerei eröffnen. Besucht werden können beide Ausstellungen bis Sonntag, 8. April, jeweils am Freitag von 18 bis 20 Uhr und am Wochenende von 14 bis 18 Uhr.

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