Flugreisen:Meilen für Profis

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Wer viel unterwegs ist, sammelt auch gern Meilen. Doch die Regeln dafür ändern sich. (Foto: Marius Becker/dpa)

Für Passagiere ist es nicht mehr so leicht, einen Gratisflug oder ein Upgrade zu bekommen. Auch die Lufthansa ändert nun ihr Prämien-System. Doch es gibt einige Tricks für Sammler.

Von Marlene Thiele, München

Früher war es einfach: Ticket kaufen, Bonuskarte zücken und Meilen sammeln. Je öfter und je weiter man geflogen ist, desto schneller bekam man einen Prämienflug oder ein Upgrade. Inzwischen sammelt vor allem der viele Meilen, der viel bezahlt - am besten mit Kreditkarte. Aber an diesem Montag ändert die Lufthansa ihr Prämienmeilensystem. Die Zahl der Meilen pro Flug ist dann nicht mehr abhängig von Buchungsklasse und Flugstrecke, sondern vom Ticketpreis und einem eventuellen Vielflieger-Status. Das ist auch bei anderen Fluggesellschaften so: Wer viel für einen Flug bezahlt, bekommt viele Meilen gutgeschrieben. Schnäppchenjäger müssen dagegen öfter ins Flugzeug steigen, bis ein Gratisflug herausspringt.

Oder sie sammeln die Meilen ohne abzuheben. "Man muss nur wissen, wie man es am geschicktesten macht", sagt Alexander Koenig, ehemaliger Unternehmensberater und Gründer der Webseite "First Class and More", die Tipps zum Meilen- und Punktesammeln in der Reisebranche gibt. Koenig empfiehlt den Einsatz von Kreditkarten, etwa jene der Fluggesellschaften, aber auch andere: Erstens bekommt man damit für jeden Euro Umsatz Prämienmeilen gutgeschrieben, zweitens verfallen die Meilen nicht. In Deutschland gibt es drei Kreditkarten-Anbieter, die solche Meilen-Programme anbieten. Welche Karte sich lohnt, hängt vom persönlichen Einkommen und vom Reiseverhalten ab. In jedem Fall sollte man das Kleingedruckte studieren, denn das Zahlen mit Karte kann teuer werden.

Vorteile für Vielflieger

"Vielreisenden empfehle ich die Gold-Angebote. Damit kann man nicht nur überall bezahlen und nebenbei Meilen sammeln, sondern es sind auch verschiedene Versicherungsleistungen inklusive", sagt Koenig. Die Kreditkarten mit Auslandskrankenversicherung und Mietwagen-Vollkaskoversicherung haben allerdings eine recht hohe Jahresgebühr. So zahlt man für die Lufthansa Miles & More Credit Card Gold World Plus 110 Euro. Pro Euro generiertem Umsatz wird eine halbe "Miles & More"-Prämienmeile gutgeschrieben.

Die Kreditkarte Gold von Eurowings kostet 69 Euro jährlich und hat gegenüber allen anderen Angeboten den Vorteil, dass Bargeldabhebung und Auslandseinsatz weltweit kostenlos sind. Mit dieser Kreditkarte sammelt man pro Euro Umsatz zwei sogenannte Boomerang-Meilen, die nur für Eurowings-Flüge eingesetzt werden können. Zudem gibt es keinen Vielfliegerstatus, sodass der Lounge-Zugang stets an den gebuchten Tarif gebunden ist.

Eine dritte Möglichkeit bietet die American Express Gold Card zum Preis von 140 Euro, das erste Jahr ist kostenlos. Statt Punkten sammelt man pro Kreditkarteneinsatz "Membership Rewards", die sich in Meilen der großen Fluggesellschaften umwandeln lassen. Unterm Strich bringt jeder Euro Kreditkartenumsatz über eine American-Express-Karte dann zum Beispiel genauso viele Lufthansa-Meilen wie das konzerneigene Meilenprogramm - nur, dass man die Punkte eben auch bei weiteren Fluggesellschaften einsetzen kann. Koenig kennt noch einen Trick: "Wer sich telefonisch für ein Turboprogramm anmeldet, der sammelt pro Einkauf noch einmal 50 Prozent mehr Meilen."

Tipps für Gelegenheitsreisende

Von allen drei Anbietern gibt es auch günstigere Kreditkarten, bei denen zwar keine Reiseversicherungen inklusive sind, man aber genauso Meilen und Punkte sammeln kann wie bei den Goldkarten. Die Miles & More Credit Card Blue World der Lufthansa gibt es für 55 Euro jährlich. Das Pendant von Eurowings kostet sogar nur 19,99 Euro, das erste Jahr ist umsonst. Sie ist im Gegensatz zur Gold-Version allerdings auch nur in Europa kostenlos nutzbar. American Express bietet die Express Card zum Preis von 55 Euro ab dem zweiten Jahr. Zudem gibt es die kostenlose Payback American Express Karte, bei der man mit jedem umgesetzten Euro einen halben Payback-Punkt sammelt. Die Punkte lassen sich im Verhältnis eins zu eins in Lufthansa-Meilen umtauschen. Zusätzlich dazu kann man bei allen Payback-Partnern die regulären Punkte sammeln.

Konditionen prüfen

Wenn man Flugmeilen vorteilhaft sammeln möchte, lohnt sich in jedem Fall ein Blick ins Kleingedruckte. Bei allen Karten außer der Eurowings Kreditkarte Gold ist das Bezahlen im außereuropäischen Ausland zum Beispiel ziemlich teuer. "Man sollte alle Konditionen genau kennen", rät Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. "Man muss auch schauen, was man eigentlich für eine Meile bekommt. Mitunter zahlt man bei einem Prämienflug so viele Steuern und Gebühren, dass man am Ende kaum billiger fliegt, als wenn man regulär gebucht hätte."

Auch beim Datenschutz müsse man vorsichtig sein, denn einige Anbieter geben Daten zum Einkaufsverhalten an Drittunternehmen weiter, wenn man dem nicht explizit widerspricht.

Vor allem sollte den Nutzern bewusst sein, dass Meilenprogramme in erster Linie dazu da sind, Kunden an die Fluggesellschaft zu binden. "Wenn man nicht vom System ferngesteuert werden will, sondern davon profitieren möchte, sollte man sich ziemlich gut auskennen. "

So wie Alexander Koenig, der es zum Geschäft gemacht hat, anderen solche Reise-Deals bereitzustellen - gegen Geld. Koenig hat für seine Kunden noch mehr Sammeltipps parat: Zeitungsabonnements, Mobilfunkverträge, Hotelbuchungen - überall gibt's Meilen obendrauf. "Wenn man das geschickt zusammenstellt, kann man sehr trickreich um die Welt reisen", sagt er.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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