Unterhaching:Von Gleichstellung weit entfernt

Unterhaching: Mit einer Fotoaktion sammeln die Grünen Arbeitsaufträge zum Thema Gleichstellung. Im Bild Martin Wagner und Frauke Schwaiblmair.

Mit einer Fotoaktion sammeln die Grünen Arbeitsaufträge zum Thema Gleichstellung. Im Bild Martin Wagner und Frauke Schwaiblmair.

(Foto: privat)

Grüne starten Fotoaktion zum Weltfrauentag

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Über was redet man in einer Grünen-Kreisversammlung am Vorabend des Weltfrauentags, noch dazu im Wahljahr 2018, in dem sich die Einführung des Frauenwahlrechts zum hundertsten Mal jährt? Natürlich über die Gleichstellung von Frauen und Männern, und darüber, was noch zu tun ist. "Puh", dachte sich Claudia Köhler, Landtagskandidatin im Landkreis München, als sie einen kleinen Vortrag nebst Fotoaktion vorbereitet hat. Bisher stand das Frauenthema nicht unbedingt im Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit. Doch je mehr sie sich damit beschäftigte, sagt sie, umso klarer wurde ihr, wo wir eigentlich heute stehen.

Köhler ist Jahrgang 1966. Aufgewachsen in den Siebziger- und Achtzigerjahren, sagt die Unterhachingerin heute: "In unserer Jugend war Aufbruchstimmung zu spüren." Feminismus, Gleichheit, Emanzipation sind die Schlagwörter dieser Zeit. "Wir haben unseren Weg gemacht, durften studieren, was wir wollten - eigentlich sind wir die erste Generation Mädchen, die diesen Anspruch selbstverständlich lebten", sagte Köhler bei dem Treffen in der Landesgeschäftsstelle der Grünen in München. Es habe damals die Hoffnung gegeben, es gehe etwas mit der Gleichberechtigung. Und jetzt? Die häufigste Frage, die sie zurzeit höre, sei "Was sagt deine Familie zu deiner Kandidatur?", sagt Köhler. Sie fragt sich nun, ob sie sich darüber aufregen soll. "Werden nur Frauen so etwas gefragt?" Köhler stellt fest, dass es auch heute noch an echter Gleichstellung mangele. "Erst wenn Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Hälfte der Macht haben, können wir zufrieden sein", findet sie.

Die Grünen wollen anlässlich des Jubiläums des Frauenwahlrechts zum Nachdenken über frauenpolitische Themen anregen und nicht nur innerhalb der Partei sondern mit einer Fotoaktion auch unter den potenziellen Wählern "Arbeitsaufträge" sammeln. Köhler hat unter den Kreisgrünen am Mittwochabend schon mal damit begonnen. Und dabei kam einiges zusammen, was von den Parteifreundinnen und -freunden als "wichtigste Themen", die besonders Frauen betreffen, gesehen werden. Die notierten "Arbeitsaufträge" reichen von "mehr Unterstützung für Alleinerziehende" über "mehr Geld für Frauenhäuser" bis hin zu "mehr Frauen in die Parlamente" und "no sexism".

Alles Themen, die Claudia Köhler auch in ihrer Rede angesprochen hat. Zudem geht es der Landtagskandidatin vor allem auch um neue Arbeitsmodelle. "Ich persönlich finde, eine Kindergartenöffnungszeit rund um die Uhr geht am Problem vorbei und bringt nur eine scheinbare Erleichterung für die Frauen - und schon gar nicht für die Kinder." Sie fordert daher sowohl Arbeitszeitverkürzungen als auch flexible Arbeitszeiten, die sich an den familiären Bedürfnissen orientieren und nicht umgekehrt die Schlafzeiten von Mutter und Kind an die Bedürfnisse des Arbeitsmarkt knüpfen.

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